Aereogramme - My Heart Has A Wish That You Would Not Go
Manche Leute muss man zu ihrem Glück zwingen! ... sagt man ja so. Und im Fall der bärtigen Schotten scheint das auch zu stimmen. Weil seine Stimme nach anstrengendem allabendlichem Geschrei auf Tour eine fast viermonatige Auszeit nahm, sah sich Sänger Craig B. gezwungen die neuen Songs wie immer auf der Akustikgitarre, erstmals aber ohne Geschrei anzugehen. Und als die Band dann im Proberaum das Material in Form brachte, war es völlig unnötig diesen Songs im nachhinein Geschrei oder krachige Gitarren hinzuzufügen. Als langjähriger Fan der Band schluckt man da natürlich beim ersten Hören; Koordinaten, die zur Positionierung der Band früher unerlässlich waren, sind auf einmal nicht mehr vorhanden und man irrt zuerst mal etwas verwirrt durch den neuen Klangkosmos. Aber nach und nach entfalten diese Songs dann ihre Qualitäten, herzerweichend sind da nicht nur die zu keiner Zeit peinlichen Texte, mich hat jedenfalls lange kein Album mehr auf einen derartigen Kopfkino-Trip geführt! Und genau das war ein weiterer Ansatz im Studio: jeder Song sollte auf einen bestimmten Film bzw. ein bestimmtes Genre verweisen. „Nightmares“ entspricht etwa dem Drogen-Drama “Requiem For A Dream“, und wer den Film kennt, weiss dass es trotz vermeintlich zärtlicher Instrumentierung (jede Menge Streicher, Piano, Blechbläser etc.) also keineswegs ein lustiges, oder gar kuscheliges Album geworden sein kann. Intensiv ist es. Intensiv. Lange kein so schönes, berührendes und „rundes“ Album mehr gehört. Ich könnte jetzt seitenlang herausragende Momente auflisten, aber es lohnt sich wirklich dieses Meisterstück selbst zu entdecken, am besten über Kopfhörer! Ich würde hier wirklich gerne zehn Punkte vergeben, aber der Chefredakteur lässt mich nicht! (tj)