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Tidal

Tidal haben mit ihrem neuen Album ?Abraxas? eine ganz eigene Interpretation des Post-Hardcore Sounds abgeliefert. Zu jeder Zeit eigenständig, abgedreht aber doch schön. Grund genug der Band mal auf den Zahn zu fühlen.

Was habt ihr seit eurer letzten Veröffentlichung getrieben. Es war recht still um euch?

Chris (Gitarre): Unsere letzte Veröffentlichung war die Split 12? mit Acabah Rot, erschienen auf Memento. Die kam Anfang 2002 raus. Abraxas, die neue LP ist Anfang 2004 rausgekommen. Das ist tatsächlich eine lange Zeit. Wir sind umgezogen, ausgeflogen, in alle Himmelrichtungen haben wir uns verstreut sozusagen. Wir haben getourt, Lieder geschrieben und so weiter. Im Februar 2003 nahmen wir die Songs für Abraxas auf, die dann im Laufe des Jahres gemischt und gemastert wurden. Im Oktober zogen Paddy und ich auch nach Heidelberg, wo die anderen drei bereits ansässig waren, um einen Proberaum zu bauen und viel Musik zu machen. Es hätte in der Tat lauter um uns sein können.

Kannst du kurz was zu eurem Werdegang erzählen?

C: Kurz... so Anfang 1999 fingen wir an, als Tidal Musik zu machen. Seitdem haben wir diverse Platten veröffentlicht und Länder betourt. Dazu weiter unten mehr. Wir waren in der Schule, haben Zivildienst geleistet, haben Ausbildung oder Studium angefangen, sind gereist, haben Musik gemacht. Wie man das halt so tut. Jetzt haben wir Abraxas veröffentlicht, die LP auf Memento, meinem eigenen kleinen Label, die CD auf Incendiary.

Was kannst du zu eurem neuen Album ?Abraxas? sagen?

C: Dass es die Gemüter spaltet. Dass es ein besonderes Stück Musik ist. Dass darin sehr, sehr viel, fast zu viel Persönliches von uns steckt. Dass es, wenn man es lässt, einen einlullen kann und in seine eigene Sphäre heben. Dass es unsere besten Songs enthält.

Boris (Gesang): Wichtig war für uns dieses Album aufzunehmen. Als Abraxas im "Kasten" war, gab es keine Eile etwas so zeitloses möglichst schnell auf den Markt zu bringen. Letztendlich hat es dann doch etwas länger gedauert wie wir uns das auch vorgestellt haben, aber gut Ding will Weile haben. Außerdem hat es auch etwas Zeit in Anspruch genommen bis wir uns entschieden haben wer das Artwork macht und wie es aussehen soll.

Das Cover scheint von Hieronymus Bosch inspiriert zu sein. Wie kam es dazu und wer hat es gemacht?

B: Das Coverartwork stammt von Volker Davidowsky, einem guten Freund der Band,
der in Stuttgart freie Kunst studiert und den wir absolut für den Richtigen hielten unsere Musik künstlerisch in Szene zu setzen. Seine Auffassung von Kunst deckt sich doch ziemlich mit der tidalschen Ansicht derselbigen. Für mich kam niemand anderer in Frage, zumindest für Abraxas nicht, that's it.

Eure Musik ist recht unkonventionell. Wie ist eure Herangehensweise und wie entstehen die Songs?

Fabe (Gitarre): Eigentlich kommt einer von uns mit einer ganz abgefahrenen Songstruktur an, die wir dann erst mal versuchen zu glätten. Das ist manchmal echt nicht so einfach. Was aber übrig bleibt, ist für den neutralen Zuhörer immer noch abgefahren genug. Bei unseren Songs hat auch jeder die Möglichkeit, seine Ideen und Vorstellungen, was z.B. Struktur oder Harmonie anbelangt, mit einzubringen. Die Texte entstehen erst anschließend, zumindest erst dann, wenn wir die neuen Songs im Proberaum aufgenommen haben. Boris hört sie sich in Ruhe an und lässt seinen lyrischen Gedanken freien lauf.

B: Grundsätzlich gilt bei der Entstehung der tidalsongs: Jeder darf Alles
solange die anderen es noch verstehen und nachvollziehen können, um dann zu
einem Ergebnis zu kommen.
Es ist ein schönes Gefühl sich beim schreiben von Songs und texten selbst zu überraschen, den eigenen Mikrokosmos immer wieder aufs Neue zu sprengen. Grenzen in der eigenen Gedankenwelt gilt es einzustürzen um Platz zu schaffen für neue Gedanken, die auch wieder Fortschritt für einen selbst bedeuten und Türen für die Zukunft öffnen, damit es eben weitergehen kann und sich nicht im Kreis dreht. the show must go on....

C: Wir sind über die Zeit von klassischen Songstrukturen weggekommen. So, ein Part kommt einmal, wird variiert, aber wenn der nächste Part kommt, ist der davor vorbei und kommt nicht wieder. Also weniger ein wiederkehren der Parts als eine Reise von A nach B. Das ist jedoch kein Dogma, also ist es gut möglich, dass wir wieder mal Songs mit 2, 3 Parts machen werden, die nach klassischem Strophe-Refrain-Schema funktionieren.

Was inspiriert euch?

F: Oh Mann, die Frage ist echt hart. Ich kann dir nicht wirklich sagen was uns inspiriert, wahrscheinlich nur was mich inspiriert. Bei den anderen kann ich das nur annehmen. Ich glaube da steckt viel Musikeinfluss dahinter. Außerdem sind wir Leute die es einfach lieben Musik zu machen und unser Lebensgefühl damit auszudrücken. Zudem sind wir auch noch alle so unterschiedliche Charaktere und so hört sich dann eben auch unsere Musik an. Also kann man sagen dass wir uns durch unser Leben inspirieren lassen und es versuchen musikalisch auf einen Nenner zu bringen.

Ihr singt sowohl in Deutsch als auch in Englisch, bzw. ihr mischt beide Sprachen im selben Song. Wie kommt es dazu?

B: Ich hatte mir keinen Vorsatz genommen die Texte auf Abraxas bewusst so in Szene zu setzen, es kam so aus mir heraus. Mir war es wichtig die Intention und die Gedanken nicht zu verfälschen oder zu konstruieren. Ich habe mich wohl gefühlt, das was ich zu sagen hatte in dieser Form auszudrücken. Es hatte für mich einen spielerischen Aspekt mit den sprachen zu jonglieren und ich hab mir gedacht wieso sollte man sich selbst begrenzen wenn man aus dem Vollen schöpfen kann?

F: Das ist eine reine Gefühlssache. Entweder kann man einfach manche Sachen so schöner oder so schöner ausdrücken, oder sie passen sich eben in der gewählten Sprache besser zu dem musikalischen Hintergrund an.

Wovon handeln eure Texte?

C: Lies sie und mach dir dein Bild. Wovon sie handeln, kann wahrscheinlich nicht einmal Boris, der sie schreibt, genau sagen. Aber sie machen Sinn, für mich zumindest, da ich ihn kenne. Und wer sich darin wiederfinden kann ist herzlich eingeladen, zu hören, zu genießen oder zu interpretieren.

Wie seht ihr eure Musik? Einfach Punkrock oder verkopftes Kunstwerk?

C: Einfach-Verkopftes Punkrock-Kunstwerk.

Wo liegen eure musikalischen Einflüsse?

C: Die liegen so weit auseinander wie wir verschiedene Menschen sind. Machen wir?s mal chronologisch:
Miles Davis, John Coltrane, The Beatles, Velvet Underground, Pink Floyd, Can, King Crimson, Queen, Ramones, Fugazi, Unbroken, Converge, QOTSA, Tidal und immer weiter geht die Liste?

Wie kommt es, dass ihr in Deutschland relativ unbekannt seid dafür aber in Südamerika auf Tour geht?

C: Der Prophet gilt halt nichts im eigenen Lande. Woran das liegt, fragt mich nicht. Vielleicht waren wir zu verrückt für die Leute, vielleicht machte es den Leuten Schwierigkeiten, dass sie uns nicht in eine Schublade stecken konnten. Wir waren weder Vegan noch Straight Edge als Band, noch haben wir Parolen gebrüllt. Wir waren nicht Emo genug, oder nicht Hardcore genug, oder nicht Punk genug, oder nicht gut genug? Schwer zu sagen. Es war jedenfalls immer am schwersten, in Deutschland Shows zu kriegen, dann sind wir eben in andere Länder gegangen und haben dort die Menschen beglückt (hoffentlich).

Wie war diese Tour und welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

B: Den Kontakt nach Südamerika stellte ein Freund von uns her der einige Monate zuvor dort herumgereist ist. Zufällig hatte er auf den Reisen ein Tidal Tape dabei, welches bei einigen Menschen dort wohl großen Anklang fand. Der Kontakt war da und wir haben uns diese großartige Möglichkeit nicht durch die Lappen gehen lassen. Ich denke die Eindrücke die wir dort gewinnen konnten waren für jeden doch recht unterschiedlich, zum Teil gewaltig, zum Teil auch ernüchternd. Ich denke wo wir uns alle einig sind ist das wir viele sehr nette und interessante Menschen getroffen haben. Für mich persönlich hat es nur einmal mehr gezeigt, dass Erwartungen unangebracht sind, egal ob sie positiv oder negativ sind, oder wie hat John Lennon einst gesagt: "Das Leben ist das was passiert während man dabei ist andere Pläne (Erwartungen) zu haben".

Was sind eure Zukunftspläne?

C: Wir werden drei Songs aufnehmen, die auf eine Split 10? mit unseren guten Freunden HABLAN POR LA ESPALDA aus Uruguay kommen, die ein kleines französisches Label veröffentlicht. Wir werden ein paar Touren absolvieren, und uns dann darauf stürzen, neue Songs zu machen, die wieder mal ganz anders sein werden als alles Bisherige. Ich persönlich hoffe, und ich spreche gewiss für die anderen auch, dass wir noch lange musizieren werden, und dass wir den Leuten in den Arsch treten können.

Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.

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Review: Abraxas, 2004 (rg)