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Interview mit Marco Aro, Sänger, The Haunted
21.04.03, München, New Backstage

Eigentlich wollte ich ja nur auf die Gästeliste zwecks sensiblem Finanzverhalten, dann kam vom Cheffe die Anfrage, ob ich denn nicht gleich ein Interview machen wolle... Nun sind The Haunted seither nicht die Band gewesen, über die ich alles weiss, so ein paar Grundinformationen waren da, es galt aber vorher erst mal "Hausaufgaben" zu erledigen...
Um 20 Uhr sollte ich mich also beim Tourmanager Frederik Holmstedt melden, wir waren sogar etwas vorher am Venue und so fragte ich mich zum Tourmanager durch. Erwartet hatte ich so nen schwedischen Bären, Marke Wikinger, der Mann stellte sich aber eher als eine skandinavische Variante von Anthony Kiedis heraus. Er packte mich also mit Sänger Marco in einen ruhigen Backstage-Raum und nach dem Begrüssen und Verkabeln gings dann auch munter los...

F: Hey Marco, wo Du grad den schicken Testament-Kapuzling an hast: die sind ja gerade auch mit nem ordentlichen Package auf Tour...

A: Ja, wir hatten sogar nen Day-Off in Mailand und da waren wir alle dort und haben uns die Bands angeschaut, wir hätten sogar spielen können, aber wir sollten als erste Band des Abends noch vor Darkane auf die Bretter und das wäre irgendwann am Nachmittag gewesen...

F: Die US-Tour zusammen mit Testament, das war doch auch Dein Anfang bei The Haunted? (Marco ist erst später eingestiegen)

A: Ja genau, meine erste Show war in Paris und die vierte dann der Beginn der US-Tour im Vorprogramm von Testament, das war in Reno. Per (Gitarrist von The Haunted) und ich haben uns sogar erst am Flughafen kennen gelernt, wir haben vorher noch nie zusammen gespielt...

F: Für mich war diese No Mercy Tour so was wie Weihnachten und Geburtstag zusammen...

A: ...aber nicht in Mailand! Mailand war eine derartige Scheiss-Show! Alles ging schief, der Sound war katastrophal und der Monitor-Mischer von dem Club hatte so was von keinen Plan... Wir standen am Bühnenrand und litten mit den Bands, denn es war wirklich schrecklich...

F: Testament hab ich über die Jahre fünf oder sechs mal gesehen, aber Death Angel hab ich zum ersten Mal gesehen und sie zählten schon immer zu meinen absoluten Lieblingsbands.

A: Ich fands ein bisschen schade, dass sie zu viele funky Songs von "Frolic through the parc" gespielt haben. Wenns nach mir gegangen wäre, hatten sie auch nur Songs von "The Ultra-Violence" spielen können.

F: Oh, ich mag "Act III" auch richtig gerne...

A: Naaa, ich finde die waren dann nicht mehr so heavy wie früher und haben sich eher funky Sachen zugewendet.

F: Naja, jedenfalls gibt's da dann wohl bald ein neues Album, ihr Sänger Marc Oseguada hat mir das erzählt und ich bin schon gespannt drauf...

A: Man wird sehen...


F: Ich hab in der April-Ausgabe des Hammer eine Tourstory gelesen, wo ein Redakteur ein paar Tage mit Euch unterwegs war. Der hat das alles sehr familiär und "down to earth" beschrieben, ihr habt sogar Euer Equipment selbst ausgeladen und aufgebaut...

A: J klar, das ist üblich wenn wir in Skandinavien spielen...

F: Echt? Ich hab gelesen, dass Ihr mit dem schwedischen Grammy ausgezeichnet wurdet, und da denkt man doch eher an Rockstar-Gehabe.

A: Klar, das mit dem Grammy war ne große Sache, aber Schweden ist kein großes Land, wir sind maximal vier Stunden von einem zum andern Club unterwegs, wir fahren in nem Transporter und es macht einfach keinen Sinn da ne Crew mitzunehmen. Wir machen das gerne, wir versuchen überhaupt die Sache am Boden zu halten ("keep things real"), nicht zu vergessen wie wir angefangen haben... ausserdem hälts ja auch fit! (lacht sich einen)

F: Ich hab auch gelesen, dass Ihr mit der letzten CD 200 Shows gespielt habt, da muss man schon wirklich gern unterwegs sein um sich so ein riesen Programm aufzuladen...

A: Stimmt, wir haben nach der Veröffentlichung von "The Haunted made me do it" ca. 200 Konzerte gegeben, deswegen hat es auch so lange mit dem nächsten Album gedauert! Alle haben gedacht, na prima, die haben ein Jahr Urlaub gemacht, wir waren aber überhaupt nicht faul!

F: Habt Ihr unterwegs schon an den neuen Songs gearbeitet?

A: Naja, wir versuchen es. Die Jungs haben alle ihre Laptops dabei, ihre Pro-Tools usw. und wollen dann immer was aufnehmen, meistens kommt aber nichts dabei heraus. Ich denke wir arbeiten am effektivsten wenn wir uns daheim an die Songs machen. Wobei ich froh war, dass ich bei den Proben zum neuen Album nicht immer dabei sein musste. Denn dieser Sommer war der heisseste Sommer seit Ewigkeiten in Schweden und in unserem Proberaum hat es weder ne Klimaanlage noch irgendwelche Fenster, und so schmorten alle unter dem Blechdach... Ich war nur bei drei Proben vor den Aufnahmesessions dabei, denn meine Frau hat zu der Zeit ein Kind erwartet, also musste ich daheim bleiben.

F: Das führt uns dann auch gleich zur nächsten Frage, denn wenn man derart viele Konzerte im Jahr spielt, dann braucht man nen Partner der auch auf die Musik steht...

A: Nein, sie ist im Gegenteil sogar gar kein Fan der Musik...

F: Naja, aber er muss schon verstehen, was einem die Musik bedeutet und dass sie ein gegebener Teil der Persönlichkeit ist.

A: Sie hat nicht die Katze im Sack gekauft, denn sie wusste schon, dass ich das seit Jahren so mache und ihr war wohl klar, auf was sie sich da einlässt. Sie ist eine starke Frau, das kannst Du mir glauben. Jetzt gerade sind wir 14 Wochen am Stück unterwegs, im Sommer sind dann ne Menge Festivals und im September geht's wieder weiter. Sie geniesst unsere gemeinsame Zeit sehr, sie hat aber auch etwas was sie beschäftigt. Früher war das anders und da hat sie mich dann die ganze Zeit derbe vermisst, jetzt kann sie sich ums Baby kümmern.

F: Na, das gibt ne ordentliche Handy-Rechnung!

A: Da hast Du absolut recht!

F: Es ist ja nicht nur so, dass sie Dich vermisst, andersrum ist es bei Dir bestimmt ähnlich und Du verpasst gerade ne interessante Zeit im Leben Deines Kindes...

A: Ja, klar, und das zum zweiten Mal, beim ersten Kind wars genauso! Ich hol das aber dann alles nach, wenn ich dann nicht auf Tour bin, kümmer ich mich dann auch soviel wie eben möglich um meine Familie.

F: Bevor Euch die Tour nach Deutschland geführt hat, wart Ihr in Südafrika, Australien und Japan. In Südafrika spielen auch nicht jeden Tag Metal-Bands, oder?

A: Wir waren die erste internationale Band seit 1994! Napalm Death waren zuletzt da, das war also mal richtig cool!

F: Und, gibt es da ne richtige Szenen?

A: Es gibt da ne lebendige Szene, es hat auch ne Menge Bands, aber sie haben KEIN Equipment! Wenn Du Dir da z.B. ein Topteil kaufen willst, dann kostet dich das Unsummen, denn es muss alles importiert werden. Wenn Du also nen Peavy 5150 haben willst, dann musst Du den in England bestellen. Das einzige was sie haben ist die üblichen Marshalls, nicht mal z.B. Tama-Schlagzeuge oder sowas, das kostet alles riesige Summen. Genauso CDs, wenn Du keinen Lizenzvertrag in Südafrika hast, dann müssen sie auch das Album importieren, und das kostet etwa einen halben Monatslohn!

F: Krass, wenn da dann ein Fan mit dem The Haunted Backkatalog zum unterschreiben kommt, dann kannst Du Dir auch echt mal sicher sein, dass der voll auf die Band steht... Ich hab im Internet ein Plakat von Entombed gesehen, die waren stolz wie nochwas, das sie ein paar Dates in Südafrika spielen werden...

A: Klar, ich hab hier auch was (zieht seinen Pulli hoch und zeigt sein Shirt: Vorne der klassische The Haunted-Schriftzug und hinten die drei Gigs der Südafrika-Tour)!
Und nachdem wir dann in Südafrika gespielt haben, wo die Shows alles nahezu ausverkauft waren, kamen wir zum ersten Mal nach Australien: Ausverkauft!

F: Alle Dates?

A: Nee, die erste Show meinte ich, aber der Rest war auch fast ausverkauft!

F: Habt ihr mit lokalen Vorbands gespielt?

A: Ja, das ist da sogar ein Gesetz, wenn man dort als ausländische Band tourt dann hat man ne australische Vorband mitzunehmen - find ich ne gute Sache! Danach gings dann ab nach Japan und England, dann waren wir kurz daheim zum Wäsche waschen und jetzt sind wir hier!

F: Schade, dass es mit dem Summer Breeze-Festival wohl nichts wird...

A: Ja schade, aber wir haben so viele Festival-Anfragen im Sommer, das Meiste wird sich wohl in Schweden abspielen, obwohl wir wirklich gerne mal Wacken, Summer Breeze, Graspop etc gespielt hätten - vielleicht klappts ja nächstes Jahr!

F: Wenn man so ausgiebig und mit so wenigen Day-offs unterwegs ist, dann muss man innerhalb der Band doch sehr diszipliniert sein, da kann man nicht jeden Nacht Party machen und sich betrinken...

A: Wir sind wirklich eine recht bewusste Band, wenig Trinkgelage etc., natürlich, ab und an wenn sich mal die Gelegenheit bietet sind wir schon dabei. Ich hab das persönlich hinter mir, ich bin abstinent, trinke nicht und nehm auch keine Drogen mehr. Ich hab da etwas die Kontrolle verloren und hab die schlechten Tourangewohnheiten dann auch nach Hause mitgebracht und das war gar nicht gut! Ich musste mich also entscheiden und habs dann ganz bleiben lassen. Ich denke auch, dass das Publikum nicht sauer verdientes Geld hinlegen sollte, um dann fünf Besoffene auf der Bühne herumstolpern zu sehen. Wir werden nie vergessen, wer uns dahin gebracht hat, wo wir jetzt sind, das waren eben die Fans. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass uns manche Leute eine Hardcore-Metalband nennen, denn wir haben diese Hardcore-Mentalität, diese Unity-Sache; und wir sitzen ja schliesslich auch irgendwie alle im selben Boot...

F: Du bist innerhalb der Band wohl auch derjenige, der am meisten Hardcore hört. Ich denke, dass dieses Hardcore-Unity-Ding vor ein paar Jahren mit Biohazard, Sick of it all etc. richtig zum Trend und groß geworden ist. Viele Leute haben das adaptiert und den Kern aber nicht verstanden und auch wieder nur ihre eigenen Klicke aufgebaut, zu der man mit den "falschen" Klamotten oder einem entsprechenden Haarschnitt oder wenn man eben kein schwarzes X auf dem Handrücken hatte genauso nicht dazu gehört hat. Diese ganzen Schlagwörter waren im Endeffekt eben doch nur hohl... und heute rauchen und saufen die gleichen Leute wieder!

A: Stimmt, ich glaube, dass Hardcore mittlerweile wieder im Underground angekommen ist..

F: Genau, das hat sich wieder gesund geschrumpft!

A: ... ich verfolge die Szenen auch nicht mehr so, hab auch keinen Überblick über die Veröffentlichungen, es ist einfach zu viel. Ich wollte nur eben noch ganz klar sagen: Ich bin nicht Straight Edge, ich hab nur für mein persönliches Wohlergehen entschlossen gewisse Dinge nicht mehr zu machen.

F: Zur neuen Platte: Ich finde Ihr habt es geschafft gleichzeitig aggressiver und härter aber auch melodiöser zu werden. Früher waren stets viele coole Songs auf den Alben, aber die neue wirkt wie ein logisches Gebilde, was ich auch sehr cool finde, ist dass es eben diese groovigen Passagen gibt und sogar einen relativ ruhigen Song ("Demon Eyes") und das auch noch in der Mitte der CD, meistens wird so was ja am Ende versteckt... Ich mag einfach Bands, die sich weiterentwickeln, wer will schon immer wieder das selbe Album einer Band kaufen? Ich denke also es war genau das rechte Mass an Veränderung und Besinnung auf gewisse Traditionen. War das geplant?

A: Geplant war mal auf jeden Fall die Sache mit "Demon Eyes", denn wie in den alten Vinyl-Tagen, wenn man sich da ein Album angehört hat, da hatte man mitten im Album beim Undrehen (ja, das gabs damals lieber Leser!) eine Pause zum Verschnaufen - und dann brach die Hölle wieder los! ...danach geht's ja auf dem Album mit "Urban Predator" weiter, und das ist ja ein richtig harter Song. Was wir mit dem Album verändern wollten war der Sound. Denn viele Leute haben uns gesagt, dass wir live viel besser klingen als auf CD, was für uns ein Kompliment ist, denn wenn mans live nicht bringt, sollte man es erst gar nicht auf ein Album packen. Ansonsten wars mehr oder weniger eine natürliche Entwicklung, wir wollten schon immer kleine "Baby"-Schritte in Richtung Veränderung/Entwicklung machen. Denn wenn man das nicht macht, manövriert man sich selbst ins Aus, man wird auf einen gewissen "Stil" minimiert und jeder sagt nur "Ach ja, das ist die Band, die immer so und so klingt..." und das wollen wir eben nicht.

F: Wie läuft das bei Euch mit dem Songwriting? Wenn Ihr ins Studio geht, stehen da die Songs zu 100% und werden so aufgenommen oder ändert sich da dann, evtl. auch durch den Produzenten, noch was.

A: Bei uns stehen die Songs meist so zu 95%...

F: Man hat ja auch selten die Möglichkeit das Material vor dem Studioprozess zu hören und mit dem Endresultat zu vergleichen. Das hatte ich bisher erst einmal und zwar hab ich über nen Bekannten ein Proberaum-Tape von Machine Head mit Songs bevor sie "The burning red" aufgenommen haben, magst Du Machine Head?

A: Ich mag "Burn my eyes"

F: Das ist auch ein gutes Beispiel für dies Entwicklungs-Ding, das erste Album war der Hammer, mit dem zweiten sind sie meiner Meinung nach auf der Stelle getreten, haben nur versucht noch härter zu sein. Mit "Burning Red" gabs dann aber wieder Entwicklung...

A: Ja, da hat irgendjemand Gesangsstunden genommen! ...bei uns läufts immer so, dass wir ne Vorproduktion machen und die so lange hören, bis wir nicht mehr können, dann fangen wir an was zu ändern.

F: Und der Produzent, was macht der noch aus?

A: Am ehesten noch in Richtung Gitarren-Sounds. Ich selbst hab ne ziemlich klare Vorstellung davon wie es klingen soll wenn es fertig ist, aber da wird schon mal ein Vorschlag gemacht, der sich dann als wirklich gut herausstellt... Wir haben selbst aber wie gesagt recht genaue Vorstellungen. Fredman, unser Produzent, ist mitten in den Aufnahme-Sessions auch mal eben für nen Auftritt nach Japan verschwunden, er hat ja selber ne Band (Dream Evil) und da haben wir dann nur mit dem Techniker weiter gemacht.

F: Was ich ja nie verstanden habe, ist wenn man immer liest, dass Bands ins Studio gehen und nichts fertig haben und das Album und die Songs erst im Studio entstehen.

A: Ja, das war vielleicht in den 80ern noch so, etwa wenn Rockstars wie Iron Maiden sich für ein halbes Jahr in ein Studio eingemietet haben - was das wohl gekostet haben mag...

F: Tja, da haben die Bands noch wirklich fett verkauft und ordentlich Geld in die Kassen der Labels gespült.

A: Naja, aber Rockstars gibt's ja nicht mehr, höchsten dass in den USA vielleicht ein paar Bands diesen Status erreichen. Aber eigentlich war das doch ein 80er Jahre Ding als Bands wie Iron Maiden, Scorpions usw. auf dem Zenith waren. Auch wenn wir ordentlich Platten verkaufen, wenn ich heim komme und wieder zur Arbeit gehe, ich bin Schmied, dann fühle ich mich nichts als Rockstar.

F: Klar, die meisten Bands müssen nebenher arbeiten. Man weiss ja auch, dass man nicht wie die Rolling Stones noch im Seniorenalter auf der Bühne stehen wird.

A: Auf jeden Fall, man sollte nicht vergessen, dass alles Gute auch mal zu Ende geht.

F: Wenn wir es grade von großen Bands und Verkäufen hatten, weißt Du irgendwelche Verkaufszahlen vom aktuellen Album?

A: Ich weiss, das es gut verkauft... ich hab keine genauen Zahlen oder so was gesehen, ich weiss nur dass wir zum ersten mal verdammt viel in Schweden verkauft haben. Wir waren in den Charts in Schweden, Belgien, Australien, Grossbritannien und sogar in den amerikanischen Billboard-Charts!

F: Wow, Top 100?

A: Jo?

F: Da hat sich ja auch viel geändert, ich kann mich noch an ein Statement von Roadrunner erinnern, die haben damals Exhorder gedroppt, weil ihr zweites Album in Deutschland "nur" 6000 Stück verkauft hat - da würde sich heute das ein oder anderer Label schon die Finger nach lecken... heute wird eben viel gebrannt...

A: Ja klar, aber ich denke, dass diese Entwicklung uns gar nicht schadet.

F: Klar, da geht's auch darum, dass die Band bekannt wird, spreading the desease und so...

A: Ich glaube es ist unsere Pflicht die Alben und Booklets eben so attraktiv zu gestalten, dass sich der Fan trotzdem das Original nach Hause holt. Ich weiss, dass die Metal-Fans Interesse daran haben am Ball zu bleiben, nichts zu verpassen und mitreden zu können.

F: Klar, aber wenn ich im Internet lese, dass das neue Type o Negative Album bereits über 60 000 mal illegal herunter geladen wurde und das Album aber erst in nem Monat raus kommt, dann denke ich mir, dass sich das bestimmt nicht gut auf die Verkäufe nach dem Release auswirkt und im Endeffekt kommts darauf an, was ne Band verkauft, wenn das nicht wirtschaftlich kalkuliert wird, dann ist eben bald Schluss für die Band bei dem Label.

A: Das ist natürlich krass, aber wir hatten das Problem nicht, unser Label hat auch einen Song ("Shithead") offiziell zum Runterladen auf die Homepage gestellt...

F: Ich weiss, den hab ich mir damals auch gezogen...

A: Der wurde 15 000 mal runtergeladen!

F: Sorum funktionierts ja auch gut, das war ne schlaue Idee einen Song als Appetizer rauszulassen, wenn man aber das ganze Album irgendwo bekommen kann, dann denke ich, dass das dann nicht so ideal für die Verkäufe ist...

A: Wir haben in Schweden in der ersten Woche 8 000 Stück verkauft, in Deutschland warens in der gleichen Zeit 7 000, da kann man sich glaube ich nicht beschweren...

F: Ok, wenn wirs jetzt grad vom Label haben, da gabs so ne kleine Kontroverse. Du hast wohl vor kurzem ein Interview für ein finnisches Mag gegeben und danach gabs dann ordentlich Zoff. (Marco soll angeblich gesagt haben, dass das Label sie abzockt und belügt, ein paar Tage später gabs dann ein Demeti von ihm und es hiess, dass sie sehr zufrieden mit dem Label sind etc., danach gabs dann ein MP3 des Original-Interviews zum Runterladen, blöd, dass ich kein Finnisch kann).

A: Naja, man sollte nicht immer gleich alles, was man im Netz liest glauben. Ich hab auch nicht wirklich Bock darüber zu reden, denn es ist an sich lächerlich. Die beim Label haben sich voll aufgeregt und ich hab mich nur gefragt, worüber reden die denn da? Es war auf jeden Fall nicht halb so schlimm, wie es berichtet wurde...

F: Ok, wie auch immer. Ich könnte es aber auch gut verstehen, wenn Ihr nicht sooo ganz glücklich mit Earache wärt, denn eigentlich habt ihr ja nie nen Vertrag bei ihnen unterschrieben. Es war wohl nur so, dass Ihr At the Gates Mitglieder bei Euch in der Band habt, die mit Earache vor ihrer Auflösung noch nen Vertrag über drei Alben hatten. Ich habgehört, dass das Geld, das durch Eure erste CD eingespielt wurde erst mal dazu verwendet wurde um die Defizite von At the Gates, die durch deren US Tour entstanden waren, auszugleichen. Und ich denke, das hätte mich dann doch geärgert, wenn man die Früchte seiner Arbeit nicht ernten darf. Ich hatte auch den Eindruck, dass Ihr versucht habt mit dem Live-Album den drei-Platten-Vertrag zu erfüllen, hat aber offensichtlich auch nicht geklappt, denn "One Kill Wonder" kam auch wieder über Earache, aber jetzt seid ihr ja frei...

A: Wie auch immer, JETZT machen sie nen guten Job und wir haben im Moment keinerlei Probleme... aber es war auch das letzte Album und wir werden mal schauen, was es an Angeboten gibt. Ich möchte aber auch nicht zu viel darüber reden, denn das ist ein recht sensibles Thema... Sorry!

F: Kein Problem, ist ja durchaus verständlich!

F: Als, dann das Massen-Mörder-Ding... da muss es wohl eine gewisse Faszination geben.

A: Das geht eigentlich alles von unserem Designer aus, der arbeitet für riesen Konzerne und muss sich da immer in gewissen Grenzen bewegen. Wenn er dann wieder für uns arbeitet und nichts reglementiert ist, dann dreht er immer ab und macht diese krassen Sachen. Der Titel des neuen Albums, sollte zunächst eigentlich nur für ein T-Shirt-Design verwendet werden, aber dann haben wir das Konzept drumrum gebastelt. "The Haunted made me do it" war ja schon ein ironisches Statement in Richtung Zensur und diesen Sachen. Mit dem neuen Album wollten wir mit dieser ironischen Einstellung gegenüber Massenmedien fortfahren, z.B. gab es ein regelrechtes Aufsehen als in Washington dieser Scharfschütze die Leute erschossen hat, "Wird er wieder zuschlagen? Wer wird als nächstes sterben?" etc. Das wollten wir karikieren.

F: Ich war sehr glücklich, als ich gesehen habe, dass Ihr Euch da offensichtlich Gedanken drüber gemacht habt und es nicht nur um das Schocken der Leute oder das Erregen von Aufmerksamkeit ging. Das machen ja viele Metal-Bands, dass sie ein krasses Bild aufs Cover machen, da aber nichts "dahinter" steckt und sie nur provozieren wollen... Wenn man sich das also so anschaut, kann man sagen, dass The Haunted ne politische Band sind?

A: Nein, überhaupt nicht. Wir sind sehr vorsichtig bei solchen Sachen, denn man sollte sich nichts vormachen, es gibt Leute, die das, was Du da von Dir gibst für voll nehmen. Wenn man also nicht die Lösung für all die Probleme hat, dann sollte man erst gar nicht das Maul aufreissen... Es gibt so viele Bands, die die Leute fälschlich dazu bringen sich in eine gewisse Richtung zu entwickeln. Man hat da ein gefährliches Instrument in der Hand, z.B. Rage against the Machine haben das ganz positiv gemacht, als sie sich z.B. für politische Gefangene eingesetzt haben, aber irgendwann haben sie da etwas die Kontrolle verloren und sind so in Richtung zivilen Ungehorsam abgedriftet nur um einen gewissen Standpunkt zu untermauern. Fans um die 15 sind in diesem Alter sehr offen für derartige Einflussname und lassen sich nur allzu leicht formen - wir sind mit solchen Sachen sehr vorsichtig. Wir stellen Probleme dar, haben aber nicht die Lösung, weisen aber darauf hin, dass es sie gibt.

F: Klar, ok, ich fands aber gerade in dem Alter wichtig und gut von Bands, die ich musikalisch verehrte auch ernstzunehmende Statements in anderen Belangen zu lesen/hören...

A:...die hatten was zu sagen...

F: Genau, ich fand es wichtig durch engagierte Menschen dazu inspiriert zu werden sich selbst zu informieren und nicht immer nur z.B. die Darstellung der offiziellen Medien als gegeben hinzunehmen, sondern auch zu hinterfragen, was steht hinter dieser und jener Botschaft. Ich fands also wichtig und gut, dass sich Bands geäussert haben.

A: Eben, wir schreiben nur über Sachen, die wir sehen und hoffen, dass wir dadurch auch dem ein oder anderen die Augen öffnen und so vielleicht irgend jemand mal mit einer Lösung um die Ecke kommt. Wenn man mit dem Finger drauf zeigt, kann es sein, dass irgendjemand mal was ändert.

F: Klar, aber wenn man mit dem Finger auf Leute zeigt, ist es eben auch immer so, dass drei Finger der eigenen Hand auf einen selbst zeigen...

A: Auch klar, mich haben die Leute sogar mal für nen Nazi und Rassisten gehalten, was einfach daran lag, dass ich Tarnhosen getragen hab und mir den Schädel rasiere. Deswegen denke ich sollte man Leute auch nicht nach dem Äußeren beurteilen, denn dann ist man schnell dabei sich genauso zu verhalten, wie es eben auch die Rassisten machen...

F: Ok, Themenwechsel, sag mal an, was zur Zeit Deine musikalischen Favoriten sind.

A: Oh, im Moment, wenn wir also auf Tour sind, dann ist Metal so ziemlich das allerletzte was ich mir anhöre...

F: Echt, wie das? So als Kontrastprogramm?

A: Genau, man lebt und atmet quasi jeden Tag Metal, ich höre also viele eher entspanntere Sachen, im Moment hab ich grade viele Bands für mich entdeckt, die ich früher regelrecht gehasst habe. z.B. Depeche Mode...

F: Die hast Du gehasst, die sind doch richtig cool...

A: Oh, ich hab die gehasst, weil alle sie gehasst haben. Ich hab mir jetzt die Live-Scheibe geholt.

F: Ich hab die zwei Singel-Collections... die haben auch oft richtig gute Texte...

A: Genau! Sehr gute Texte... Das ist also ne Band die ich auf meine alten Tage noch für mich entdeckt habe, genauso wie 16 Horsepower.

F: Der Bandname sagt mir jetzt was, aber ich hab keine Ahnung wie die sind...

A: Oh die sind richtig gut; oder auch Jeff Buckley, entspannte Sachen eben, obwohl, klar mauschelt sich ab und an der ein oder andere Metal-Track rein, kommt ach immer auf die Stimmung an. Manchmal schiebt man auch das Slipknot-Debut rein und geniesst das einfach. Meistens hören wir im Bus aber vor der Show eher so Sachen mit denen Metal angefangen hat, Thin Lizzy, alte Whitesnake oder so.

F: Hast Du Thin Lizzy noch aktiv erlebt, oder hast Du Dir die Alben bewusst geholt, weil sie eben den Grundstock gelegt haben...

A: Meine Frau hat mir die ganzen Alben zu Weihnachten geschenkt. Ich bin ab und an im Auto gesessen und hab die Songs im Radio gehört und gedacht, hey Mann, das waren richtig gute Songs! Und da hab ich dann auch daheim drüber geredet und sie hat mir dann alle geschenkt... Was auch richtig geil ist, ist das neue Carnal Forge Album! Die haben ganz offensichtlich eine ganz bestimmt Band ziemlich genau angehört... (wobei ich jetzt nicht weiss, ob er The Haunted meint oder Slayer, wer Carnal Forge kennt, kann sich da seinen Teil denken...), war nur ein Scherz, wir sind gute Freunde!

F: Stichwort "Gute Freunde", ich hab mich gefreut wie ein Schneekönig, als ich in den Liner-Notes zum neuen Album gelesen habe, dass Michael Amott (Ex-Carcass, jetzt Spiritual Beggars, Arch Enemy) bei nem Song ("Bloodletting") mitgemacht hat, Carcass waren mit dem Heartwork-Album die Götter für mich!

A: Das ist meiner Meinung nach eh das beste Carcass-Album...

F: Ich war damals auf der Tour, hab sie in Stuttgart gesehen...

A: Ich war damals zu besoffen! Als sie mit "Symphonies of sickness" und Napalm Death unterwegs waren, war ich bewusstlos vor dem Club und hab sie verpasst! ...da muss ich wohl so um die 14 gewesen sein.

F: Wie siehts aus, hast Du Zeit Dich mit anderen Sachen wie Büchern oder Filmen zu beschäftigen?

A: Bei Filmen hab ich's gerne lustig, Chris Farley (Tommy Boy, Beverly Hills Ninja, Black Sheep of the Family), son dicker Kerl, den mag ich gerne, der war glaub ich auch bei Saturday Night Live dabei... ich hab da so ne ganze Tribute-DVD über seine SNL-Zeit, zum totlachen... Aber in der Band ist eigentlich Anders der Filmfreak, hätte uns ja auch fast zu Gunsten der Filmhochschule verlassen. Er und Jonas haben in ihren Laptops jeder über 40 Filme und Anders hat über 5 000 gebrannte Filme auf CD daheim. Wenns um Filme geht halte ich mich also besser raus, das kann nur nach hinten losgehen...

F: Was mich auch immer sehr interessiert ist, wie viel Einfluss habt ihr auf die ganzen geschäftlichen Sachen, z.B. Support-Bands, sucht ihr die selber aus? Oder schlägt Euch das Label welche vor?

A: Wir haben so ca. 50-60% Einfluss auf die Entscheidung, das Label schlägt wohl vor, aber wir dürfen schon mitreden. Und ich denke mit der Tour hats ein richtig gutes Package gegeben!

F: Habt ihr Einfluss aufs Merchandise?

A: Wir machen das selbst...

F: Also legt Ihr die Preise fest?

A: Ja schon... Wir kaufen das Merch von ner Firma und die schlagen einen empfohlenen Preis vor, da gehen wir dann ein bisschen drunter...

F: Prima, ich hab bei vielen Bands nur irgendwie den Eindruck, dass sie das mit der Währungsumstellung nicht wirklich verstanden haben und hier Dollar und Euo 1 zu 1 umrechnen.

A. Unsere Shirts liegen zwischen 14 und 18 Euro, die einfachen, auf denen nur das Logo war, waren sogar noch billiger, aber waren ruckzuck weg, wir hatten nur 500 oder so.

F: Ich war bei anderen Konzerten, da haben Shirts 35 Euro gekostet, Kapuzenpullis manchmal sogar 80 Euro!!!

A: Krass, nee, wir machen das recht fair und es ist ja auch so, dass wir über das Merch unser Geld verdienen, wenn wirs also überteuert anbieten, dann kauft das ja auch niemand!

F: Ok Marco, das wars, danke für das Gespräch und alles Gute für heute Abend, die Tour und die Zukunft!

A: Oh, kein Problem, ich danke für das Interesse. Ansonsten langweile ich mich auf Tour 23 Stunden am Tag, war also ne angenehme Abwechslung!

F: Ja wie, keine Videospiele im Bus?

A: Schon, aber die anderen spielen immer und lassen mich nicht ran, ich spiel dann immer Tetris auf meinem Gameboy

Das Interview wurde von Thomas Jentsch geführt.

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