
Nevermore - Enemies of Reality
Lang ists her, dass ich was von den Herren um die beiden Ex-Sanctuary Recken Warrel Dayne und Jim Sheppard gehört habe. Das lag nicht an den Musikern, sondern daran, dass ich einfach viel zu sehr Fan ihrer Ex-Band war, als dass ich danach mit etwas anderem zufrieden sein konnte. Ich hab nach dem Überwerk "Into the Mirror black" ein paar halbherzige Versuche gemacht mit Nevermore warm zu werden, war aber nix. Nevermore veröffentlichen mit diesem Album bereits ihren fünften Longplayer, die ´96er "In Memory"-EP nicht mitgerechnet. Ich muss sagen, dass ich doch beeindruckt bin mit welchem Elan das Quartett hier angreift, klar, wer mit hohen Metal-Vocals nichts anfangen kann, braucht erst gar kein Ohr reinzuhalten, allen Interessenten sei das aber empfohlen. Gleich mit dem ersten Song, dem Titeltrack fällt auf, dass Sänger Warrel nichts verlernt hat, er ist immer noch ein Garant für Ohrwurmrefrains und schlafwandlerisch souverän gesungene Lines. Streckenweise wird hier ordentlich vertrackt, progmässig gewerkelt, so dass einem gar gelegentlich Meshuggah als Assoziation durchs Hirn blitzen. Die Gitarren sind zeitgemäss ordentlich runter gestimmt, keine Spur von in der Vergangenheit stecken geblieben... Die Produktion wurde in die fähigen Hände von Kelly Gray gelegt, der früher auch schon mit Queensryche und Dokken gearbeitet hat, sie klingt modern aber trotzdem nicht überladen. Die Ballade "Tomorrow turned into Yesterday" ist eins der Highlights der CD und erinnert an Meisterstücke der Kollegen von Testament, eingängig, super arrangiert und mit hymnenhaftigem Refrain. Auch die Halbballade "Noumenon" glänzt mit ähnlichen Qualitäten, ist aber wesentlich experimenteller geraten, da wird dann auch schon mal mit Vocal-Effects gearbeitet. Mit dem letzten Song "Seed awakening" hat der Vierer dann einen der stärksten Songs und einen Brecher vor dem Herren als Schlusspunkt gewählt, Respekt! Für meinen Geschmack aber etwas zu viel Gitarrensolos...(tj)