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Man könnte ja glauben, dass man mit Bands wie Milencollin oder No Use For A Name besonders lustige Interviews macht. Weniger erwartet man das bei einer politischen Band wie Strike Anywhere. Weit gefehlt. Im Verlauf dieses Interviews habe ich mehr gelacht, als jemals zuvor. Die komplette Band, Thomas, Garth, Eric und beide Matthews, stellte sich in Wil meinen Fragen und alberte herum als gäbe es kein Morgen. Später im Gespräch lieferte Sänger Thomas aber dennoch sehr Interessante Antworten.

Was habt ihr seit der letzten Europa Tour mit As Friends Rust gemacht?

THOMAS: Wir waren sehr viel auf Tour in den Staaten. Das war eigentlich gar nicht geplant aber es hat sich so ergeben. Wir haben zwei Monate frei genommen und nur Shows an Wochenenden gespielt. Im März sind wird dann mit Anti-Falg auf die "Mobilize for Peace-Tour" gegangen. Direkt danach sind wir mit Trail by Fire im mittleren Westen der USA auf Tour gegangen. Danach hatten wir drei Wochen frei und sind noch mal sieben Wochen mit Good Riddance raus gegangen. Wir hatten dann wieder drei Wochen Pause, was gerade genug Zeit ist sich wieder zu Hause zu fühlen und sind jetzt wieder sechs Wochen in Europa unterwegs. Wir waren also fast konstant auf Tour. In den wenigen Pausen habe ich geheiratet, Matt hat mit seiner anderen Band getourt, Garth war mit "Coun me out" unterwegs und hat ein Album aufgenommen. Matt hat ein Haus gekauft. Eric ist von zuhause ausgezogen und in Matt´s Haus gezogen. Wir haben versucht unser persönliches Leben zu ordnen.

MATTHEW1:Wir haben auch drei neue Songs geschrieben.

THOMAS: Yeah, drei ganze Songs. Das Touren hat viel Gutes gebracht.

Mögt ihr es so viel auf Tour zu sein?

T. Das ist eine schwere Frage. Es ist immer anders. Letztes Jahr war es so, dass wir viele Pausen hatten. Wir waren einen Monat auf Tour und hatten einen Monat frei. Dieses Jahr fühlte es sich wie eine lange zusammenhängende Tour an. Und unsere Pause, die in dem Moment beginnt wenn wir wieder in den Staaten sind, wird eine lange zusammenhängende Pause werden.

Hat das Touren Auswirkungen auf euer Privatleben?

THOMAS: Na klar.

MATTHEW1: Man verliert alle seine Freunde. Die Freundinnen hassen dich. Man verliert den Job. Die ganze Stadt hat sich verändert, es gibt neue Häuser und andere sind weg. Man hasst sich selbst.

GARTH: Wenn man dann aber wieder auf Tour geht ist alles wieder OK.

THOMAS: Dein Leben wird immer wieder unterbrochen. Wenn man von einer Tour nach Hause kommt muss man sich erst wieder daran gewöhnen. Man hängt eine Weile zuhause rum und ist Faul. Wenn man dann wieder Bock hat raus zu gehen und an seinem Privatleben zu arbeiten, muss man wieder auf Tour.

MATTHEW2:Viele Probleme werden gelöst in dem man auf Tour geht. Wenn man weg ist, hat sich das Problem entweder selbst gelöst bis man wieder zurück ist oder es ist so groß, dass man nichts machen kann und am besten wieder auf Tour geht.

MATTHEW1:Touren ist die Lösung für alles.

Wie unterscheiden sich die Reaktionen vom Publikum auf dieser Tour von denen der letzten?

MATTHEW1:Auf der letzten Tour schienen uns die Leute mögen. Dieses mal läuft es deshalb sehr gut für uns. Letztes Mal waren wir Vorband von As Friends Rust und auf dieser Tour sind wir allein. Die Shows sind aber trotzdem fast so gut besucht wie die letztes Jahr. Das ist sehr gut. As Friends Rust sind schließlich hier in Europa eine bekannte Band. Es ist toll irgendwo spielen zu können und mindestens 100 Leute zu haben. Auch in Ländern wie Ungarn ist das so.

THOMAS: Wir haben an mehr Orten gespielt als letztes Jahr. Wir waren zum Beispiel in Davos und ein paar mehr Städte in Italien und England. Es ist schön wieder hier zu sein. Wir treffen viele nette Leute, alte Freunde, neue Freunde.

Ich fand es interessant, dass ihr bei der Popkomm-Show in Köln nach As Friends Rust gespielt habt.

MATTHEW1:Ja, das haben wir in Bliestkastel auch gemacht. Das ist schon komisch.

THOMAS: As Friends Rust sind jetzt eine neue Band und das wissen sie auch. Sie sind heute mehr denn je dazu bereit sich mit Adam als Sänger neu zu beweisen. Wir haben uns hingegen kaum verändert. Wie gesagt, wir haben nur drei neue Songs geschrieben. Wir sind fast noch die gleiche Band die man letztes Jahr gesehen hat. Ich weiß nicht ob das gut oder schlecht ist, wir spielen noch die gleichen Songs, manchmal sogar das gleiche Set.

MATTHEW1:Wir haben auch noch die gleichen Frisuren und vielleicht tragen wir auch die gleichen Klamotten.

THOMAS: Wir versuchen ab und zu die neuen Songs zu spielen. Die Kids hören dann auf zu tanzen und schauen uns irritiert an.

Wie sind die neuen Songs denn?

GARTH: Sie sind wie Goo Goo Dolls.

Wie bitte?

THOMAS: Nein. Quatsch. Die kennt nicht mal jeder in der Band. Ich finde unsere neuen Songs klingen wie eine Mischung aus Inside Out und Bad Religion.

GARTH: ....und den Goo Goo Dolls.

MATTHEW1:Um es kurz zu machen, sie klingen einfach nach uns.

ERIC: Eigentlich klingen sie ja wie Good Riddance. Das wird uns nämlich dauernd gesagt. In vielen Reviews steht oft: "Strike Anywhere klingen wie Good Riddance". Das ist oft alles was wir bekommen.

THOMAS: Nachdem wir jetzt mit ihnen auf Tour waren glaube ich aber, dass wir weniger nach ihnen klingen als ich selbst zuvor gedacht habe.

GARTH: Sie finden ja selbst, dass wir nicht nach ihnen klingen.

MATTHEW2:Was denkst du? Findest du wir klingen nach Good Riddance?

Es gibt da schon ein paar Gemeinsamkeiten.

THOMAS: Ok, wir haben viele gemeinsame musikalische Wurzeln.

ERIC: Sie sind eher wie NOFX und wir sind eher wie Minor Thread. Sie sind melodischer und wir aggressiver.

MATTHEW1:Sie sind Westcoast, wir sind Eastcoast.

THOMAS: Wir haben Gemeinsamkeiten aber es gibt auch Unterschiede.

MATTHEW1:Das sollte die Welt endlich mal verstehen. (...droht mit der Faust)

Wie waren eure persönlichen Eindrücke von Europa?

THOMAS: Amazing.

GARTH: Great.

MATTHEW1: Hier bringen sie uns Gras, gestern Abend haben sie uns Jägermeister gegeben.

THOMAS: Garth ist Straight Edege und er hat etwas zu sagen.

GARTH: I hate the Shit-Shelf. Weißt du was ich meine? Wenn du auf dem Klo scheißt, landet die Scheiße erst auf diesem Vorsprung und wird erst beim spülen ins Wasser gespült. In den USA haben wir das nicht.

MATTHEW1:Mann wird immer mit seiner Scheiße konfrontiert. Entweder man sieht sie oder riecht sie.

ERIC: Die Scheiße ist wesentlich näher an meinem Arsch als mir das leib ist. Das möchte ich nicht.

GARTH: Ich mag aber alles andere in Europa, außer dem Shit-Shelf.

Es gibt aber auch andere Toiletten hier.

THOMAS: Jede Toilette ist unterschiedlich. In Österreich gibt es die extremsten Shit-Shelves. In diesem Club gibt es aber gar keins. In Italien und Japan gibt es gar keine richtigen Toiletten. Mann muss alles im Stehen erledigen, das ist verrückt.

MATTHEW1: Ich kann was über Deutschland in drei Sätzen sagen.
Das Bier ist viel besser.
Die Frauen sind heißer.
Die Gebäude ist älter.

THOMAS: Ehrlich, mein Eindruck von den Szenen in den Städten den ich letztes Jahr bekommen habe wurde noch verstärkt. Die Leute hier sind sehr Aufrichtig, sie betrachten die Band nicht als ein Produkt. Hier heißt das Motto nicht: "Beweist was ihr könnt, wir reden später über Geld. Vielleicht bekommt ihr etwas Wasser". In Europa heißt es: "Hier ist was zu essen. Lass mich deine Hand schütteln. Wie geht es dir? Habt ihr Spaß?". Es ist einfach echter. Es ist mehr eine Gemeinschaft. In den Staaten ist das zwar auch in vielen Orten so, aber es gibt auch viele Orte an denen man noch nie etwas von der Ideologie hinter Punk-Rock gehört hat. Hier ist es das Erste worüber sich die Leute Gedanken machen. Es scheint zumindest so zu sein.
Es ist auch sehr schön, dass die Leute zu mehreren Shows kommen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Fahrten kürzer sind. Aber es ist schön ein paar Gesichter mehrmals zu sehen. Wir sehr dankbar dafür hier zum zweiten Mal auf Tour sein zu können und so viel Energie zurückbekommen.

ERIC: Yeah...wir lieben Europa. Warst du schon mal in den Staaten?

Noch nicht, aber ich möchte schon mal hin.

ERIC: Da ist es nicht so toll. Es ist dreckig und ekelhaft. Ich mag es zwar schon, aber hier ist es schöner.

MATTHEW2: Wenn du es nicht magst kannst du ja gehen. (...scherzhaft)

....die Band stimmt an dieser Stelle die amerikanische Nationalhymne an.

Man, das ist echt ein verrücktes Interview.
Erzählt doch mal was über euer letztes Album "Change is a Sound".

ERIC: Es klingt wie Good Riddance.

MATTHEW1: Der erste Song heißt "You´re fired" und der letzte "My Design".

MATTHEW2: Es ist seit fast zwei Jahren draußen und hat sich 100.000 mal verkauft. Neee, Blödsinn nicht einmal annährend.

MATTHEW1: Es ist die beste Platte seit dem weißen Album von den Beatles.

MATTHEW2: Wir haben ungefähr zwei Jahre im Studio verbracht.

GARTH: Das große Geheimnis ist, dass wir es gar nicht selbst aufgenommen haben. Wir haben andere Leute angeheuert die es für uns machen und nur gesagt, dass wir das wären.

THOMAS: Wir machen eigentlich nichts anderes als diese andere Band zu covern.

MATTHEW2: Nächste Frage, danke.

...nachdem sich das Gelächter in der Runde etwas gelegt hat...

THOMAS: Mal im Ernst, wir lieben das Album. Die Songs bedeuten uns sehr viel. Mehr Leute als wir erwartet haben, kennen die Songs. Sowohl hier als auch in den Staaten. Die Leute kennen die Texte und singen mit. Das verwirrt uns etwas. Wir sind einfach sehr glücklich, dass die Leute es sich besorgt haben und es ihnen gefällt. Das ist der einzige Grund warum wir hier sind. Das Album hat unser Leben geprägt.

Habt ihr denn schon ein neues Album geplant?

MATTHEW2: Ohh, ja.
MATTHEW1: Ich habe ungefähr 75 Songs geschrieben und muss sie nur noch diesen Typen beibringen.

ERIC: Es wird ein dreifach Album.

GARTH: Es wird ein Konzeptalbum über Kornkreise.

MATTHEW1: Nee, wir haben erst drei Songs geschrieben und es gibt Ideen für weitere sieben oder so.

GARTH: Wir werden funkier.

THOMAS: Wir teilen übrigens den Proberaum mit unseren Freunden von "Darkest Hour". Wer weiß was dabei heraus kommt. Vielleicht klingen wir bald wie At the Gates meets Good Riddance.
Im Ernst, wir wollen nichts überstürzen. Es wird hoffentlich im nächsten Sommer ein neues Album geben. Ziemlich sicher eigentlich. Wir wollen nur sicher gehen dass zumindest wir es lieben.

GARTH: Dass wir es ein bisschen lieb haben.

OK, das haben wir zwar fast schon geklärt, ich frag aber trotzdem noch mal. Wo liegen eure musikalischen Einflüsse.

MATTHEW1: OK, diese Frage sollten wir ersetzten durch die Frage welche CDs sich jeder von uns auf Tour anhört. Ich denke das sind auch die Dinge die uns beeinflussen. Thomas leg los. Jeder nennt 3 CDs.

THOMAS: Ich habe "Cis oua" dabei, das ist ein Dancehall Künstler aus Jamaika. Dann noch New Model Army und die neue Milemarker. Milemarker sind auch auf Jade Tree Records. Ich mag sie sehr. War das jetzt nicht Punk genug?

ERIC: (singt) You´re not Punk and i´m telling everyone?

MATTHEW1:Ich habe eine spezielle Zusammenstellung von Goo Goo Dolls Songs dabei die ich extra für diese Tour gemacht habe. The Smiths "Louder than Bombs" und Sachen von den Beatles.

GARTH: Ich habe ein paar Fugazi CDs dabei. In Flames ist auch sehr geil und Avail höre ich mir viel an.

MATTHEW1: Jetzt wird es lustig.

MATTHEW2: Was soll daran lustig sein. Ich habe The Smiths, Hot Water Music und Squarefisher dabei.

ERIC: Mal schauen, von Radiohead - OK Computer, dann noch The Swans - Soundtrack for the Blind und Bad Religion -Against the Grain.

Ihr bietet euere Alben auf eurer Website komplett zum Download an. Was hat euer Label dazu gesagt.

MATTHEW2:Überhaupt nichts

GARTH: Keep it real.

THOMAS: Sie haben uns gefragt ob sie uns Flugtickets nach Europa kaufen dürfen. Wir reden hier von Jade Tree, die sind super.

MATTHEW1: Je mehr Leute die Songs hören, desto besser.

THOMAS: Das wirkt sich gar nicht so sehr auf die Plattenverkäufe aus. Viele Kids kaufen sich das Album wenn ihnen die Songs gefallen. Ein Grund warum wir das machen ist, dass die Kids nicht aus kommerziellen Gesichtpunkten gezwungen werden das Album zu kaufen. Die Musik ist umsonst. Die Kids kaufen sich das Album freiwillig um uns zu unterstützen. Und das funktioniert. Auf diese Art fühlen wir uns nicht wie ein Produkt.

Das ist genau das was ich gemacht habe. Die Songs runtergeladen und dann das Album gekauft.

THOMAS: Vielen Dank.

GARTH: Du bist der Beweis für unsere Theorie.

THOMAS: Das fast wie eine Spende. Du hättest die Platten nicht kaufen müssen weil du die ganzen Songs schon hattest.

Haltet ihr das Internet für eine gute Sache für junge Bands?

THOMAS: Ja, auf jeden Fall. Es gibt viele verschiedene Gesichtspunkte des Internets, aber das ist einer der sehr gut funktioniert. Leute auf den Philippinen oder Russland oder auch Mexico, also Plätze an die wir nicht kommen, können unsere Musik hören ohne die Platten zu hohen Preisen importieren zu müssen. Es gibt überall auf der Welt Zugang zum Internet, zumindest in Bibilohtheken oder so. Uns haben schon Leute aus Südost-Asien, Neuseeland und Taiwan geschrieben. Das ist unglaublich, wir werden wahrscheinlich nie die Gelegenheit bekommen diese Leute zu treffen. Ein Freund von uns aus Taiwan ist nach Kansas geflogen und ist uns in einem Mietwagen auf einem Teil der Tour gefolgt.

GARTH: Er konnte nicht fahren also haben wir ihn zum Schluss gefahren. Er hat sein Auto am ersten Tag verloren.

THOMAS: Er macht Shows in Taiwan und ist ein sehr netter Kerl. Wir hätten ihn ohne das Internet nie kennen gelernt.

Gibt es auch Dinge die ihr am Internet kritisiert.

THOMAS: Ich kenne mich da gar nicht so gut aus. Ich habe aber gehört, dass in machen Ländern die Regierung und die Konzerne viel vom Internet für sich beanspruchen und es für die Bürger limitieren. Die Leute schützen es nicht so wie sie sollten. Ich denke es ist sehr einfach für Regierungen ist unliebsame Seiten wie Alternative Medien, Organisierter Wiederstand oder Bildende Foren die gegen den Status Quo sind, zu infiltrieren.
Aber auf der anderen Seite ist es ein unglaubliches Forum für die Menschen zur Kommunikation. Ich finde aber, dass es viel zu wenig als solches Genutzt wird, sondern viel mehr dazu Geld zu verdienen. Das sollte nicht so sein. Matt könnte dir dazu wahrscheinlich viel mehr erzählen. Ich rufe eigentlich nur meine Email ab.
Ich mag es außerdem Kunst im Netz anzusehen und natürlich Musik. Ich finde gut, dass das Netz immer noch keine echte Hierarchie hat.

MATTHEW2:Und man kann den ganzen Tag Tabulaturen von New Model Army Songs finden.

THOMAS: Ja, genau und ich kann herausfinden, dass sie in ganz Schottland Akustik-Shows spielen und ich nicht dort sein kann. Fuck. Ich geh nach Island da spielen sie auch.
Wir wurde auf dem Ieper-Fest von Kids eingeladen eine Show in Island zu spielen. Das würden wir natürlich gern machen wenn es sich finanzieren lässt.

Ihr seid eine Band mit starken politischen Aussagen. Was kannst du dazu sagen?

THOMAS: Es ist nicht so, dass wir uns an eine bestimmte Partei binden, noch nicht einmal an eine manifestierte Ideologie. Unsere Songs sind lediglich sozialkritische Geschichten oder Beobachtungen, wie sie vor uns viele Punk, Folk oder frühe R´n B Künstler geschrieben haben. Songs die einfach davon erzählen was in unserer Gemeinde und Umfeld geschieht Über Ungerechtigkeiten, über Leute die etwas außerhalb der kommerziellen Welt erschaffen und Isolation in der amerikanischen Gesellschaft. Speziell in Richmond, Virginia wo wir leben. Wir versuchen die unmenschlichen Bedingungen in der dominierenden Kultur zu bekämpfen, die versteckten Geschichten über Menschenbewegungen die kodiert und begraben wurden zu finden. Wir arbeiten mit einer Gruppe zusammen die sich "Coalition for the living wage" nennt. Das ist eine Gruppe die versucht dafür zu sorgen, dass die Leute in der Baumwollindustrie besser bezahlt werden. Das ist eine sehr konkrete Anti-Armut Aktion. Sie gehen zur Stadtverwaltung und wollen sie dazu bringen ein Gesetz zu verabschieden. Wir haben schon auf Benefizveranstaltungen für sie gespielt oder lassen sie bei unseren Shows reden. Wir helfen ihnen Demonstrationen zu organisieren, was für uns als Punk-Band recht einfach ist, da in Richmond viele Leute zu unseren Shows kommen. Am ersten September dem amerikanischen Labour-Day (Tag der Arbeit), der sich übrigens interessanterweise von dem internationalen Labour-Day unterscheidet, haben sie zusammen mit den ganzen Gewerkschaften der Schwarzen einen riesigen Marsch organisiert. Er fand genau auf der Straße statt in der damals nach der Depression viele Schwarze Geschäfte eröffneten. Die erste schwarze Bankerin war beispielsweise dort. Das war fantastisch.
Gruppen wie diese inspirieren uns wiederum zu Songs. Nicht nur diese, auch andere. Wie Freunde von uns die in Richmond einen Gemeinde-Park angelegt haben.
Oder auch einfach einen beschissenen Job zu haben und sich hilflos und deprimiert zu fühlen. Das ist wahrscheinlich der beste Grund einen Punk-Song zu schreiben. Das ist ein Gefühl zu dem jeder auf der Welt einen Bezug hat. Das ist der einzige Grund warum wir das tun. Alle unsere Songs sind speziell aus unserem Leben in unserer Stadt geschrieben. Aber die Aussage ist sehr universell.
Hey, Jungs habt ihr auch was zu sagen.

GARTH: Wir sind alle Vegetarier und engagieren uns für Tierrechte.

THOMAS: Ja, das stimmt. Die erste Headliner-Show die wir je gespielt haben war ein Benfiz Konzert für das Richmond Animal Rights Network. Garth hat sich einmal als der Grüne-Sensenmann bei einem Tierrechts-Marsch verkleidet.

Glaubt ihr auch, dass die Leute die eure Message verstehen oder nur zum Feiern auf eure Shows kommen?

MATTHEW2: Sie fangen bei der einen Sache an und kommen dann zu der anderen. Entweder sie kommen politisiert zu der Show und haben am Ende Spaß oder sie kommen zur Show um Spaß zu haben und denken später über unsere Aussage nach. Man kann den Einfluss den man auf die Leute hat nicht planen. Man kann lediglich einige Ideen aussprechen und schauen was passiert. Das ist auch das interessante daran Kunst zu machen.

THOMAS: Ich denke ein Aspekt von Hardcore ist es, dass er Live am Besten zur Geltung kommt. Man hört sich ein Hardcore Album an und liebt es, weil man sich vorstellen kann wie es Live ist und du springt dazu in deinem Zimmer herum. Ich denke zwar, dass unsere Songs für sich alleine stehen können ohne dass man uns Live erleben muss. Aber der Kontakt und die Kommunikation ist sehr wichtig. Auch die Emotionen die Live freigesetzt werden. Leute die völlig ohne politischen Ideen zu unserer Show kommen werden sie sich auf eine Art erweckt fühlen. Wie wir alle auf unseren ersten Hardcore Shows. Mit diesem Erwachen wird man stärker in seinem Herz und betrachtet die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Man sieht plötzlich die Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten. Man kennt die Kräfte die uns mit Hass erfüllen und uns isolieren. Dabei geht es nicht einmal um Politik, das ist einfach das echte Leben. Ich denke eigentlich nicht, dass wir eine politische Band sind, keiner von uns ist in einer Partei oder ein Aktivist und wir Leben auch selbst nicht dieses revolutionäre Leben. Wir versuchen einfach über Beobachtungen zu schreiben und ehrlich zu sein. Ehrlich zu sein ist wahrscheinlich der politischste Akt den man begehen kann.

Würdet ihr um mehr Menschen zu erreichen auch Kanäle für eure Musik und Message nutzen die eigentlich eurer Ideologie wiedersprechen? Würdet ihr Beispielsweise als Opener für Bon Jovi auftreten?

THOMAS: Meine Frau würde sich sehr freuen wenn wir vor Bon Jovi spielen würden. Sie war früher ein großer Fan.
Wir haben einen Akustiksong aufgenommen der sehr ruhig ist. Es ist eine Version von "Chalkline" und er wird auf dem "Punk goes Acustic"-Sampler drauf sein. Er klingt eher wie ein Folk-Song und ist definitiv nicht Punk. Wir schreiben übrigens sowieso die Hälfte unserer Songs als Akustiksongs. Wir übersetzen sie dann später in einen Punk-Song. Wir schreiben in erster Linie Songs und nicht Punk-Songs. Bei den Texten ist es genauso, ich schreibe Gedichte und Gefühle auf die erst später zu einem Song werden. Die Geschwindigkeit, die Aggression, die Power, die Textur und Melodie unser Musik ist eine sehr ehrliche Sache für uns. Deshalb ist es schwer für uns etwas außerhalb dieser Gemeinschaft zu machen. Für eine große Mainstream Band zu eröffnen ist deshalb etwas was wir nicht machen würden. Es ist schon seltsam für uns vor einer großen Menschenmasse mit Bands von Fat-Wreck zu spielen. Das ist einfach nicht unser Ding. Von unseren Fans sind vielleicht drei in der Menge und die anderen 600 sind Fans von Good Riddance oder NOFX. Das ist ein anderes Publikum und ein anderes Gefühl. An diesem Punkt in unserer Kariere ist es noch so, dass wir die meisten unserer Fans persönlich kennen. Es ist schon komisch über diesen Punkt hinaus zu kommen.
Ein Freund von uns hat einen kleinen Film gemacht und einen unserer Songs dafür verwendet. Es ist also eine Art Musikvideo. Vielleicht wird der einmal irgendwo gespielt oder landet auf einer DVD oder so. Selbst das ist komisch, dieses neue Medium zu nutzen.
Außerdem haben es Jade Tree irgendwie geschafft uns auf einen Film-Soundtrack zu bekommen. Es ist eine Verfilmung eines Buches von Ophra Winfrey. Es ist ein Pop-Feministisches Buch über ein junges Mädchen das von Zuhause rausgeworfen wird. Ihre Mutter vergiftet ihren bösen Freund. Das Mädchen muss sich auf der Straße durchschlagen. Das Buch war sehr beliebt bei unseren Müttern und Tanten. Es hat durchaus einen sozialkritischen Touch und ist auf die Mainstream-Art ein gutes Buch. Es heißt "White Oliander" und es wird jetzt mit Michelle Pfeiffer und anderen bekannte Schauspielern verfilmt. Sie benutzen unseren Song "S.S.T." darin. Wir haben das Drehbuch gelesen und es scheint OK zu sein. Es ist zwar keine Dokumentation über Genua oder eine Geschichte über Proteste. Darüber würden wir uns natürlich mehr freuen. Aber es ist trotzdem ein interessanter Film.

Würdet ihr sagen ihr seid Anti-Amerikanisch?

GARTH: Nein, wir leben dort.

THOMAS: Ich finde, dass das Gesicht das Amerika in der Welt präsentiert ist das Gesicht der Konzerne und das seines wirklich beschissenen opportunistischem, räuberischem, globalen Imperium. Das ist nicht das Amerika in dem die meisten Amerikaner leben oder leben wollen. Wir sind nur gegen einen Aspekt von Amerika anstatt gegen das ganze Land. Wir sollten herausfinden was falsch gelaufen ist, wie es repariert werden kann und welche Ideale gut sind. Thomas Jefferson war ein interessanter und überzeugter Patriot. Er hat darüber geredet, wie Amerika sich selbst vergiften und in seinen Ruin rennen wird wenn es nicht alle 200 Jahre eine Revolution gibt.
Die Dinge aus unserer Vergangenheit, die Ausbeutung der Ureinwohner, die unglaubliche Wiedereinführung der Sklaverei, die grausamste Form der Sklaverei die es jemals gab. Das müssen die Menschen verstehen. Aber sie dürfen dann nicht paralysiert vor Schuld sein, sondern sich Wege ausdenken etwas neues zu erschaffen. Vielleicht auch mit Idealen die nicht neu sind, sondern nur pervertiert und zerstört wurden. Ich verabscheue unseren Präsidenten. Ich verabscheue all die Aktionen der Außenpolitik die Menschen zerquetscht haben. Das alles im Namen von Unternehmen und Freiheit. Das sind meiner Meinung nach zwei Dinge die nicht Hand in Hand gehen. Der amerikanische Traum ist einfach Bankrott für viele Amerikaner. Das macht uns vielleicht wiederum zu Patrioten, aber nicht für Amerika sondern für alle Menschen auf der Welt. Garth ist übrigens Kanadier.

GARTH: Ja, ich lebe seit meinem vierten Lebensjahr in den Staaten und meine Green-Card läuft bald ab.

THOMAS: Das ist meine Meinung über mein Land. Aber es gibt natürlich auch vieles was ich daran liebe. Viele Dinge die als amerikanisch präsentiert werden oder die Leute mit Amerika in einem negativen Kontext bringen gefallen mir nicht. Aber es gibt auch wirklich gute Dinge. Amerika ist so groß und es gibt viele verschiedene Orte, Ideen und Kulturen und Geschichte. Das wissen selbst viele Amerikaner nicht. Unser Teil von Amerika ist relativ alt. Älter geht es in Amerika kaum. Bei uns haben die Engländer ganz zu Beginn gesiedelt und es gibt dort viel Geschichte und alte Gebäude. Kalifornien hingegen hat vor 150 Jahren noch zu Mexiko gehört. Dort ist es total anders. Das ist ähnlich wie in Europa. Osteuropa ist ganz anders wie Frankreich, wo ich nie war.

Frankreich ist sogar ganz anders als Deutschland.

THOMAS: Ja. Ist die Grenze zu Frankreich eigentlich grün?

Ja.

THOMAS: Ich liebe grüne Grenzen. Wir bekommen jedes Mal Probleme an der Kanadischen Grenze. Das ist verrückt.

....an dieser Stelle folgt ein kleiner Exkurs über die Europäische Union, den Euro und warum die Schweiz neutral ist. Außerdem ist Thomas begeistert als er das Schweizer Wahlsystem und das Prinzip der Volksabstimmung erklärt bekommt.

THOMAS: Wow, das ist cool. So simpel. Ich kann das kaum Glauben. In Amerika dienen wir alle und uns wird nicht einmal gesagt wem wir dienen. Jeder dient weil er arbeitet. Die Entscheidungen werden vom Wohlstand gefällt, von der Konzentration von Wohlstand. Gesetze werden weltweit manipuliert. Es ist beängstigend ein Teil dieses hässlichen Monsters zu sein. So viele Arbeiter in Amerika sind von ihrer Erschöpfung geblendet. Die Leute brauchen zwei Jobs um die unglaublich teuren Krankenversicherung bezahlen zu können. Eine Sache die passieren könnte ist, dass die Mittelklasse und die Armen bemerken, dass sie mehr gemeinsam haben als je zuvor und anfangen zu wählen. Sie wären sehr dann mächtig. Es gibt kein Vertauen und keine Gemeinschaft mehr unter den Menschen in den Staaten. In Europa ist das noch mehr der Fall. Es kommt hier weniger darauf an was du besitzt oder was du getan hast, es geht einfach um das Leben.

Ich denke aber das auch Europa immer mehr amerikanisiert wird.

THOMAS: Das habe ich auch schon gehört. Es gibt aber auch Teile der amerikanischen Kultur, die Gut und interessant sind.

Ist es schwer, speziell nach dem 11. September, für euch als US-Bürger eure kritische Meinung öffentlich zu vertreten?

THOMAS: Das erste halbe Jahr war komisch. Erst als wir hier auf der letzten Tour waren, haben wir angefangen unsere Meinung zu äußern. Es war eine so große Tragödie und es ab so viel Heldentum, Leid und Verluste, dass wir die Verpflichtung verspürt haben uns nicht mit irgendeiner Ansicht zu solidarisieren. Unsere Regierung hat bewusst den Kummer und die Tiefe der Geschehnisse manipuliert. Sie haben daraus diese seichte Sammlung aus Trauer, Gehorsam und blindem Nationalismus gemacht. Ab diesem Punkt hatten sie Oberhand in diesem Vorfall, was eine schreckliche Sache war. Man hat unseren Präsidenten gesehen wie er völlig emotionslos erzählt hat wie er unter jeden Stein schauen will um die Schuldigen zu finden. "Wir wissen nicht wen wir bombardieren werden, aber es wird bald passieren". Das war so beängstigend. Es waren überall amerikanische Flaggen und es war nichts ale eine verzweifelte Imitation von Patriotismus. Das war nicht real sondern nur an der Oberfläche.
Der 11. September gab uns eigentlich noch mehr Treibstoff um kritisch zu sein, weil es emotional so abscheulich war. Es scheint so, als wollen die etwas verstecken. Mein Freund Craig von Sick of it all hat mir erzählt, dass es viele Beweise gibt dass das FBI und die CIA gewusst haben, dass etwas im September passieren wird. Und dass sogar Dokumente darüber über den Schreibtisch des Präsidenten gegangen sind und er nichts unternommen hat. Das ist fast wie bei Pearl Harbour wo der Präsident auch Bescheid wusste. Es gibt auch Leute die noch weiter gehen und darüber reden wie Bin Laden und Bush 1991 noch beide am selben Tisch gesessen haben und über Öl-Geschäfte verhandelt haben.
Die beiden haben mehr Gemeinsam als dass sie Feinde sind. Das ist schon sehr seltsam, wenn man nur ein bisschen darüber nachdenkt.

Hast du jemals Bilder von einem Flugzeug im Pentagon gesehen?

THOMAS: Nein, das ist noch mal so eine Sache. Es waren damals nur wenig Leute auf dem Gelände erlaubt. Ein Ingenieur hat damals auch erzählt, dass der Einschlag nicht von einem Flugzeug stammen kann, die herumliegenden Teile auch nie identifiziert wurden und das Benzin auch kein Flugzeugbenzin war. Wenn es anstatt eines Flugzeuges eine Autobombe war, warum sagen sie es dann nicht? Über solche Dinge möchte ich auch eigentlich gar nicht zuviel nachdenken. Man kommt von einer Frage in die nächste. Es beängstigt mich.
Um Star Wars zu zitieren: "I have a bad feeling about it".
Man darf es nicht zu weit treiben, denn es gibt auch viel Realität darin und es sind viele Menschen gestorben.
Was mich aber wirklich stört ist, dass niemand jemals die amerikanische Außenpolitik als wahrer Grund für die Katastrophe angesehen hat. Die sollte eigentlich dazu da sein die USA zu beschützen, stattdessen haben sie direkt zu diesem Vorfall geführt. Unsere Wut sollte in diese Richtung gehen und nicht gegen eine schon vom Krieg zerrüttete Bevölkerung in Afghanistan. Die vielleicht etwas mit fundamentalen Islamisten zu tun hat aber wahrscheinlich wenig mit einer arabischen Terrororganisation. Die Leute sollten wenigstens ein bisschen darüber nachdenken.
Aber die Leute sind zu müde weil sie so viel Arbeiten und so von ihrem eigenen Lifestyle abgelenkt sind. Ich denke es ist ein Aspekt der Kultur hier, dass die Leute auch mal einen Moment durchatmen und ernsthaft über etwas nachdenken.

Was denkst du wäre eine Lösung der gesellschaftlichen Probleme? Was wäre der Plan?

THOMAS: Der Plan wäre die Wirtschaft in dem Gerüst neu zu überdenken und nicht zu warten bis eine gewaltige Revolution ausbricht, denn das würde zu vielen Menschen das Leben kosten. Es ganz neu aufbauen, bei Lebensmitteln anfangen und dann mit dem Handel weitermachen. Es dürfte nicht auf Profit auf Kosten anderer aufbauen. Profit ist sicher wichtig aber er darf nicht ausbeuterisch sein. Vor allem aber müsste sich das Bewusstsein der Menschen ändern. Die verschiedenen Gesellschaftsschichten in Amerika sind stark getrennt voneinander. Die chronisch Armen haben nichts mit den Arbeitern im nächsten Viertel zu tun. Man bräuchte eine Änderung dieses Bewusstseins und ein neues Konzept über den Umgang mit Ressourcen. Ich denke durchaus, dass das zu schaffen ist. Ich sehe es schon passieren. Dieser Marsch in Richmond von dem ich erzählt habe ist ein Schritt in diese Richtung. Die Leute versuchen heute viel mehr von einander zu lernen. Das ist sehr wichtig.

OK, vielen Dank für das Interview.

THOMAS: Wir müssen Danken.

Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.


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