Strike Anywhere /
München, 4. Februar 2008: Wie so viele andere machte ich mich gegen Mittag auf den Weg in die Innenstadt. Endlich hatte das Warten ein Ende: Rise Against wieder live in Deutschland und Europa auf Tour, im Gepäck ihre neue Scheibe „Appeal To Reason“. Supportet wurde die Truppe aus Chicago diesmal von keinen geringeren als Strike Anywhere und der Wiener Punkband Rentokill - nicht zu verwechseln mit der Schädlingsbekämpfungsfirma. Am Marienplatz angekommen, lernte ich ein paar Jungs aus der Gegend kennen, die am Abend auf dasselbe Konzert gehen wollten. Schnell war man sich einig, bei einem Bier in der nächsten Kneipe voller Vorfreude auf den bevorstehenden Abend anzustoßen (An dieser Stelle ein Gruß an die Jungs aus Dillingen). Am späten Nachmittag traf ich mich am Münchner Hauptbahnhof mit Freunden, um dann gemeinsam Richtung Postpalast zu ziehen.
Doch dann gegen 18 Uhr die Hiobsbotschaft: Das Konzert fällt aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen dem Veranstalter und der Stadt München aus. What the fuck?! „Kann nicht sein!“ und „Sicher ein Fake!“ waren die ersten Reaktionen auf die bis dato nur als ein Gerücht geltende Meldung. Leider wurde daraus purer Ernst, wie wir spätestens dann einsehen mussten, als sowohl auf der offiziellen Homepage von Rise Against als auch im Radio davon berichtet wurde. Was jetzt?! Viele waren extra für das Konzert mehrere hundert Kilometer angereist, hatten Urlaub genommen und teilweise ein Hotelzimmer gebucht - umsonst? Blieb nur eins: Das Beste daraus machen.
Um zu sehen, wie die allgemeine Stimmung vor dem Postpalast aussah, fanden wir uns vor der ehemaligen Paketverteilhalle im Westen des Hauptbahnhofes ein. Eine am Zaun des kreisrunden Gebäudes angebrachte Pressemitteilung klärte hier auch diejenigen über das gestrichene Konzert auf, die noch nichts davon mitbekommen hatten. Selbst die Securities wirkten ratlos. Einer von ihnen sagte mir, dass sie erst vor wenigen Minuten darüber in Kenntnis gesetzt wurden. Dann ein Anruf: Anscheinend würden Strike Anywhere trotzdem spielen, und zwar im Kafe Kult in Oberföhring im Norden Münchens. Der Abend war noch jung, also beschlossen wir, mithilfe der öffentlichen Verkehrsmittel und der Beschreibung über´s Handy (Danke, Michi) die Location zu finden. Ca. eine Stunde später kamen wir in dem kleinen Club an. Es schien wirklich zu stimmen, dass an diesem Abend musikalisch noch was gehen würde: Sonst wären die Jungs von Strike Anywhere schließlich nicht dort gewesen. Das Ganze wirkte eher improvisiert. Keine richtige Bühne, keine Security, kein Mischpult… und ca. 50 Leute. Damit war der Laden auch schon an der Grenze seiner Kapazität - und einem lauten Abend stand nichts mehr im Wege. Gegen 23 Uhr enterten Strike Anywhere die „Bühne“. Das Publikum ließ sich von Anfang an anständig gehen, was sicherlich damit zu tun hatte, dass sie froh waren, dass Strike Anywhere trotz des abgesagten Konzerts im Postpalast noch spielten. Auch die Truppe um Frontmann Thomas Barnett hatte sichtlich Bock, den Leuten noch was zu bieten. Einen Kracher nach dem anderen gab man zum Besten. Ein Abend wie aus dem Bilderbuch für alle Fans lauter, schneller Gitarrenmucke mit allem, was dazugehört: Coole Leute, gutes Bier, Stagedives, Circlepit und Strike Anywhere in feinster Spiellaune - das Ganze in einer Location, die gerade mal so groß war wie so manches WG-Zimmer. Alles Punkte, die diesen Abend unvergesslich machen. Nach ca. einer Stunde war das Konzert vorbei. Die wenigen, die dabei sein durften, verließen verschwitzt und glücklich das nach Schweiß, Bier und Zigaretten duftende Kafe Kult. An Nach-Hause-Gehen war allerdings noch lange nicht zu denken. Also entschieden wir uns, ein Taxi nach Schwabing zu bestellen und dort bei ein paar Bierchen die Nacht Revue passieren zu lassen. Bei einer Sache waren wir uns alle einig: Sicherlich war es schade, dass Rise Against an diesem Abend nicht spielen durften, trotzdem wurde der Abend dank Strike Anywhere zu einem einmaligen Erlebnis.
Inzwischen steht der Nachholtermin für das ausgefallene Konzert fest: Verlegt wurde der Auftritt auf den 21. August 2008. Es wird im Zenith stattfinden, wo Rise Against das letzte Mal bei der Taste Of Chaos Tour 2007 spielten (Homepage: www.zenith-die-kulturhalle.de). Support-Bands werden weiterhin Strike Anywhere und Rentokill bleiben. (mg)
(mg)Dieser Artikel wurde 1864 mal gelesen