
Tangaroa - Day EP
Wer sein musikalisches Wissen gerne in Schubladen ablegt, wird mit Tangaroa seine Probleme bekommen. Die Strasse der verschiedenen Einflüsse und Stilrichtungen, die hier verarbeitet werden startet im Death-Sektor, biegt Richtung Grindcore ab, legt bei experimentellem Metal einen Zwischenstopp ein, scheint sich dann irgendwo im chaotischen Black Metal zu verlieren und findet schließlich im Jazzgenre ihr Ende. Das englische Quintett Tangaroa, die ihren Bandnamen übrigens von einem polynesischen Meeresgott ableiten, haben diese fünf Stücke nicht geschrieben, um Kompromisse einzugehen. Sie wollen neue Wege gehen und offensichtlich die Grenzen ihrer Musik ins Unendliche ausdehnen. Was andere Bands als wildes Experimentieren bezeichnen würden, scheint hier an der Tagesordnung zu sein. Die MCD „Day“ macht deutlich, dass man im Hause Tangaroa getrost auf 4/4-Takte, eingängige Strukturen und althergebrachte Harmonien und Akkordfolgen scheißen kann. Das abgefahrene Songwriting und vor allem das technische Niveau können so manchem verstörten Zuhörer den Kopf abzuschrauben. Was die Klampfenfraktion da zusammenfrickelt und -schreddet ist verdammt beeindruckend und auch die Rhythmusgruppe steht dem in nichts nach. Das böse Geschrei von Shouter Bishop komplettiert die Inventarliste dieser musikalischen Waffenkammer, mit der man locker den dritten Weltkrieg gewinnen könnte. „Day“ verhilft dem Hörer – sofern er die nötige Aufnahmefähigkeit vorweisen kann – mit spielerischer Leichtigkeit zu einem Musikerlebnis der extremsten Art. Aus purem Neid keine Höchstwertung! (cj)