The End / Fear Before The March Of Flames / HeavyHeavyLowLow /
In Münster waren ein paar Tage vorher wohl nur 20 zahlende Gäste, das war aber dann wohl unter der Woche und eben auch nicht in der Weltstadt mit Herz. Schon als ich gegen 20.30 Uhr am Club bin, sind schon an die 50 Leute am Start, die größtenteils noch das gute Wetter genießen und draußen beisammenstehen. Im Club selbst halten sich zu der Zeit noch kaum Leute auf, höchstens am sehr gut bestückten Merchstand. Der glänzt einerseits durch ein riesiges Sortiment, The End und Heavy Heavy Low Low haben jeweils mindestens drei verschiedene Shirtdesigns, dazu teilweise noch Kapuzenpullis und natürlich CDs. T-Shirts gibts für sagenhafte 10 Euro, der Kapu kostet gerade mal 20 Euro und CDs sind mit 10 Euro auch sehr günstig. Wenn man ne CD zum Kapu nimmt, kostet der Kapu nur 5 Euro mehr – die HHLL-CD gibts sogar für gerade mal 5 Euro! Fear Before The March Of Flames haben ein nicht ganz so riesiges Sortiment, sind aber ähnlich bunt und schräg in den Designs wie HHLL. Und HHLL sind dann auch definitiv die Sieger an der Merchfront, denn sie verkaufen tatsächlich Flip-Flops (für den nicht gar so Schuhwerk bewanderten Leser, das ist so ne Art Adilette, also Badelatschen, Anmerk. d. Verf.) !!
Vor das eigentliche 3er-Tourpackage hatte der örtliche Veranstalter mit Blank Promise noch einen lokalen Opener geladen, der dann auch gegen 21 Uhr an die Arbeit ging. Gleich zu Anfang entschuldigte sich einer der beiden Gitarristen, die beide auch als Sänger fungierten, für den doch etwas anders gelagerten Sound der eigenen Band, wünschte den Anwesenden aber nichtsdestotrotz viel Spaß. Und richtig, Emo Punk passte nicht gar so gut zu den anderen Bands, aber das konnte man Blank Promise nun wirklich nicht vorwerfen. Die machten ihre Sache nämlich richtig prima, gaben sich auch ordentlich Mühe Bewegung auf der Bühne zu zelebrieren und zeigten very advanced Instrumentenrumschwinging. Bis auf den Drummer waren sie auch alle ordentlich auf Emo gestylt, schwarz gefärbte Haare, schick nach vorne gebürstet, einer der Gitarristen trug sogar ein Iron Maiden-Shirt...Der Basse zappelte (tatsächlich mit einem The Sorrow-Shirt!) in der Mitte der Bühne herum, während seine Kollegen an den Gitarren ihn flankierten. Technisch und fürs Auge durchaus cool, auch die beiden Gesänge funktionierten, aber groß originell war das nicht...
Um ca. 21.55 Uhr legten dann HHLL los. Deren Basser und Drummer sahen an sich ganz gewöhnlich aus, ihre Kollegen an der Gitarre und am Mikro waren da aber das komplette Gegenteil und erweckten eher den Eindruck, dass sie dringend professionelle Hilfe brauchen... Der Gitarrist war an sich normalgroß – für einen Hobbit! Er trug seine Gitarre knapp unter dem Kinn (na ja fast) und präsentierte zum knappen roten Höschen (war das schon ne Hot Pant?) ein quietschblaues T-Shirt. Beim Soundcheck vor der Show spielte er „Jingle Bells“ an und spätestens da hätte man ja was merken können... Zudem hatte der Gitarrero zum 5. Geburtstag von seinen Eltern wohl eine Tätowiermaschine bekommen, an seinen Beinen prangten jedenfalls die dollsten „Bildchen“. Da hätten wir u.a. ne Stehlampe, einen Fernseher, eine Toilette, eine Ritterburg und einen Pilz. All das in etwa so kunstvoll und detailliert wie die Memorykärtchen von meinem kleinen Sohny, wirkte also alles eher willenlos. Beim etwa 15minütigen Auftritt von HHLL ging der Mann dann ab wie nichts gutes, was aber über weite Strecken wie eine Mischung aus Stromschlag, „Ich steh hier in nem Ameisenhaufen und versuch die verdammten Viecher von meinen Beinen zu schütteln“ und Ententanz wirkte – b i z a r r !! Und wir haben noch gar nicht über den Sänger gesprochen! Der geiferte wild vor sich hin, zog also immer wieder mal lange Speichelfäden mit sich herum und konzentrierte sich ansonsten darauf mit seinem Mikro sein Genital zu imitieren und hingebungsvoll daran herumzuwichsen bzw. Oralverkehr anzudeuten. Zwischen den Songs erquickte er das Publikum dann mit wiederholten „blahblahblah“-Ansagen. Musikalisch war das in den 15 Minuten hauptsächlich auf die zwölf mit Unterbrechungen, die die einzelnen Songs markierten. Der Bassist ging auch gut ab, im Vergleich zu seinen zwei Kollegen vorne auf der Bühne aber eher konventionell, zudem kümmerte er sich noch um die Samples. Krasse Sache das. Am Ende war das noch Kunst?
FBTMOF-Sänger David Michael Marion startet etwa in der selben Gewichtsklasse wie Iggy Pop, war aber nicht oberkörperfrei, sondern trug ein schickes Faith No More-Shirt, dazu dann aber einen schmales Oberlippenbärtchen und irritierende braune Mokkasin-Slipper… Beim neuen Song „Epic“ verrenkte er sich dann in einer Mischung aus Kopfstand und eingefrorener Breakdance-Figur auf der Bühne und auch sonst gab er eher den wirren Fronter mit wilder Gestik und hingebungsvoller Performance. Er und seine Band brachte es dann immerhin auf 30 Minuten Spielzeit, gingen wesentlich organisierter vor als HHLL und Bassist und Gitarrist steuerten zusätzlich Gesang bei und besonders Drummer Clayton Holyoak beeindruckte mit seinem Spiel. Das Publikum zeigte zaghaft Interesse, in offen dargestellte Begeisterung schlug das aber zu keiner Zeit um, höflicher Applaus zwischen den Songs war das Maximum.
Setlist FBTMOF
Lu Gantit
Should Have Stayed In The Shallows
Epic
The Waiting Makes Me Curious
High As A Horse
Mouth
Taking Cassandra To The End Of The World Party
Complete And Utter Confusion
God Awful Truth
Auf der Bühne wurde nach FBTMOF fast komplett umgebaut, in der Mitte tauchte quer zum Publikum ein Keyboard auf, dazu wurde eine freistehende Standtom und ein Megafon gestellt und auch das Schlagzeug bekam Zuwachs in Form von ner weiteren Hängetom und einigen Becken mehr. Und als das Saallicht dann ausging und die fünf Musiker von The End an die Arbeit gingen war sofort eine ganz andere Atmosphäre im Saal. Viel engagierter, zielgerichteter, kompakter und irgendwie zwingender als alle Bands vor ihnen fegte die Band durch die leider nur acht Songs ihres Auftritts und ich denke manch einer im Publikum hatte den Eindruck, dass er hier Zeuge etwas Besonderes ist, die Band hat mächtig Potential und könnte noch richtig groß werden in den nächsten Jahren. Sänger Aaron Wolff erinnerte von der Optik her etwas an König Boris von Fettes Brot, betonte mehrmals, dass sie aus Toronto, Kanada sind und stand irgendwie ständig unter Strom, tigerte über die Bühne, sprang ins Publikum, knüppelte auf die zusätzliche Standtom ein und versuchte immer wieder das doch etwas lethargische Publikum zu mehr Reaktionen zu animieren. Der zweite Song „Animal“ wurde nach kurzer Zeit abgebrochen, weil der Sänger wohl gesehen hatte, dass im Publikum jemand verletzt zu Boden gegangen ist. Um den Verletzten wurde sich gekümmert und die Band setzte wieder in den Song ein. Natürlich fanden hauptsächlich Songs vom aktuellen „Elementary“-Album ihren Weg ins Set aber auch ältere Songs aus der etwas weniger eingängigen Vergangenheit der Band wie etwa das sehr atmosphärische „Orthodox Unparallels“ wurden gespielt und begeistert aufgenommen. Die komplett mit schwarzen Hemden angetretene Band gab trotz der nicht gerade riesigen Publikumsmassen Vollgas, war schnell komplett durchgeschwitzt und ging sichtlich in ihrem Spiel auf, besonders Basser Sean Dooley, der vor der Show noch fröhlich Merch verkauft hatte, wirkte schon fast entrückt. Bei einem Song stürzte er sich plötzlich ins Publikum, drückte beim Verlassen der Bühne einem in der ersten Reihe stehenden völlig Verdutzten sein Instrument in die Hand, tauchte ein paar Sekunden im Publikum unter, kehrte zurück, bedankte sich höflich beim „Basshalter“ und zockte weiter auf der Bühne, Sachen gibts... Leider nicht gegeben hats ne Zugabe, nach dem abschließenden „In Distress“ war also leider schon endgültig Schluss.
Setlist The End:
Dangerous
Animal
Throwing Stones
Dear Martyr
The Never Ever Aftermath
Orthodox Unparallels
Awake?
In Distress
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