The Gaslight Anthem / Chuck Ragan / Sharks /
Was für ein geiles Package, das uns an diesem noch recht milden Novemberabend in Zürich erwartet. Mit den Sharks aus Großbritannien war eine vielversprechende Newcomer Band mit dabei, das Hot Water Music Reibeisen Chuck Ragan braucht keinerlei weitere Einführung mehr und The Gaslight Anthem ist wohl eine der derzeit heißesten Bands in Sachen Rock überhaupt.
Den Anfang machten die Sharks. Die Band aus dem vereinigten Königreich war mir im Vorfeld der Show gänzlich unbekannt. Das Quartett bot schmissigen Punkrock mit deutlichen Wurzeln in The Clash, und auch Einflüsse von The Gaslight Anthem sind nicht von der Hand zu weisen. Die noch recht junge Band machte auf der Bühne einen souveränen Eindruck und das Publikum im schon gut gefüllten Dynamo schien gut unterhalten zu sein. Die Rolle des Openers erfüllte die Band somit auf jeden Fall zufriedenstellend. Leider hatten Sharks keinen echten Hit oder besonderen Höhepunkt mit im Gepäck.
Nach Sharks kümmerte sich Chuck Ragan höchstpersönlich darum, seine Backline aufzubauen und nach einer recht kurzen Umbaupause betrat der sympathische Hot Water Music Frontmann nur mit einer Gitarre bewaffnet die Bühne. Nach einer kurzen Begrüßung legte er los und seine enorme Präsenz erfüllte sofort den Raum. Nur mit Akustikgitarre und seiner rauen, emotionalen Stimme bewaffnet, klebte ihm das Publikum im Handumdrehen an den Lippen. Die Hingabe und Leidenschaft mit der Ragan seine Songs singt sorgt für ein tolles Konzerterlebnis. Später im Set gesellte sich sein einziger Mitmusiker mit der Geige zum ihm und unterstützte die Songs. Ragan selbst spielte nicht nur Gitarre und sang, sondern betätigte auch die Mundharmonika. Optischer Hingucker der Show war sicherlich der Geiger, dessen Kopf nur aus Haaren zu bestehen schien. Nach etwas mehr als 30 Minuten und einer gelungenen Mischung aus älteren und neueren Songs war die ergreifende Show auch leider schon vorbei.
Dann war es Zeit für die eigentliche Hauptband des Abends. The Gaslight Anthem eröffneten ihr Set mit dem neuen Song „The Spirit Of Jazz“. Sofort hatte die Band das Publikum fest im Griff. Weiter ging es mit „Boxer“, bevor man auf älteres Material zurückgriff. Im Hauptteil des Sets wurden immer wieder Songs vom Debüt und der „Senor and The Queen“-EP gemischt. Songs vom Erfolgsalbum „The 59 Sound“ kamen zwar auch zum Zug, jedoch überraschend selten. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch, schließlich bietet das neue Werk genügend Hits, und Songs wie „Blue Jeans And White T-Shirts“ oder „I´da Called You Woody, Joe“ sorgten für stimmungsvolle Höhepunkte. Der Band war es anzumerken, dass sie reichlich Spaß hatten. Insbesondere Frontmann Brain Fellon hatte permanent ein Lächeln auf den Lippen und feixte immer wieder mit dem Publikum und erzählte Geschichten. Oft gab es kleine Spielereien und Improvisationen, so wurde der Americana Klassiker „Stand By Me“ (Ben E. King) kurz angespielt. Die Band zauberte immer wieder einen neuen Hit aus dem Hut, den sie zum Besten gab. Bei aller Faszination und Spielfreude muss allerdings gesagt sein, dass das Set durch eine Anhäufung von ruhigen Tracks im Mittelteil leichte Längen hatte. Das wurde dann aber schnell wieder durch den nächsten Hit vergessen gemacht. Als die Jungs aus New Jersey schließlich zu „Great Expectations“ und „59 Sound“ ansetzten, war klar, dass das Set sich dem Ende neigte. Ein Blick auf die Uhr bestätigte die Einschätzung, da die Band schon knapp 90 Minuten auf der Bühne stand. Doch weit gefehlt. The Gaslight Anthem kamen nicht nur für die obligatorischen ein bis zwei Zugaben zurück. Es wurden sage und schreibe sieben weitere Songs dargeboten. Das trieb die Spielzeit auf gute zwei Stunden und endlich wurden auch alle bisher schmerzlich vermissten Hits von „The 59 Sound“, wie „Film Noir“, „Here´s Looking At You Kid“und „The Backseat“, gespielt.
Die Band hat alles gegeben und im Endeeffekt jeden wichtigen Song ihrer Karriere gespielt. Allein eine Spielzeit von zwei Stunden ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Band war super eingespielt und auch der Klang in der Halle war richtig gut. The Gaslight Anthem haben ihre großartigen Live Qualitäten einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Jeder, der der Band auf Platte auch nur halbwegs etwas abgewinnen kann, sollte sich die Jungs keinesfalls auf der Bühne entgehen lassen. (rg)
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