
Firewater - The Golden Hour
Der Begriff Alternative ist ja etwas ausgewaschen über die letzten Jahr(zehnt)e, wirklich überrascht hat in dem Bereich schon lange nichts mehr. "The Golden Hour" ist aber voller Überraschungen und das geht schon bei der Entstehungsgeschichte los. 2004 beschloss einer der Veteranen der New Yorker Alternativerock- und Punkszene, nämlich Tod A. (CopShootCop, klingelts?), seinem Land den Rücken zu kehren und stattdessen mal die Länder zu bereisen, auf die seine Landsleute sonst eher Bomben werfen als sich wirklich mit ihnen auseinander zu setzen. Vier Jahre reiste er durch Pakistan, Indien, Bali, Türkei und Afghanistan und zwar nur mit wenig mehr als einem Rucksack, seiner Gitarre und einem Laptop. Großteile der Musik wurde auf der Reise aufgenommen und schließlich in Israel abgemischt. Wenn Worldmusic als Kategorie nicht so oft diesen Müslibeigeschmack hätte würde der Begriff hier voll ins Schwarze treffen. Seine Reiseberichte (http://postcards.blogs.com) sind hochinteressant und die dreizehn Songs ein pulsierendes, buntes, textlich oft zynisches Dokument seiner (musikalischen) Erlebnisse, die er faszinierend mit seiner Identität und Vergangenheit verwebt. Was bei Manchem peinlich oder einfach unglaubhaft klingen würde, nimmt man ihm sofort ab: "I never cared for authority, I never felt part of majority, I lost my home and I lost my wife, this is no joke, thi is my life". Überhaupt ist das hier definitiv mehr Punk als Millionen von Platten zu verkaufen, einen auf Punk zu machen und aber gleichzeitig fette Schlitten zu fahren und in Villen zu residieren. Mal klingts nach Bazar ("This Is My Life"), mal eher nach Südsee-Piratenparty mit Surfeinschlag ("Some Kind Of Kindness"), hörenswert ists aber immer! (tj)