
Disillusion - Gloria
Dieser Tage erscheinen erfreulich viele Alben von Bands, die nicht nur weiterentwickelt haben, sondern dabei offensichtlich die Siebenmeilenstiefel an den Hacken hatten. The Haunted und My Chemical Romance wären da Kandidaten und hier muss man Disillusion auf jeden Fall auch mit einschließen. Glücklicherweise kennen ich das Vorgängeralbum der Jungs nicht, denn dem würde man als Fan hier wohl schnell nachtrauern, denn „Gloria“ ist alles andere als ein straightes Metalalbum. Los geht´s mit einem Geigensample, bei dem ich meinen Arsch darauf verwetten würde (Konjunktiv, bitte!), dass das aus Hitchcocks Psycho-Score ist und ab diesem Punkt stürzt man quasi kopfüber in einen Strudel voll verschiedenen Stimmungen. Grenzen hat sich die Band kaum gesetzt und wirklich in die Vollen gegriffen, Chöre, elektronische Beats und Samples, Streicher, verzerrter Gesang und Growls usw. Der Opener „The Black Sea“ ist der ideale Einstieg, birgt schon viele der genannten Stilmittel, zudem auch gerne mal dissonante Parts und ist mit einem herrlichen Refrain ausgestattet, majestätisch wär eine gute Vokabel. Beim folgenden „Dread It“ kehrt das Psycho-Geigen-Sample wieder, der Song ist insgesamt etwas melodiefixierter und ruhiger als der erste. Mit Kontrast aus schwebenden Elektrobeats zum Bassriff und sägender Gitarre im Refrain ist „Don´t Go Any Further“ fast schon Industrial und mit „Avalanche“ wird´s wieder deutlich heftiger... aber es ist an sich falsch hier jeden Song aufzulisten und zu beschreiben und würde auch den Rahmen sprengen. „Gloria“ strotz nur so vor Kreativität, Atmosphäre, Emotion und Experimenten und wird vom Volk hoffentlich entsprechend honoriert. So viel Mut hat man selten dieser Tage, beide Daumen hoch für Disillusion! (tj)