Valborg - Nekrodepression
Mit dem vierten Album in vier Jahren legen Valborg eine Arbeitsmoral an den Tag, von der andere Bands nur träumen können. Wenn man sich vor Augen hält, dass Bandchef Christian Kolf noch etliche andere Projekte am Laufen hat, stellt sich die Frage, ob bei einem so hohen Output nicht zwangsläufig die Qualität auf der Strecke bleibt. Allerdings ist das bei dieser Combo mit einem ganz klaren Nein zu beantworten, denn die neuste Platte „Nekrodepression“ ist mehr noch als ihre Vorgänger als echtes Kunstwerk einzustufen. Düster, brutal, morbide, böse, vor allem aber extrem minimalistisch und mindestens genauso überwältigend. Während andere Metal-Formationen dem Trend zu immer mehr Progressivität folgen, schlägt Valborg den exakten Gegenkurs ein. Man besinnt sich auf die eigenen Wurzeln und begibt sich auf die Suche nach dem Essentiellen – und findet es! Das Ergebnis ist ein knapp 50-minütiger Trip in die Abgründe der menschlichen Seele, der ebenso verstörend wie beeindruckend ausfällt. Insbesondere die raue Urwüchsigkeit der Songs sowie die mitreisende Dynamik wissen zu gefallen, wobei die Tatsache, dass „Nekrodepression“ live und in der bewährten Besetzung mit Florian Toyka und Jan Burckard eingespielt wurde, sicherlich den Hauptgrund für diesen überzeugenden und zugleich eigenwilligen Höreindruck darstellt. Bei näherer Betrachtung der Kompositionen ist es beinahe unglaublich mit welch einfachen Mitteln der Hörer hier gefesselt und in die pechschwarze Valborg’sche Welt hineingezogen wird. Im Übrigen stellt die vierte Langrille des Trios so eine Art inhaltliches Konzeptalbum dar, welches Diedrich Hünten, seines Zeichens Sänger der Bonner Untergrundband Obscure Fuckup, gewidmet ist. Eine zerrissene Persönlichkeit, die offensichtlich großen Einfluss auf Kolf und seine Mitstreiter hatte und sich aufgrund der Probleme mit seiner Umwelt im Alter von 19 Jahren das Leben nahm. Wenn man sich den komplett in Deutsch gehaltenen Texten zuwendet, wird die Hilflosigkeit und schiere Agonie, mit denen Hünten zu kämpfen hatte, fast greifbar, wodurch der Bezug zum Albumtitel und der äußerst düsteren Stimmung dieser Platte hergestellt wird. „Nekrodepression“ stellt somit eine Widmung, oder vielmehr eine Huldigung dar, die in Punkto Authentizität und Intensität kaum zu überbieten ist und dem geneigten Hörer ein Erlebnis beschert, welches ihm für geraume Zeit im Gedächtnis bleiben dürfte. Sprachlos verneige ich mich vor diesem Album. (cj)




