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    Dave Hause

 

Auf ihrer Europa Tour mit Death by Stereo hatten wir die Gelegenheit Sänger Russ zu interviewen. Am Anfang hatten wir Angst er habe schlechte Laune, das hat sich als Falsch herausgestellt, er war lediglich etwas müde. Ansonsten war er ein sehr angenehmer und vor allem intelligenter Gesprächspartner.


Wie läuft die Tour??

Die Tour läuft sehr gut. Wird sind zum ersten Mal seit drei Jahren als Headliner unterwegs und spielen in größeren Clubs. Was ich cool finde ist, dass die Kids auch auf Death by Stereo abfahren, sie waren noch nie in Europa und speziell in Deutschland und Holland sind viele Kids die, ihre Texte kennen und mitsingen. Das ist für Death by Stereo natürlich großartig. Für uns ist es aber auch cool. Die Kids kennen auch unser neues Album und singen mit. Das sagt mir, dass unser Label und Vertrieb sehr gute Arbeit leisten. Es ist aber auch hart weil wir, Death by Stereo und Kill your Idols gerade erst eine lange USA Tour gespielt haben und dazwischen nur acht Tage frei hatten.

Ist das auch der Grund warum du auf der Bühne etwas müde und frustriert gewirkt hast?

Hab ich wirklich so ausgesehen? Ich bin tatsächlich etwas müde, aber nicht frustriert. Jedenfalls nicht mehr als sonst. Ich sehe immer aus als ob ich mich aufregen würde. Ich weiß auch nicht warum. Ich bin sehr zufrieden mit der Tour. Wir sind jetzt zur Hälfte durch und ich bin sehr glücklich. Abgesehen davon, dass wir alle etwas ausgebrannt sind. Das ist aber normal wenn man so lange auf Tour ist und auch die Scheiße die Zuhause passiert ist trägt seinen Teil dazu bei. Aber jeder von uns gibt sein Bestes. Spirits are really high.
Wir waren jetzt schon öfter in Europa, aber diesmal sind wir mit Leuten hier die zum ersten Mal hier sind, wie unser Drummer David und Death by Stereo. So können wir durch ihre Augen noch mal erleben wie aufregend es für sie ist eine solche Chance zu bekommen.

Was kannst du zu eurem neuen Album sagen?

Es ist unser fünftes Full-lentgh und es heißt "Symthoms of a Leveling Spirit". Es ist unser erstes Album mit unserem neuen Drummer. Ich bin davon überzeugt, dass es das Beste ist was wir je gemacht haben. Songwriting technisch und auch textlich ist es einfach viel besser als alles andere von uns. Es ist nicht mehr so düster und wütend wie "Operation Phönix". "Operation Phönix" war für uns ein reaktionäres Album. Wir haben es alle gemocht, aber viele Leute die uns kannten waren etwas vor den Kopf gestoßen, natürlich mochten es auch viele. Bei einem normalen Good Riddance Album bekommst du sowohl aggressive Songs als auch melodische. Auf "Operation Phönix" waren fast alle Songs sehr aggressiv. Es war ein sehr angepisstes, düsteres Album. Das neue ist wieder mehr an der Good Riddance Standard-Formel. Wir mögen aggressive und melodische Songs und ich finde das haben wir beim neuen Album sehr gut vermischt. Wir haben es wieder im Blasting Room mit Bill Stevenson und Stephen Egerton aufgenommen. Es sind gute Songs drauf und ich bin sehr zufrieden mit den Texten.

Warum gab es denn den Drummer Wechsel?

Unser Drummer hat sich nach der Tour in Kanada von uns getrennt und ist nach Süd-Kalifornien gezogen. Wir hatten also keinen Drummer. Im Frühling 2000 mussten wir uns aber an das Aufnehmen machen und waren außerdem für eine Fat-Wreck Tour, die Warped Tour und die Deconstruction Tour gebucht. Zum Glück haben Lag Wagon eine Pause gemacht und deren Drummer Dave konnte all diese Shows spielen und die EP mit uns machen. Ein paar Monate nachdem Shawn uns verlassen hatte, haben sich Kid Dynamite aufgelöst. Wir hatten ein paar Mal mit ihnen gespielt und ihr Drummer war genial. Wir haben uns damals schon gesagt, dass wenn wir je einen neuen Drummer bräuchten, würden wir ihn nehmen. Wir haben also versucht ihn zu bekommen. Aber er hatte bedenken, weil er in Philadephia lebt und wir in Kalifornien. Wir haben 6 Monate gebraucht um einen Weg zu finden wie er in der Band spielen kann und trotzdem auf der andern Seite der USA leben kann.

Und wie funktioniert das??

Er ist nun seit einem Jahr in der Band, und es war erfolgreich. Es ist schon seltsam mit ihm ein Album zu schreiben wenn er so weit weg wohnt. Und es geht auch viel Spontanität verloren. Wir können nicht einfach so mal ne Show spielen, alles muss sehr gut im voraus organisiert und geplant werden. Wir sind zur Zeit sehr beschäftigt und die meisten Sachen sind sowieso sehr gut geplant. Wir haben auch eine klare Vorstellung davon was in der Zukunft liegt. Es war eigentlich gar nicht so schwierig. David hat kein Problem mit dem vielen Reisen, und zum Glück mag er Santa Cruse, unsere Heimatstadt. Er kommt gern auf Besuch und hat Spaß. Wir werden in Zukunft vielleicht nicht mehr so viel Touren. Wir werden schließlich auch nicht jünger. Es ist auch eine gute Gelegenheit für uns. Wir haben jetzt ein gutes, stabiles Line-up und werden in Zukunft noch viele gute Songs schreiben.

Wie wichtig sind die Texte für dich?

Sie sind sehr wichtig. Was mich am Anfang am Punk Rock so fasziniert hat, waren die Texte. Die Leute sind aus verschiedenen Gründen dabei, manche gehen nur zu Punk Shows weil es Spaß macht. Ich war schon immer jemand der viel nachdenkt, über die Welt, Politik und so weiter. Als ich aufwuchs fühlte ich mich sehr entfremdet zu der Welt und was geschah. Ronald Reagan war Präsident und jeder wollte glücklich, pazifistisch und blind sein. Ich konnte das nicht. Ich brauchte also ein Ventil. Als ich dann das erste Mal "Dead Kennedys" gehört habe, legte sich in mir ein Schalter um. Ich fühlte mich als ob ich auf einmal eine Stimme hätte und ich irgendwie Macht bekommen hatte. Das ist es was mir Punk seitdem gibt. Ich mag zwar auch viele Bands die nicht politisch sind, aber für mich war das, das Ausschlag gebende. Die Macht der Texte hat mich zum Punk gebracht. Es war nicht einfach nur Unterhaltung es war eine Möglichkeit sich auszudrücken. Die Musik kann eine Botschaft, eine Meinung oder einen Gedanken transportieren.

Ist es ein Problem für dich, wenn Kids die Texte einfach nur mitsingen aber nicht darüber nachdenken?

Ja sicher. Die Frage bekomme ich oft gestellt. Es gibt viele Leute die sich leidenschaftlich mit den Texten beschäftigen und sauer werden wenn sie andere Leute sehen die nicht so viel Leidenschaft reinhängen. Wenn wir alle so Leidenschaftlich wären könnten wir vielleicht etwas bewegen. Es frustriert sie auf eine Show zu gehen und da sind welche die sich sehr mit den Texten beschäftigen und andere die nur zum Tanzen da sind. Ich kann das verstehen. Ich habe auch viel Zeit damit verbracht mir darüber Sorgen zu machen ob die Kids auch wirklich verstehen was ich sage. Aber dann habe ich eingesehen, dass ich keinen Einfluss darauf habe. Ich kann nicht für jeden auf einer Show das tun was Punk für mich getan hat. Und es ist auch nicht mein Job das zu tun. Alles was ich tun kann ist Musik zu machen die uns gefällt, sie veröffentlichen und abwarten wie die Kids darauf reagieren. Es wäre scheiße jeden Abend an der Tür zu stehen und nur die Kids reinzulassen die auch meine Texte verstanden haben. Wenn ich mir Sorgen über etwas mache das ich nicht kontrollieren kann verschwende ich nur Zeit. Die Belohnung ist, wenn Kids nach der Show zu mir kommen oder Briefe schreiben und mir sagen, dass ihnen die Texte etwas bedeuten und unsere Musik ihr Leben auf eine positive Weise beeinflusst hat. Was es auch sein mag, ob sie durch unsere Songs politisch aktiv werden oder einfach nur sich über ein Thema informieren. Das ist diese kleine Sache die ich gerne höre. Es gibt auch viele ältere Leute die in Universitäten arbeiten oder an der High-School unterrichten und unsere Texte im Unterricht benutzen. Das bläst mich einfach total weg. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass wir einmal solch einen Einfluss auf andere Leute haben würden. Das ist sehr schmeichelnd. Das ist genau das was Punk für mich war. Wenn andere Leute aus unserer Musik das bekommen können was ich aus der Musik anderer Bands bekommen habe dann ist das ein großartiges Gefühl. Es ist wie ein Kreis der sich schließt, ich kann zurückgeben was mir gegeben wurde.

Findest du ihr in eurem Genre eine besondere Position einnehmt? Eine politische Band mit eurem Sound?

Ich finde nicht, dass wir eine politische Band sind. Das klingt jetzt vielleicht komisch im Hinblick auf unsere Texte. Zu sagen wir seien eine politische Band würde wahrscheinlich die anderen Bandmitglieder nicht repräsentieren, die vielleicht nicht so leidenschaftlich über die Texte denken. Alle mögen zwar meine Texte, sonst wären sie nicht auf dem Album. Aber wir haben trotzdem alle unterschiedliche Meinungen. Wenn man sagt wir seien eine politische Band, scherst du alle über einen Kamm. Ich denke auch, dass uns das limitieren würde, textlich und musikalisch, und uns in ein noch kleineres Genre hineinzwängen würde. Drei von uns sind vegan, einer vegetarisch, wir engagieren uns sehr für Tierschutz. Aber wir wollen keine vegane Tierrechtler Band sein. Die Entscheidungen die wir in unserem Privatleben treffen sind zwar sehr wichtig für uns, aber es würde uns einschränken wenn wir uns deshalb als eine Tierrechtler Band oder sonst eine Band bezeichnen würden. Wir geben unser Bestes und die Leute sollen aus unserer Musik nehmen was sie wollen. Jeder von uns hat unterschiedliche Gründe in der Band zu sein. Für mich ist das größte Kompliment wenn jemand zu mir sagt, dass unsere Musik sein Leben auf eine positive Art und Weise beeinflusst hat. Ein Drummer ist vielleicht glücklich wenn er einfach nur eine gute Show gespielt hat, das ist für jeden unterschiedlich und jeder von uns würde euch etwas anderes sagen. Es ist mir wichtig festzuhalten, dass wir zwar politische Texte haben, aber uns nicht als politische Band sehen.

Ihr spendet Teile eurer Einnahmen durch CD Verkäufe an wohltätige Organisationen. Wie kam die Idee zustande?

Ich hatte die Idee bei einer Benefiz Show, ich fragte mich, warum wir nicht auch immer dann etwas Gutes tun können wenn wir Platten verkaufen. Plattenverkäufe sind für eine Band wie uns auch nicht so wichtig. Wir bezahlen unsere Rechnungen vom Touren und Merchandise. Wir sind keine große Rockband die eine Million Alben verkaufen. Das Geld aus den Verkäufen ist keins mit dem wir rechnen und von dem wir abhängen. Mit den Plattenverkäufen müssen wir erst mal die Kosten des Labels für das Studio und so gedeckt werden. Warum sollten also nicht 5 cents von jeder Platte an eine Wohltätige Organisation gehen. Ich habe unseren Labelboss angerufen und war mir nicht sicher ob er darauf eingehen würde. Aber er hielt es für eine gute Idee und hat uns zugesagt, dass Fat Wreck noch mal 5 cents drauflegen würden. Insgesamt also 10 cents pro Einheit. Das hat beim zweiten Album angefangen und wir machen das so seitdem. Normalerweise habe ich eine Liste von Organisationen die ich interessant finde. Wir informieren uns genauer und unterhalten uns mit ihnen. Zum Schluss bleiben dann meistens noch zwei oder drei übrig. Dieses mal sind es die Second Harvest Food Bank (www.thefoodbank.org) , eine Organisation in Sata Cruse die Essens und Kleider Spenden sammeln und sie an Bedürftige verteilen. Sie sind sehr cool und arbeiten ohne Unterstützung der Regierung mit Freiwilligen und leisten sehr gute Arbeit. David hat ein Freund mit Multiple Sklerose und hat deshalb vorgeschlagen auch die MS Service Society (www.mspittsburgh.org) zu unterstützen. Leider konnten wir natürlich nicht alle Organisationen unterstützen die wir wollten. Aber ich denke dass wir vielleicht ein gutes Beispiel sind für andere Bands, die das dann vielleicht auch machen. Für uns ist es auch ein Satement. Wir sind eine Band und machen Musik, aber es muss nicht bei der Musik aufhören. Es soll mehr als nur Unterhaltung sein.


OK, die nächste Frage ist vielleicht etwas seltsam. Angenommen ihr bekommt die Gelegenheit als Vorband einer Band aufzutreten die das krasse Gegenteil von Punk-Rock verkörpern, wie z.B. Bon Jovi, würdet ihr dort spielen, unter dem Gesichtspunkt mit euerer Message auch ein anderes Publikum zu erreichen die normalerweise nicht zu euren Shows kommen würden?

Wenn wir es tun würden, dann nicht um unsere Message zu verbreiten, sondern nur des Spaßes wegen. Nur für den Soundcheck.
Nein, ich glaube nicht, dass wir so etwas tun würden.

Findest du nicht, dass die Message die Punk hat viel mehr Menschen erreichen sollte. Anstatt immer nur das gleiche Punk Publikum das sowieso schon bescheid weiß.

Hmm, ja, ich weiß was du meinst. Das ist schwierig. Kill Your Idols beispielsweise, sind eine großartige Band. Sie haben ca. dreißig mal in den Staaten getourt aber immer in den gleichen Läden vor dem gleichen Publikum gespielt. Wir haben sie mit auf Tour genommen und die Kids haben sich über sie lustig gemacht weil sie jetzt in größeren Hallen spielten. Das ist aber bullshit. Kill Your Idols ist eine Band die von mehr Leuten gehört werden sollte. Das ist auch der gleiche Grund warum wir die Warped Tour und die Deconstruction Tour gespielt haben. Es ist sehr hilfreich für eine Band unserer Größe vor einem neuen Publikum zu spielen. Die Kids auf der Deconstruction Tour kamen um NOFX und Mighty Mighty Bosstones zu hören. Sie haben vielleicht mal unseren Namen gehört oder ein T-Shirt gesehen, wussten aber nicht wer wir sind. Dann haben sie uns gesehen, es hat ihnen gefallen und sich vielleicht eine CD gekauft und die Texte gelesen. Dann haben wir vielleicht einen neuen Fan und jemanden der etwas positives tut. Es ist wichtig für uns, und eigentlich jede Band, verschiedene Dinge zu machen und einen Schritt nach vor zu machen. Aber gleichzeitig muss man sich auch fragen, was man bereit ist zu tun und was nicht. Wenn uns zum Beispiel jemand fragt ob wir auf der Super-Bowl Halbzeit Party spielen wollen sagen wir: "NEIN, auf keinen Fall." Das wäre doof. Wir haben Glück eine Band zu sein, die es geschafft hat ohne Major Label oder eine große Rocktour zu überleben. Wir waren mit Offspring und NOFX unterwegs. Das ist so ziemlich das Größte was wir machen können.

Wie siehst du den Zustand von Punk-Rock im Jahr 2001?

Sehr, sehr seltsam. Ich hätte nie gedacht, dass ich den Tag erlebe an dem Punk Bands auf MTV gespielt wird und von der Mainstream Musikpresse wie Spin oder Rolling Stone gehypt wird. Ich fühlte mich verraten und war etwas ängstlich. MTV war immer eine coole Sache um Witze darüber zu machen. Aber die selben Leute die dir vor ein paar Jahren gesagt haben, dass Bon Jovi und White Lion cool sind, sagen dir jetzt, dass Punk-Rock cool ist. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Ich habe mich wohler gefühlt als unsere Szene noch vom Mainstream ignoriert wurde. Ich fand es lustig, dass Spin-Magazine 1994 erklärt hat, dass sie Punk entdeckt hätten. Hallo? Wo seid ihr die letzten zwanzig Jahre gewesen?

Findest du es nicht schlimm, dass die Bands die auf MTV gespielt werden, neu sind oder von der Industrie erschaffen wurden während sich andere jahrelang den Arsch abgespielt haben und nicht diesen Erfolg haben?

Das stimmt nicht ganz. Es gibt ein paar MTV Bands die heute sehr groß sind, mit denen wir vor Jahren als sie noch kleiner waren gespielt haben. Es gab sie also schon und sie haben das gleiche gemacht wie wir. Die hatten einen schlauen Manager oder waren einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das hat sie dann ganz nach oben katapultiert. Es sind also echte Bands. Natürlich gibt es auch solche die erst von der Industrie gemacht wurden und ich finde es wäre unfair diese Bands in einen Topf zu werfen.
Es ist aber trotzdem erschreckend. Es tauchen auch komische Kids bei unseren Shows auf. Kids deren Eltern sie wahrscheinlich nie zu den Clubs gefahren hätten in denen ich damals Shows gesehen habe. Ich könnte jetzt wie ein verbitterter alter man darüber reden wie hart und charakterbildend es früher war. Heute gehen die Kids in das Einkaufszentrum, lassen sich die Nippel Piercen und werden von ihren Eltern abgeholt. Aber was soll´s, die Zeiten ändern sich. Auf eine seltsame Art kommt uns das auch zu gute wenn Punk groß ist. Zu unseren Shows kommen mehr Leute und wir verkaufen mehr Platten. Und vielleicht sieht ein Kid das gestern zum ersten mal eine MTV-Punk Band gesehen hat auch einmal eine Band wie uns oder Propagandhi oder irgend eine andere Band die was zu sagen hat, was übrigens viele sind, und findet darin was ich damals gefunden habe. Er bleibt vielleicht beim Punk auch wenn es lange nicht mehr cool oder hip ist. Das ist der Test, es ist einfach dabei zu sein wenn es das große Ding ist. Als ich in der High-School war gab es drei von uns und wir mussten den ganzen Tag einiges über uns ergehen. Wie viele Kids bleiben dabei wenn es nicht mehr Mode ist? Hoffentlich viele denn ich finde es ist anders als andere Musikrichtungen. Es ist verwandt mit Hip-Hop, es basiert auf Rebellion und Protest. Punk ist wie eine Realitätskontrolle für den Rest der Welt. Es ist auch eine ermutigende Lebensart. Man kann dauerhafte Freunde finden und gleichzeitig die Musik genießen. Es muss nicht einfach nur Unterhaltung sein. Es ist viel mehr, es geht auch um bewusste Entscheidungen wie zum Beispiel wo du dein Geld ausgibst. Ein Kid wird vielleicht Vegan und erzählt seinen Freunden davon die sich dann auch dafür interessieren. Jeder einzelne zählt, egal ob du in einer Band spielst, ein Zine machst, Shows veranstaltest oder einfach nur Shows besuchst. Man kann nie wissen welchen positiven Effekt man auf die Welt haben kann wenn man einen etwas anderen Lifestyle lebt. Das hat mich damals auch so an Straight Edge Bewegung fasziniert, einen positive Effekt haben.

Was treibt dich nach all den Jahren immer noch an in einer Punk Band zu spielen?

Ich liebe einfach die Musik, es ist immer noch das was wir uns gern anhören. Die meisten meiner Lieblingsbands haben sich zwar für 10 oder 12 Jahren aufgelöst, aber es gibt heute immer noch coole Bands die ich mir gerne anhöre. Ich liebe einfach die Emotionen, die Energie und die Wut dieser Musik. Eigene Songs zu schreiben und zu spielen ist ein sehr gutes Ventil. Live zu spielen ist das größte. Wenn du auf der Bühne stehst ist es ein sehr gutes Gefühl, die Kids gehen ab, du gehst ab. Danach fühlst du dich besser, die Sorgen des Alltags sind vergessen. Darum liebte ich es früher auch Pogo zu tanzen. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte ich mir vielleicht was angetan oder hätte andere Leute verprügelt. Ich war so angepisst und wütend und hatte viel Energie. Was tun? Auf eine Show gehen und tanzen.

Findest du, dass sich dieser Punk Geist seit früher verändert hat?

Ja, aber ich denke das ist natürlich. Wenn du zu sehr an der Vergangenheit hängst, hindert dich das daran in die Zukunft zu schauen. Es ist witzig, manchmal kommen Kids zu mir und können es nicht fassen, dass ich Youth of Today gesehen habe und fragen mich ob ich in der Youth Crew war und ob ich den Spirit von 88 erlebt habe. Wovon zum Teufel reden die? Diese Kids haben dieses verrückte Ideal davon wie es früher gewesen sei, das gelobte Land. Ich habe nie Black Flag oder die Sex Pistols gesehen oder die Cro-Mags als sie noch gut waren. Natürlich habe ich ein paar coole Bands gesehen und es cool zu merken, dass man dort war. Zu einer Zeit die nie wieder kommen wird. Das hat auf eine positive Art deine Persönlichkeit geformt und dir eine einzigartige Sicht der Dinge gegeben. Es hat mich auch gelehrt dass man nichts als selbstverständlich ansehen darf. Ich habe gedacht, dass es diesen Spirit für immer geben wird. Aber jetzt ist er verschwunden. Das heißt aber nicht, dass Hardcore tot oder nicht mehr gut ist. Es gibt immer noch gute Bands. Es hat mich auch gelehrt im hier und jetzt zu leben und dankbar zu sein für jede Erfahrung.

Ihr habt bestimmt eine lustige Tour Story.

Da fragst du den Falschen. Normalerweise geh ich nach der Show in den Bus und schau mir einen Film an oder geh früh schlafen. Die anderen gehen noch aus, trinken literweise Schnaps und erleben bestimmt viele witzige Sachen, aber davon bekomme ich nie etwas mit. Ich bin ein Langweiler.

Was machst du in deiner Freizeit?

Ich reise viel. Ich bin mit einem Mädchen aus Toronto verlobt und das ist jedes Mal ein vier Stunden Flug. Außerdem habe ich angefangen Bands zu produzieren. Das ist sehr cool. Ein guter Freund von mir, seine Frau, ich und meine Verlobte haben eine Plattenfirma gegründet. Die erste Veröffentlichung kommt bald. Das wollte ich schon immer mal machen. Ich spiele zu hause noch Eishockey in einer Liga wann immer ich kann. Dummerweise verlieren wir diese Saison viel. Ich schau mir auch gern Hockey Spiele an.

Wie sehen die Zukunftspläne für Good Riddance aus?

Wenn wir diese Tour beendet haben ein bisschen frei, dann gehen wir nach Japan und spielen ein paar Show in Kalifornien. Im neuen Jahr wollen wir dann in Australien touren und vielleicht im Frühling wieder nach Europa kommen. Wir schauen auch noch nach einer größeren Band die uns mitnehmen könnte. Es wird allerdings immer schwerer Bands zu finden die das können da wir ja auch größer werden. Wir würden uns sehr freuen mal mit Bad Religion oder Pennywise auf Tour gehen zu können. Das wäre eine Ehre für uns. Vielleicht klappt es mit den Dropkick Murphys.

Wann hast du das letzte Mal geweint?

Wahrscheinlich bei einem Film. Ich bin ein Weichei, ich weine bei traurigen Filmen. Es war am Tag bevor wir nach Europa gingen. Also ca. eine Woche nach den Anschlägen in New York, ich schaute mir ein Hockey Spiel an. In der Halbzeit haben sie die Nationalhymne gesungen. Da ist es passiert. Verklag mich, ich bin auch nur ein Amerikaner.


OK, jetzt wird es etwas politisch. Was sagst du zu den Terror Anschlägen in NYC?

Darüber möchte ich nicht reden.

Und wie steht es mit einem Statement zur Todesstrafe?

Du fragst dich warum wir es in den USA immer noch haben? Du willst wissen was mit uns nicht stimmt? Ich möchte betonen, dass dies nur meine Meinung ist, die anderen denken da vielleicht anders. I finde sie ist fucked up. Sie ist aus dem Mittelalter. Ich weiß nicht warum wir sie immer noch haben. Es gibt viele Dinge die wir in Amerika anders machen könnten wenn wir nur einen Blick nach Europa oder Kanada werfen würden. Das sind Länder die unserem sehr ähnlich sind, aber aus irgend einem Grund viel weniger Verbrechen und Gewalt haben. Ich glaube der Grund warum es in unserem Land noch so viele Morde gibt ist die Todesstrafe. Sie stellt ein Modell, einen Standard dar, mit der Aussage, töten ist OK. In Kanada gibt es fast keine Morde, da leben zwar auch kaum Menschen, aber das heißt nicht unsere Mordrate sei in Ordnung. Das ist ein Problem. Die Waffenlobby, die NRA ist immer noch sehr mächtig in unserem Land und bekommt viel Unterstützung. Eine Sache die in den USA immer schlimmer wird ist, dass die Leute die ihre Forderungen stellen reiche, weiße Leute sind. Sie sind diejenigen die wählen gehen und so ihrer Meinung gewicht geben. Die Leute die aber am meisten verloren haben und das Meiste zu gewinnen hätten, Minderheiten, Junge, Alte, Frauen sind so effektiv an den Rand unsere Gesellschaft gedrückt worden, dass sie nicht mehr zu den Wahlen gehen. Sie wurden so sehr mit Füßen getreten, dass sie glauben nicht zu zählen und auch nicht mehr versuchen etwas zu ändern. Das ist genau das was die, die an der Macht sind wollen. Bevor sich das nicht ändert wird sich nicht viel anderes ändern. Die letzte Wahl war zwar in vielerlei Hinsicht traurig, aber auf der andern Seite sehr ermutigend. Endlich hat es eine dritte Partei geschafft mehr Stimmen zu bekommen als erwartet. Mehr Leute als sonst waren interessiert an der Wahlen. Das ist der richtige Weg. Die Leute müssen aktiv sein und dürfen nicht allen einfach nur geschehen lassen. In den USA lassen wir viel zu oft Dinge einfach nur geschehen. Viele Leute in Amerika denken, dass der Rest der Welt uns folgen muss. Niemand schaut nach Holland und überlegt was wir von ihnen lernen könnten. Die amerikanische Haltung ist eine andere. Wir führen an und die anderen müssen folgen. Wir denken, dass nur weil wir gute Filme machen, schmeißen wir auch den Rest der Show. Wir könnten viel von andern Ländern lernen.

Was sagst du zu George W. Bush?

George Dub. Ich habe ihn nicht gewählt. Er ist ein Schachsinniger. Er sollte auf Behinderten Parkplätzen parken dürfen.


Das Interview wurde von Rolf Gehring und Manuel Lindinger geführt.

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