
Illuminate - Zwei Seelen
Ich hab schon Schreckliches befürchtet, als ich das Album aus dem Umschlag zog. Das Cover mit den zwei Kerzen im Schnee, eine davon just verloschen und dazu der bedeutungsschwangere Titel „Zwei Seelen“ liess gar Schwülstiges erahnen. Noch seltsam-verdächtiger wurde es beim Wenden der Promohülle. Auf dem Backcover posen die drei Protagonisten dann in apart bleich geschminkten Gesichtern und (Überraschung!) schwarzen Klamotten. Ein kurzhaariger Herr hat einen Zigarillo im Anschlag, der etwas kleinwüchsige in der Mitte hält eine Filmrolle (warum weiss wahrscheinlich auch nur er) und der Rechtsaußen spielt hingebungsvoll auf einer Geige. Tief durchatmen und rein mit der CD in den Player. Der Opener „Geist aus Vergangenheit“ beginnt mit einer Spieluhr, dünnem Sound (die Snare geht gar nicht) und schnell auch synthetischen Streichern, Pathos ick hör dir trappsen. Nach etwa 90 Sekunden setzt der deutsche Gesang ein und aus heiterem Himmel setzt dann plötzlich noch eine heulbojige Opernsängerin ein. Im Hintergrund rifft dann noch eine dumpfe Gitarre dumpf vor sich hin. Das Info spricht ständig von Düsterpoeten und einem abwechslungsreichen Album, was sich ja an sich gar nicht so schmerzhaft anhört, das Gehört widerspricht dem Geschriebenen aber doch sehr. Auch beim zweiten Song „Wer leiben will...“ klingt die Gitarre wieder eher schmalbrüstig, wenn nicht gar verstimmt und der Song an sich ist wesentlich poppiger, fast schon radiotauglich. Beim dritten Song bemüht man sich wieder um ein eher düsteres Ambiente, für mich klingt das aber eher nach grusligem Kinderhörspiel. Vor allem der Sprechgesang von Johannes Berthold geht sehr schnell auf die Nerven, klingt als würde er ununterbrochen klassische Gedichte rezitieren. Wenn das alles ist, was die Illuminaten heute noch zu bieten haben, dann können die ganzen Verschwörungstheoretiker sich wieder beruhigen, das ist zwar durchaus schmerzhaft, aber nicht wirklich bedrohlich. (tj)