Trailer Park Sex - Now Or Fucking Never
Frische Brise aus Richtung Hamburg. Unter dem schönen Namen Trailer Park Sex fanden sich vor ca. eineinhalb Jahren Juan Pablo Gracia und Lea Swetlana Kloth zusammen, um ihre ganz eigene musikalische Vision zu verwirklichen. Dass das gemischte Doppel keine halben Sachen macht, beweist die Art und Weise, wie sie an die Umsetzung dieser Band und ihrer ersten Veröffentlichung herangehen: Während Frau Kloth für die Schlagzeugabteilung zuständig ist, wurden für diese Aufnahme sämtliche Melodieinstrumente und der mehrsprachige Gesang von Herrn Gracia bewerkstelligt. Die beiden Protagonisten scheinen alles komplett in Eigenregie zu veranstalten: Vom Komponieren, über Webdesign und Booking bis hin zum Putzen des Proberaumklos. Auch die nette Anekdote aus der Bandinfo, dass man mit nichts außer einer Vorproduktion bewaffnet ins Vereinigte Königreich auszog, um Kontakte herzustellen, spricht für sich selbst. Dass die Beiden neben wohlklingenden Namen, Engagement und Mut zum Risiko noch einiges mehr zu bieten haben, wird gleich mit den ersten Akkorden ihrer treffend bezeichneten Debüt-EP „Now Or Fucking Never“ deutlich. Hier ist kein Platz für Kompromisse. Hasserfüllte Moshparts und wütend-chaotische Noise-Passagen treffen auf reinrassige Jazz-Elemente und einige ruhigere Anleihen aus dem Rocksektor. Vereint wird dieser ebenso derbe wie erfrischende Stilmix in unkonventionellen und ziemlich vertrackten Kompositionen, die vor schrägen Taktzahlen und verwirrten Rhythmen nur so strotzen. Freunde von Genre-Achterbahnen mit wilden Breaks und abrupten Tempowechseln kommen hier voll auf ihre Kosten. Meine Anspieltipps für Euch sind der Opener „Fucking Nazis In A Beautiful Budapest“ und das zum Teil von Tool inspirierte „Schizophrenia“. Wer allerdings auf durchdachte und in sich schlüssige Songs Wert legt, dem wird hier ans Bein gepinkelt. Das völlige Nichtvorhandensein eines Konzepts, oder wenigstens eines Leitstrahls dürfte für viele das große Manko darstellen. Für mich persönlich funktioniert „Now Or Fucking Never“ aber auch ohne Roten Faden ganz gut, und Trailer Park Sex haben in mir definitiv einen neuen Fan gefunden, der gespannt darauf ist, was die beiden Nordlichter in Zukunft von sich hören lassen. (cj)