AEREOGRAMME - Sleep and Release
Die schottischen Aereogramme sind die klassischen Underdogs. Immer dem eigenen Kopf nach haben sie sich nach Erfahrungen in anderen Bands zur jetzigen Besetzung zusammen gefunden um ihre eigene Vision von Musik zu gebären. Nach zwei eigenveröffentlichten Singles, waren die 2000 Exemplare ihrer ersten bei Chemikal Underground Records veröffentlichten EP in der ersten Woche ausverkauft. Darauf folgte ihr erstes Album "A story in white", das zu einem beachtlichen Erfolg wurde und gerade in Kritiker-Kreisen hoch gelobt wurde. Die Band zeigte sich unberechenbar und überraschend, arbeitet viel mit laut/leise-Effekten und bewegte sich spielerisch zwischen wunderschönen melodischen Passagen und wüsten Noise-Eruptionen. Total unverhofft, weil nirgendwo angekündigt oder im Voraus besprochen, fand ich Anfang März beim Plattenhändler meines Vertrauens das neue Album. Und wie erhofft ist die Band den eingeschlagenen Weg weitergegangen, d.h. es finden sich noch all die liebgewonnen Elemente des Vorgängers, diese wurden aber raffinierter verwendet, perfektioniert und mit neuen Elementen (Elektro-Sounds) vermengt. Gleich beim ersten Song trifft ein mächtiges Riff auf eine eingängige Gesangslinie, am Ende wird gar ein Chor integriert, jedoch ohne auch nur im entferntesten Assoziationen an cheesy R. Kelly-Arrangements zu wecken. Der zweite Song besticht durch gekonnt eingesetzte Streicher-Passagen, die latent an Smashing Pumpkins zu "Mellon Collie"-Zeiten erinnern und im dritten Song überraschen uns die vier Schotten mit Beats a la Björk. Sehr sympathisch auch der folgende verschmitzte Satz im Booklet: "This album does not feature members of any bands who are more successful than we are" - die überzeugten Bartträger haben es nicht nötig durch imposante Gästelisten zu glänzen... Härte und Zerbrechlichkeit harmonisch vereint, dazu noch zeitgemäß ohne je trendanbiedernd zu sein, Herz was willst Du mehr? (tj)