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Parkway Drive / Unearth / Despised Icon / Architects / Protest The Hero / Whitechapel / Carnifex /

24.11.2008, Nürnberg, Hirsch

Es ist ja nach wie vor müßig über Sinn und/oder Unsinn von Packagetouren zu streiten; den einen gefällt´s, die anderen nervt´s, egal. Fakt ist, dass da oft Bands auf Tour kommen, die es sonst vielleicht gar nicht in unsere Breiten geschafft hätten, dass es da oft eine hohe Qualitätsdichte gibt, dass die einzelnen Bands meist aber auch viel zu kurz spielen. Wie auch immer, es war ein verdammt starkes Package, was sich da an diesem nasskalten Novemberabend im gut gefüllten Hirsch zu Nürnberg präsentierte.

Und die Opener Carnifex ließen sich von der frühen Stunde – sie mussten um 18.55 Uhr an den Start – keinesfalls die Laune verderben und starteten vehement, vom Start weg mit erstaunlich gutem Sound, in ihr Set. Erfreulicherweise haben sich wohl viele im Vorfeld schlau gemacht und waren rechtzeitig zu Beginn erschienen. Das hat man ja durchaus schon anders erlebt, dass bei sehr vielen Bands, die erste gerne mal noch vor der ursprünglich angegebenen Einlasszeit loslegen musste. Die Amerikaner zeigten sich jedenfalls erfreut vom Empfang und legten sich gleich ordentlich ins Zeug und schroteten ihren derben Death Metal-Sound in die willigen ersten Reihen. Was der eine Gitarrist schon an Winterspeck zu viel auf den Rippen hatte, fehlte dem dürren Sänger entsprechend, leidenschaftlich abgegangen sind aber alle, teilweise sah das sogar nach einstudierten, synchronen Moves aus, machte auf jeden Fall was her. Cooles Detail: die Saitenfraktion hatte auf die Rückseite ihrer Instrumente jeweils mit weißem Klebeband „Kill“ geschrieben und das wurde dann auch gelegentlich synchron ins Volk gehalten.

Die Umbau-Probleme, die zu Beginn der Tour wohl noch an der Tagesordnung waren, hatten sich zu diesem Zeitpunkt der Reise glücklicherweise schon in Wohlgefallen aufgelöst. Alle Bands nutzen größtenteils die gleiche Backline, viele sogar die selben Topteile und manchmal sogar große Teile des Schlagzeugs. So wurden die Umbaupausen, die beispielsweise in Berlin wohl teilweise fast eine halbe Stunde gedauert haben, kurz und knapp gehalten.

Nachdem Carnifex also um 19.15 Uhr fertig hatten, legten Whitechapel pünktlich wie die Maurer um 19.25 Uhr los – leider mit zunächst grottigem Sound. Die dreifache Gitarrenpower der Amis addierte sich zu einem dumpfen Soundwust und der pitbullartige Sänger machte wohl auch deswegen einen äußerst angepissten Eindruck. Bassist Gabe Crisp war sichtlich engagiert, ansonsten war leider wenig Emotion in den Reihen der Mucker auszumachen, die Gitarristen waren zwar dank Sendersystemen eifrig am Kreuzen, sahen aber eher unbeteiligt aus. Zwischen den Songs erklangen hier und da Sounds (in den Songs arbeitete der Drummer gerne mal mit Subbässen), was die Sache interessant gestaltete und auch verhinderte, dass die Energie und Stimmung wegbrach. Beim dritten Song „Posession“, zu dem es ja auch einen Videoclip gibt, waren die Soundprobleme dann aber behoben, das Publikum hatte sich eh nicht davon abhalten lassen, die Band zu feiern, sichtbares Zeichen der Begeisterung war die erste Wall Of Death des Abends. Wie es der Sänger bei der Hitze auf der Bühne in ´nem langärmeligen Flanell-Karohemd ausgehalten hat ist mir ein Rätsel, sympathisch war auf jeden Fall, dass er in den Graben ging um die ersten Reihen mit Wasser zu versorgen. Um 19.50 Uhr war der Spaß dann aber auch schon wieder vorbei.

Setlist Whitechapel:
Eternal Refuge
Vicer Exciser
Possession
Prostatic Fluid Ashpyxiation
This Is Exile

In dem Maß, wie die technischen Fertigkeiten auf der Bühne mit der nächsten Band Protest The Hero dann zunahmen, ließ die Begeisterung vor der Bühne dann (leider!) auch nach. Es war ja schon im Vorfeld klar, dass die Kanadier mit ihrem Frickelsound im Lineup auf verlorenem Posten stehen, dass die Reaktionen aber so verhalten sein würden, war dann doch überraschend. Schon rein äußerlich setze sich die Band von ihren Kollegen ab, der eine Gitarrist hatte zwar lange Haare bis über die Schultern, sein Vollbart war aber noch länger. Der Bassist trug ein unbedrucktes, halboffenes senfgrünes Hemd und in Sachen Bewegung war’s abgesehen von Sänger Rody Walker auch eher Fehlanzeige. Der Sänger zeigte sich anfangs in schicker, weiter grauer Jogginghose und schwarzem Kapuzenpulli; unter dem dann später ein Star Trek-Shirt zum Vorschein kam. Ein Song („Sequoia Throne“) drehte sich dann wohl auch inhaltlich um Spock, Pille & Co. Trotz gerade mal 25 Minuten Spielzeit brachte die Band mit „Heretics & Killers“ sogar einen Songs ihres Debuts „Kezia“ in ihrem Set unter. Nachdem über die ersten beiden Songs quasi null aus dem Publikum zurück kam, freute sich der Fronter dann nach dem dritten Song über vereinzelte Reaktionen, und zwar in etwa so: „Jetzt weiß ich wenigstens, dass es jemand juckt – vorher wär´ ich dann doch lieber im Keller meiner Eltern gewesen um zu wichsen!“ (sic!). Die Band war mit ihrem hyperaktiven “Dream Theater auf Speed meets System Of A Down”-Sound fernab von Death und Metalcore und den teilweise auch sehr hohen Vocals wohl doch zu viel fürs Publikum, mal sehen, wie sie sich dann auf der Headlinertour im nächsten Jahr schlagen.

Protest The Hero

Um 20.45 Uhr war es dann Zeit für Architects und die waren für mich – um das mal gleich vorweg zu nehmen – die positive Überraschung des Abends. Von der ersten Sekunde an war jedem der fünf Mucker deutlich anzumerken, dass sie ihre 25 Minuten Spielzeit nicht ungenutzt verstreichen lassen wollten. Jeder brannte förmlich und gab sich völlig dem Sound hin. Der kam auch knüppeldick und trotzdem atmosphärisch aus den Boxen und der Funke der da auf der Bühne für ein lichterlohes Feuer gesorgt hatte, sprang auch sofort aufs Publikum über – das war nach der Protest The Hero-Zwangspause wohl auch mehr als dankbar für adäquate Umrahmung seiner sportlichen Darbietungen. An dritter Stelle servierte die Band dann auch ungeniert einen Song von ihrem nächsten Album, das wohl im Januar erscheint. Wenn ich den Namen richtig verstanden habe, hieß der Track wohl „Numbers Count For Nothing“. Danach gab’s „Campion...“, den die Band ja auch aktuell auf ihrer MySpace-Seite präsentiert. Aus der ohnehin hochmotivierten Meute stach Drummer Dan Searle sogar noch besonders hervor. Es war eine wahre Freude ihm beim Abgehen zuzuschauen. Der Preis für den wahnwitzigsten Bart ging eindeutig auch ans Team Architects, denn deren Tech zierte ein wahrer „Pornobalken“ von einem Bart!

Auch Architects hielten ihre 25 Minuten Spielzeit brav ein, bei den folgenden Despised Icon dauerte es aber etwas länger mit dem Umbau und so war es schon fast 21.30 Uhr, als die Combo mit einem Intro aus dem Film „300“ startete. Die Band war wohl die derbste im Lineup, das Deathcore-Dauer-Gebolze wurde nur gelegentlich durch Breakdowns unterbrochen. Rein optisch sahen besonders die beiden Fronter mit ihren weiten Shirts, Hosen und den leicht schräg sitzenden Basecaps viel mehr nach HipHop, als nach Derb Metal aus, da hätten echt nur noch ein paar „Bling!“-Goldkettchen gefehlt. Die Meute war jedenfalls komplett am Durchdrehen, was durch diverse Crowdsurfer belegt wurde, die aber bei der fränkischen Grabensecurity auf wenig Gegenliebe stießen und sehr rüde behandelt wurden. Am Bühnenrand verfolgte u.a. der Whitechapel-Sänger die Show und besonders was Despised Icon-Drummer Alexandre Pelletier da abzog. Der Architects-Mann war ja schon oberste Liga, was der Kanadier hier aber trieb, war schon fast überirdisch. Mit dem finalen „In The Eyes Of Perdition“ war der Sturm dann pünktlich um 21.55 Uhr vorbei.

Für den ersten Headliner des Abends wurde die Umbaupause dann auf 25 Minuten ausgedehnt. Die Backline rückte weiter nach hinten, es wurde also mehr Platz geschaffen. Das war im Publikum genau andersherum, hier wurde Platz zunehmend zur Mangelware, denn war es vorne vorher schon stets gut gefüllt gewesen (mit Ausnahme von Protest The Hero) und obwohl Despised Icon schon sehr stark vorgelegt hatten, erreichte die Begeisterung jetzt einen weiteren Höhepunkt und sorgte für „Sardinen in der Dose“-Verhältnisse. Die Band startete jedenfalls hochmotiviert in ihr 40minütiges Set und feuerte gleich als erstes „Endless“ in die rotierende Menge und schob direkt „My Will Be Done“ vom aktuellen „The March“-Album hinterher. Sänger Trevor Phipps gab den Motivator, forderte permanent Circle-Pits und Headbanging, was aber an sich unnötig war, da das Volk genau deswegen gekommen war! Da war die unfreiwillige Pause wegen einer kaputten Fußmaschine nach „Crowkiller“ fast schon ein willkommenes Verschnaufpäuschen! Höhepunkt der Show war der Gitarristen-Gag bei „The Great Dividers“. Da stiefelte Buz McGrath nämlich unterm Spielen (Sender macht’s möglich) gute 10 Meter auf der Bar an der Längsseite der Halle entlang, spielte sein Solo und ließ sich zum Ende seines Parts von seinem Gitarrenkollegen Ken Susi von der Bühne punktgenau eine Flasche Wasser zuwerfen, fing sie auf, trank daraus, setzte auf den Punkt wieder ein und lief auf der Bar wieder zurück auf die Bühne! Die „The March“-Tracks hatten mit drei Songs zwar deutliches Übergewicht auf der Setlist, aber es ist ja nun mal das aktuellste Werk. Die Begeisterungs-Ausmaße der München-Show ein paar Tage vorher wurden nicht ganz erreicht – hier sollen teilweise bis zu 15 Crowdsurfer gleichzeitig über den Köpfen gewesen sein – aber schließlich war es ja auch Montag!

Unearth

Setlist Unearth:
Endless
My Will Be Done
This Lying World
Sanctity Of Brothers
Giles
Crowkiller
The Great Dividers
Grave Of Opportunity
Black Hearts Now Reign

Warum nach Unearth überhaupt noch jemand spielte, hatte ich ja von Anfang an nicht verstanden, aber vielleicht wollten die ja auch nicht als allerletzte Band im Rahmen einer Package-Tour spielen. Egal, die Australier Parkway Drive nahmen die Position freundlich an und wollten nach ihrem atmosphärischen Intro gegen 23.15 Uhr hochmotiviert in ihr Set starten, da machte ihnen dann aber die Technik einen Strich durch die Rechnung. Sänger Winstons Mikro gab kaum etwas von sich und erst nachdem es vor dem zweiten Song ausgetauscht worden war, konnte man die sichtbare Leidenschaft des Fronters auch adäquat hören. Die Band dauergrinsender australischer Surfer fuhr in der Folge die Ernte von fleißigem Säen in Form von permanenten Touren und starken Alben ein und ließ sich weder vom für sie wohl ziemlich ungemütlichen Wetter noch vom ungünstigen Wochentag beeindrucken. Aus dem ausgewogenen, bärenstarken Set Einzelnes herauszuheben ist müßig, an vierter Stelle wurde aber der Überhit „Carrion“ vom aktuellen „Horizons“-Album serviert. Kurz nach Mitternacht war dann auch Schicht im Schacht und die Aufmerksamkeit der Zuschauer richtete sich ein letztes Mal auf die ausladenden Merchangebote der vielen Bands. Da konnte man sich zu überraschend fairen Preisen eindecken: ein T-Shirt oder Schweißband für 15 Euro, CDs für 10 Euro und Hoodies für 30 Euro! So sollte das ruhig öfter sein!

Parkway Drive

Thomas Jentsch

(tj)

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