
Semana Santa - Wake Up, Beauty!
Die Wangener Lokalmatadoren Semana Santa lassen sich einfach nicht unterkriegen, und das ist auch gut so. Mit ihrer mittlerweile dritten Aufnahme in Eigenregie zeigen die fünf Allgäuer, dass sie noch lange nicht am Ende ihrer Kreativität angelangt sind, und auch ohne Label im Rücken gewillt sind, ihren Weg unbeirrt weiter zu gehen. Die nähere Begutachtung der zehn Stücke auf „Wake Up, Beauty!“ enthüllt, dass die Soundverhältnisse bemerkenswert gut ausgefallen sind und sich durchaus mit aktuellen Releases der Plattenindustrie messen können. Die neuen Songs zielen eindeutig auf eine melodischere Schiene ab als die Vorgängerwerke. Man ist offenbar bemüht, sich von der grauen Masse der Metalcore-Welt abzuheben und verzichtet zum Beispiel fast komplett auf genretypische Breakdowns und Moshparts. Außerdem versucht man, allzu metallastiges Riffing zu vermeiden und verwendet im Gegenzug vereinzelt Anleihen aus der Rocksparte, auf die aber deutlich mehr Gewicht gelegt werden sollte, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Wendet man sich dem Gesang zu, gibt es an den heißeren Shouts von Frontmann Psenner nur wenig auszusetzen. An den klassisch gesungenen Beiträgen, die wohl von Gitarrero Vukitsevits beigesteuert werden, dürften sich aber die Geister scheiden. Hier fehlt für meine Begriffe ganz klar das technische Können, welches er zum Beispiel an seiner Klampfe beweist. Auch der tiefe Griff in die Reverb- und Delay-Kiste kann daran nichts ändern. Besondere Aufmerksamkeit verdienen allerdings die Texte, die ein sehr hohes Niveau erreichen und mittels durchdachter Sozialkritik und Weltverbesserungsanspruch bestechen können. Nicht zuletzt dadurch verdienen sich Semana Santa eine Menge Sympathiepunkte, und „Wake Up, Beauty!“ eine ziemlich gute Note. Auch wenn der Gesang stellenweise daneben geht, und die Jungs in Sachen Originalität vielleicht noch eine Schippe drauflegen könnten, denke ich, es ist an der Zeit, dass für Semana Santa endlich ein Deal herausspringt. (cj)