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Gegen Ende des letzten Jahres servierte uns Metal Blade mit der zweiten The Ocean-Veröffentlichung unter ihren Fittichen noch mal ein richtiges Highlight. “Precambrian” ist ein Meisterstück und nicht nur musikalisch, sondern auch auf vielen anderen Gebieten gibts bei der Formation jede Menge Infobedarf, das schreit nach einem ausführlichen Interview! Gitarrist und Bandleader Robin Staps gab bereitwillig Auskunft.

H: Die Gestaltung/Verpackung eurer CD ist wohl die alleraufwändigste, die ich je gesehen habe. Ich hab gehört, dass ihr ursprünglich noch viel mehr geplant hattet, kann mir aber gar nicht vorstellen, was man da noch hätte machen können... Was habt ihr denn gestrichen?

RS: Das sind Gerüchte... wir konnten glücklicherweise alles realisieren, was wir machen wollten. Nur bei der US Version wurde abgespeckt, aber das war uns von vorneherein klar, dass denen das zu teuer wird. Die Produktionskosten für solcherlei Extras wie Stanzlöcher, Metallfarbe und Glanzlack sind wohl drüben deutlich höher als hier, gleichzeitig kalkulieren die da drüben einfach härter. Leider ist man dorten der Auffassung, dass in einem Land, wo die durchschnittliche 'attention span' des Konsumenten bei ca 4 Sekunden liegt, sich niemand einen Scheiss um aufwendiges Packaging kümmert. Die Mentalität hier ist eine andere, ich denke, und das teilen die Metal-Blade-Europäer, dass man den Leuten eine Anreiz geben muss, die Platte tatsächlich zu kaufen, statt sie sich runterzuladen, und was könnte ein besserer Ansatz sein, als ein super schickes Artwork und Packaging? Da ist man drüben leider anderer Meinung. Der Kapitalismus ist da einfach schon in einem fortgeschritteneren; das klingt so nach Fortschritt, sagen wir, späteren Stadium als hier. Viele Vertriebe wehren sich dort auch kategorisch gegen Digipaks, Pappschuber und alles, was nicht dem Einheitsformat entspricht.

H: Ich meine dass im Info zum neuen Album auch explizit negativ auf die ganze “Entkörperung” und Reduktion der Musik auf einzelne Songs via Myspace verwiesen wurde – das ist euch also ein Anliegen?

RS: Durchaus. Auf Myspace gibt es heute ein so breites Angebot an kostenloser Musik, dass es verlockend ist, immer weiterzuklicken zur nächsten Seite, wo es wieder 4 Songs umsonst gibt... so hat man den ganzen Tag Musikbeschallung, ohne sich mit irgendetwas näher auseinander zusetzen. Genau darüber hat Adorno (allerdings in Bezug auf das Radio) in seinem Kulturindustrieaufsatz in der Dialektik der Aufklärung geredet... es wird so viel angeboten, dass wir von der amorphen Angst verfolgt werden, irgendetwas zu verpassen, wenn wir nicht alles mitnehmen. Was essentiell leidet unter dem Siegeszug von Myspace ist nicht bloß alles, was bei der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne des Konsumenten nicht wirken kann: die Musik selbst unterwirft sich dem Anspruch des Mediums. Das sehen wir heute allerorten: Bands versuchen, den perfekten Song zu schreiben, und verschwenden kaum einen Gedanken daran, ein Album zu machen, was mehr ist, als eine lose Ansammlung von ein paar guten und ein paar nicht so guten Stücken. Wer das Album dann tatsächlich kauft, ist enttäuscht darüber, dass es bestenfalls wirklich nur 3-4 gute Songs in liebloser Verpackung sind, und fragt sich, was er gegenüber dem Download denn nun tatsächlich mehr geboten bekommt. So schliesst sich der Zyklus, der Konsument kehrt längerfristig zu Myspace und bestenfalls Utorrent zurück, wenn er doch tatsächlich mehr als 4 Songs haben möchte, und das Album stirbt aus... kann sein, dass ich hier ein wenig schwarz male, es wird natürlich immer Künstler geben, die sich den gängigen Mechanismen der Kulturindustrie bewusst oder unbewusst widersetzen. Es ist aber wichtig, darüber zu sprechen, und vor allem zu handeln, und aus diesem Grund bieten wir ein opulentes Konzeptdoppelalbum an in einzigartigem Packaging, was den Hörer eher überfordert, als unterfordert...

H: Trotzdem habt ihr aber ne Myspace-Seite – ist das kein Widerspruch?

RS: Wir haben kein generelles Problem mit Myspace. Die Grundidee ist für Musiker und Bands großartig, eine Art kostenloses Promotionswerkzeug, mit dem man tausende von Menschen erreichen kann, ganz ohne auf Plattenfirmen und Budgets angewiesen zu sein, und dafür nutzen wir das Medium. Leider ist Myspace heute aber nicht mehr bloßes Mittel zum Zweck, sondern wird mehr und mehr zum Selbstzweck. Man fragt sich, warum man noch einen fünfstelligen Betrag für ein wirklich gut-klingendes Album ausgeben soll, wenn die Suche für viele bereits da endet: bei den 4 Songs pro band, die man auf Myspace geboten bekommt, in miserabler Streaming-Qualität. Wir ertrinken heute in Musikschrott, jede muchtige Combo kann sich ein Demo zusammendilletieren und das ganze auf Myspace stellen. Dass in 10 Milliarden Liter Scheiße auch 2-3 Perlen schlummern, ist natürlich klar... Wie bei allen neuen Technologien und Kommunikationsformen kann man nur versuchen, das für sich angemessen zu nutzen und dabei versuchen, sich nicht davon vereinnahmen und in die Seuche ziehen zu lassen.

H: Die Veröffentlichung des neuen Albums wurde um eine Woche geschoben – woran lags?

RS: Wir mussten das Album remastern lassen, weil wir mit dem ersten Master nicht zufrieden waren. Die Zusammenarbeit über Mail war eine Katastrophe, so dass sich der erste Mastering-Prozess ohnehin schon viel länger hingezogen hat, als ursprünglich geplant. Als wir dann das Resultat hörten, dachten wir: das kann nicht wahr sein. Wir hatten da 10 Monate Arbeit reingesteckt um ein Album zu machen, was genauso klingen sollte, wie wir uns das vorgestellt hatten, da wollten wir uns natürlich nicht damit abfinden, dass es am Ende am Mastering scheitert. So haben wir beide CDs dann noch mal in Finnland bei jemandem, der sein Handwerk versteht remastern lassen. Dazu kam, dass das sehr aufwendige Artwork auch diverse Probleme bereitet hat... am Ende wurde das Packaging in 3 verschiedenen Pressing Plants hergestellt, die Trays, welche 2 CDs übereinander fassen können, mussten aus China bestellt werden und es gab elende Querelen mit den Druckereien... als das hat die Sache dann natürlich verzögert.

H: Ihr wart dann aber schon auf Tour ohne dass es das neue Album zu kaufen gab und die Leute die Songs kennen konnten, komische Situation, oder?

RS: Ja, das ist eben ein bisschen dumm gelaufen, aber wir wollten die Tour trotzdem spielen, die Shows waren gebucht und wir wollten auch einfach raus. Es war ja nicht unsere letzte Tour und außerdem haben wir auch noch viele “Aeolian”-Stücke gespielt. Aber promotionmässig war das ganze natürlich nicht optimal, da die Tour nicht von der Albumpromo profitieren konnte. Trotzdem waren die Turnouts weitgehend gut.

H: Wie seid ihr denn auf die Idee mit dem “geologischen” Konzeptalbum ums Präkambrium gekommen, das ist ja ein Thema, das man sonst nicht so parat hat?

RS: An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich tatsächlich Geograph bin und mich im Rahmen meines Studiums umfassend mit der Thematik auseinandergesetzt habe, von daher war nicht so viel zusätzlicher Recherche notwendig... Die Idee für das Konzept kam mir, als ich versucht habe, mir die Musik zu visualisieren. Dabei kamen mir immer Bilder von glühender Lava, gelben Schwefelwolken und Vulkanausbrüchen in den Sinn. Ein Album über die ersten, frühen Tage der Erde, als diese ebensolche Szenarien bot, lag also nahe.
Der Ozean hatte schon immer 2 verschiedene Seiten - die ausufernden, orchestralen, atmosphärischen Stücke und die kurzen, brutalen Kracher. Mit dem neuen Album wollten wir diese Ansätze rigoros trennen und ein Doppelalbum mit 2 sehr unterschiedlichen Hälften machen. Das ganze sollte durch ein Konzept, was diese ganz unterschiedlichen musikalischen Ansätze verknüpft und zusammenhält, getragen werden. Ein Album, was sich thematisch mit der Anfangszeit unseres Planeten auseinandersetzt bot sich da an, zum einen aufgrund der archaischen Natur der Musik, zum anderen, weil die beiden Hälften des Albums eine musikalische Entwicklung darstellen, von rohen, brachialen, einfach instrumentierten Nummern hin zu vielschichtigen, komplexen, orchestralen Stücken: ganz wie es in den frühen Tagen der Erde war, als die Atmosphäre langsam entstand, die Erde sich abkühlte und während des Proterozoikums erste einfache Formen von Leben aufkamen und das Gesicht der Welt komplexer, vielschichtiger wurde...

H: Was mich interessieren würde: wie entstehen eigentlich die Songs. Mit diesem riesigen Musiker- und Gästestab, schreibt ihr auf Tour, denn ihr wart ja auch viel unterwegs mit “Aeolian” und legt relativ fix wieder nach?

RS: Die Songs stammen allesamt aus meiner Feder, und mir wachsen Ideen wie Unkraut durch die Schädeldecke. Die ersten Song-Ideen für “Precambrian” entstanden im Sommer 2005, kurz vor Veröffentlichung von 'Aeolian'. Ich war damals in Australien und machte persönlich eine schwere Zeit durch, lief tagelang endlose Strände entlang und schrieb die Melodien auf, die mir durch den Kopf schwirrten (mit Hilfe einer 4-seitigen Gitarre in irgendnem ranzigen Backpackers'...) anschließend habe ich diese Rohskizzen dann zuhause ausgearbeitet und daraus entstanden die fünf zentralen Songs von der 'Proterozoic'-Hälfte des Albums. Wir gingen dann auf Tour und das Projekt lag ein halbes Jahr brach, auf Tour habe ich nicht viel geschrieben, das nehm ich mir immer vor, aber das klappt dann irgendwie doch nicht. Anschließend habe ich mit einigem Abstand 4 weitere Songs geschrieben, die wesentlich härter und direkter waren und den Kern von der 'Hadean / Archaean' Hälfte des Doppelalbums geworden sind. Die Songs entstehen bei mir am Rechner und der "riesige Musiker- und Gästestab" kommt erst viel später ins Spiel, wenn es wirklich ins Studio geht. Ich nehme zunächst Vorproduktionen von allen Stücken auf, mit programmierten Drums, Basslinien und meist echt eingespielten Pilotgitarren, oft auch schon mit recht ausgearbeiteten Stringarrangements. Die spiel ich dann meinen Jungs vor und hol mir Feedback, und irgendwann proben wir die Stücke dann, und gucken was funktioniert, und was nicht. Wenn es dann ans Eingemachte geht und die tatsächlichen Drums und Gitarrenspuren eingezockt sind, dann erst entstehen viele der Feinheiten, viele der subtilen Samples und das ganze arrangieren im Stereobild, und nicht zuletzt der Gesang - und dann erst fang ich an zu telefonieren und die ganzen Leute zusammenzutrommeln, die den Kram dann auch auf echten Instrumenten einspielen bzw. Gastvocals einsingen...

H: Stichwort großer Gästestab, das ist ja fast eine Seite im Booklet. Manche waren schon auf dem Vorgänger dabei, aber der Textures- und wohl auch der Cave-In-Sänger sind neu. Wie kommt es zu diesen Kooperationen?

RS: Textures sind Kumpels von uns, großartige Band, wir haben schon ein paarmal mit denen gespielt und ich war jedes Mal total geflasht. Eric ist einer der besten und vielseitigsten Sänger, die es derzeit in Europa gibt und mit ihm zusammenzuarbeiten war ne große Freude für uns. Caleb hat ebenfalls ne Wahnsinnsröhre, hab ich bei Cave In immer geliebt und später bei Old Man Gloom und jetzt Zozobra, die Stimme wollt ich einfach auf dem Album haben, wie auf dem letzten Album Sean Ingram.. und da hab ich ihn dann irgendwann angeschrieben, ich glaube sogar, oh Schande, über Myspace...

H: Hattest du auch noch ein paar Leute auf der Liste, mit denen die Zusammenarbeit dann nicht geklappt hat?

RS: Ja, Jonas Renkse von Katatonia. Dass das nicht geklappt ist sehr schade, aber das war einfach zu spät, der hatte voll Bock aber das hat dann zeitlich nicht mehr geklappt. Aber so heben wir uns den Herrn eben fürs nächste Album auf...

H: Gibt es so etwas wie eine Keimzelle innerhalb des Kollektivs, aus der die meisten Impulse kommen? Ihr hattet ja einiges an Umbesetzungen (im Internet stand was von über 40 Umbesetzungen!) und ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass alles Material und alle Entscheidungen demokratisch und im Kollektiv entstehen...

RS: Ja, das sind ungefähr 20 Millionen Keimzellen, die sich alle in meinem Hirn befinden! Vielleicht auch mehr... oder weniger, schon, durch die Drogen? Jedenfalls hatte ich ja schon gesagt, dass das Songwriting bei uns kein kollektiver Prozess ist wie alles andere. Das würde auch gar nicht funktionieren - Du kannst nicht 26 Musiker, die auf dem Album spielen, in einen Raum stellen, und dann mal gucken was passiert. Ein Album wie 'Precambrian' würde aller Voraussicht nach jedenfalls nicht dabei rauskommen. The Ocean ist 100% komponierte Musik, da wird nichts dem Zufall überlassen. Das ist bloß ein Ansatz unter vielen, ich mag jammen, und habe noch eine andere Band, bei der wir alle zusammen Songs schreiben, aber das ist halt einfacher gestrickte Musik. Für The Ocean habe ich von Anfang an gezielt Leute gesucht, die Bock auf sowas haben und nicht in jedem Song ihr Solo spielen müssen - Leute, die sehr fit am Instrument sind und gleichzeitig band- und songdienlich spielen wollen, und dabei noch nette Typen sind, mit denen man sich 6 Wochen lang den 5 Quadratmeter großen Innenraum eines Sprinters teilen möchte... Es gibt solche Leute, wie man sieht, aber es war nicht einfach, sie zu finden, und es gab viele, mit denen das ne Zeitlang gutging und dann wieder nicht - auch aus anderen als musikalischen Gründen. Einige, die bei uns dabei waren, haben Kinder bekommen und / oder geheiratet und Karriere gemacht. Andere können sich jobbedingt nur leisten, maximal eine Tour pro Jahr zu spielen, wir spielen aber normalerweise 2-4 pro Jahr... so kommt es, dass wir heute 4 Gitarristen im Kollektiv haben, die alle dann spielen, wenn es halt gerade passt. Wenn das Leute mit mäßig großen Egos sind ist das alles machbar und eigentlich ein sehr cooler Ansatz, wie wir alle finden.

H: Passend zum ausgefuchsten Artwork, sind auch eure Liveshows etwas ganz besonderes. Ich hab euch seither nur beim Summer Breeze gesehen, da kam das mit der speziellen Lightshow nachmittags natürlich nicht so raus... wie muss man sich das vorstellen?

RS: Das Licht ist genau auf die Musik synchronisiert, sprich in Breaks ist es schwarz, die Stroboskope blitzen im Takt, etc. Das ganze ist heute computergesteuert. Wir arbeiten viel mit ozeanischen Farben, hauptsächlich blau und grün natürlich. Wir bringen immer alles selber mit, um sicherzugehen, dass es auch funktioniert. Das Licht ist so wichtiger Bestandteil der Show geworden, dass wir heute sogar damit proben. Desweiteren gibt es Videos, die ebenfalls synchron zur Musik laufen. Eine ziemliche Show also, aber das ist ja auch dass, was die meisten Leute sehen wollen, wenn sie auf ein Konzert gehen. Ich jedenfalls war immer von den Bands besonders beeindruckt, deren Live-Performance über ein bloßes Wiedergeben der CDs hinausging und die versucht haben, ihren rein musikalischen Ansatz zu transzendieren. Das ganz hat angefangen als wir unsere ersten Konzerte spielten und gemerkt haben, dass es einfach nicht gelingt, Atmosphäre aufzubauen, wenn da ziellos irgendwelche gelben und roten Funzeln durch die Gegend blinken. Deshalb haben wir früh damit begonnen, an einer eigenen Lichtshow zu arbeiten, die heute fester Bestandteil unserer Live-Show ist.

H: Auch die Bandfotos sind deutlich anders, das Bild mit den Fechtmasken find ich fantastisch und auch das wo ihr teilweise die Röcke tragt. Wie kam das mit den Masken, war das ne spontane Idee? Und tretet ihr live auch komplett in schwarz und mit den Röcken auf?

RS: Wir haben die Masken mal gekauft mit dem festen Vorsatz, sie auch live zu tragen. Die Dinger sehen halt saubrutal aus, weil man das Gesicht nicht dahinter erkennen kann, was uns auch gut in unsere Licht-Philosophie reinpasst, da unsere Gesichter ohnehin oft im Dunkeln sind... wir wollen, dass man Bewegungen wahrnimmt, aber keine Gesichtsaudrücke. Leider war das am Ende einfach nicht praktikabel, die Dinger sind zu schwer und es wird zu heiß darunter, um ne ganze Show damit durchzuhalten - deshalb haben wir die Idee dann wieder verworfen. Aber die Masken hatten wir noch und dachten uns, jetzt müssen wir die wenigstens mal für Fotos einsetzen. Das hat auch gut ins Konzept gepasst, da die Leute auf den Bildern, die die Masken tragen, gewissermaßen den Teil des Ocean Kollektivs darstellen, der nicht auf den Bildern vertreten ist. Es sind ja nur 13 Personen auf den Bildern zu sehen, keine 26.

H: Wie siehst du denn Eure Zusammenarbeit mit Metal Blade? Ich hab mich damals ja schon etwas gewundert, euch auf dem Label zu sehen, da ist an sich nichts Vergleichbares im Programm bei Blade...

RS: Diese Bedenken hatten wir seinerzeit auch. Was unseren persönlichen Musikgeschmack anbelangt hätten wir uns auf Relapse wohler gefühlt - aber letztendlich ist das nicht so entscheidend. Wir haben damals mit vier Labels verhandelt, darunter u.a. auch Relapse, und Metal Blade war das einzige Label, wo wir den Eindruck hatten, dass die nicht nur labern sondern wirklich was tun. Der Mail-Kontakt hat funktioniert und die haben sehr realistisch gesagt, was sie für uns tun können. Bei anderen Labels haben wir z.T. ne Woche lang auf ne Antwort gewartet, das ganze hatte einfach nicht Hand und Fuss. Dazu kam, dass Metal Blade (wie sonst nur Century Media und Blast) ein deutsches Office haben, was kommunikationstechnisch auch immer von Vorteil ist. Letztendlich haben sie uns das beste Angebot gemacht und aus all diesen Gründen haben wir dann dort unterschrieben. Wir sind zufrieden mit der Zusammenarbeit hier in Europa, die machen wirklich tolle Promotion. Leider sind die Budgets zu klein. Aber das Problem besteht glaube ich überall, das liegt daran, dass wir Nischenmusik machen und die Verkäufe der gesamten Branche in den letzten Jahren massiv zurückgegangen sind. Insofern können wir uns über nichts beschweren.

H: Ich denke ihr habt seit dem Vertrag bei Metal Blade ja auch einen deutlichen Popularitätsschub erlebt – Sachen wie das Schecter-Endorsement und – etwas bizarrer - ein Absinthdeal sind da wohl angenehme Nebeneffekte...

RS: Ja, die Sache mit Tabu Absinth ist echt geil. Das hatte aber nix mit Metal Blade zu tun, das war ein Kontakt, den wir schon über unser vorheriges Kleinstlabel Make My Day Records geknüpft hatten. Eine sehr entspannte Zusammenarbeit, die nicht nur auf Geschäftsebene funktioniert, sondern auch auf gegenseitigem Interesse beruht.

H: Stimmt es, dass ihr euren neuen Sänger Mike über das Internet gefunden habt? Auch wenn es auf dem Album wegen der diversen Gastsänger recht schwierig ist seine Stimme zu isolieren: das war dann wohl ein Glücksgriff, das klingt nach nem sehr variablen Organ!

RS: Auf jeden. Mike ist schon ein Glücksgriff gewesen, zumal wir ihn eigentlich gar nicht als Sänger eingeplant hatten. Mike hat sich auf unser Bassisten-Gesuch hin gemeldet, was wir in der Tat über unsere Website geschaltet hatten. Daraufhin haben wir ihn zu einer Audition eingeladen, nachdem wir uns angehört hatten, was er bisher so gemacht hat. Das lief gut und so hat er dann das ganze Album eingespielt, bis auf drei Tracks. Im Anschluss daran hat er auf der Black Dahlia Murder-Tour im August auch live Bass gespielt. Irgendwann während der Aufnahmen haben wir dann mal ein paar Vocal-Takes genommen und dabei gemerkt, dass hier sein eigentliches Talent liegt. Mike hat eine enorme Range, von ganz hohem aber immer noch artikuliertem Gekreische bis hin zu mächtig deathigen Howls deckt er alles ab, und dazu kann er auch clean singen und intoniert intuitiv sehr gut. Längerfristig war deshalb klar, dass er bei uns singen würde und wir uns nach nem neuen Basser umsehen, nicht zuletzt auch, weil das sein eigener großer Wunsch war..

H: So, dieser Tage solls ja wieder besinnlich werden und um den Jahreswechsel nimmt man sich ja oft diverse mehr oder weniger fromme Wünsche fürs nächste Jahr vor. Hast du Vorsätze für 2008?

RS: Ne, ich bin nicht abergläubisch. Aber am ehesten sowas wie mehr Schlaf und weniger Drogen und mehr Zeit für die Liebe. Aber das wird eh nix, ist völlig albern...

H: Und sonst, was ist so geplant 2008? Habt ihr schon ein paar Festivalauftritte parat?

RS: Bisher sind nur Summer Breeze und Hellfest in Frankreich bestätigt. Aber da kommt sicher noch einiges. Zunächst werden wir im März / April mit Rotten Sound touren. Ein sehr stranges Package, aber genau deshalb haben wir es gewählt, man will ja nicht vier mal am Abend dieselbe Band sehen... bin gespannt, wie das wird. Anschließend spielen wir eine ausgedehnte Headliner tour durch Frankreich und Osteropa inklusive Griechenland, Türkei, Bulgarien, Rumänien. Dann geht es im Mai nach Amerika - wenn alles klar geht.

H: Macht ihr vielleicht mal wieder eine Split-Veröffentlichung, die mit Burst fand ich ja sehr fein...

RS: Das könnte schon passieren, ein paar Sachen sind im Gespräch, aber im Moment haben wir erstmal das Vinyl Release von 'Precambrian' vor uns (3LP über Garden of Exile Records) und ansonsten haben wir gerade vom Studio ganz schön gestrichen die Schnauze voll... Zeit ist auch ein Problem, denn wir werden den größten Teil des nächsten Jahres unterwegs sein. Aber früher oder später machen wir wieder sowas.

Thomas Jentsch

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