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The Blackout Argument ist ohne Zweifel eine der am härtesten arbeitende Band in Deutschland. 3 EPs und ein Album haben die Münchener schon auf der Haben Seite. Jetzt erscheint ihr brandneues Album „Remedies“. Gitarrist Chris und Frontmann Raphael beantworteten mir ein paar Fragen per Email.

Ihr seid erst seit 2006 zusammen und habt schon 3 EPs und ein Album herausgebracht und veröffentlicht jetzt euer neues Album. Angesichts der recht kurzen Zeit eine beachtliche Diskographie. Wie kommts? Seid ihr einfach extrem fleißig, fällt euch das Songwriting so leicht oder habt ihr keine Jobs und Freundinnen?

Chris: Hahaha nein, JEDER in der band hat derzeit eine Freundin und so weit ich weiß ist auch keine dabei, die sich arg beschwert. Jobs haben wir selbstverständlich auch, schließlich kann man mit einer Band auf dem Level von The Blackout Argument kein Geld verdienen. Einen Grund für den enorm hohen Output hast du schon genannt: uns fällt das Songwriting seit jeher ziemlich leicht. Das soll nicht heißen, dass wir uns keine Gedanken über die Songs machen oder auch nicht mal an einem Teil oder Riff verzweifeln, aber die meiste Zeit läuft das Songwriting super routiniert und effektiv ab. Wir haben halt alle sehr ähnliche Vorstellungen davon, wie The Blackout Argument klingen sollen und da arbeiten wir gezielt drauf hin. Dass man für so eine hohe Anzahl an Releases natürlich auch viel Zeit investieren muss, versteht sich von selbst. Von nix kommt nix!

Raphael: Ja. Eigentlich sollten wir aus New York kommen. „the city that never sleeps“. Haha! Es ist schon so, dass fast die ganze Freizeit für die Band draufgeht, aber das ist cool so!

Euer Sänger Sinan hat euch vor der Veröffentlichung der letzten EP verlassen. Wie kam es?

Chris:  Stimmt, Sinan ist noch vor dem Release von „Decisions“, welches er noch eingesungen hatte, bei The Blackout Argument ausgestiegen. Die Gründe waren verschiedene, da müsstest du ihn am besten noch mal selbst fragen. Seit der „Smile Like A Wolf“ EP ist Raphael unser Sänger.

Mit dem neuen Mann Raphael ist euch ein echter Glücksgriff gelungen.

Chris: Vielen Dank! Wir sehen das genauso. Raphael ist ein unglaublich talentierter und leidenschaftlicher Sänger, sowohl im Studio als auch auf der Bühne. Dass er auch menschlich extrem viel neue Energie und Zusammenhalt in die Band gebracht hat muss an dieser Stelle auch erwähnt werden. Er hat einfach ein ganz neues Kapitel von The Blackout Argument eingeläutet wofür wir ihm sehr dankbar sind!

Sinan war sicher ein guter Mann am Mikro, doch Raphael hebt die Band auf ein neues Level. Wie seht ihr das?

Chris: Genauso wie du es sagst. Sinan war ebenfalls ein sehr talentierter Sänger mit einer ganz eigenen Charakter-Stimme. Bei Raphael haben wir jedoch das Gefühl, dass seine Stimme und vor allem Gesangs-Ideen noch viel besser zum Sound der Band passen. Er „versteht“ die Songs wie wir sie schreiben und kann sie durch seinen Input noch mal auf einen neuen Level heben.

Das neue Album „Remedies“ ist wieder ein großer Schritt in eurer musikalischen Entwicklung. Ihr habt es geschafft euren Sound beizubehalten und gleichzeitig das Songwriting zu verbessern. Was war euch wichtig im Entstehungsprozess der Platte?

Chris: Auch hierfür vielen Dank für das Lob! Das wichtigste für uns beim Entstehungsprozess der Platte war, ein Rockalbum zu schreiben. Natürlich war es klar dass wir nicht klingen wollen wie ACDC oder die Rolling Stones aber die Reduktion der Songs auf das wesentliche stand bei allen Überlegungen im Mittelpunkt. Oftmals tendieren Bands dazu ihre Songs sowohl instrumental als auch Songwriting-Technisch auf ein Maximum aufzublasen, wir haben es genau umgekehrt gemacht und dabei immer darauf gehört was der Song wollte. Auch bei der Produktion ging alles in diese Richtung, so haben wir versucht einen druckvollen und durchschlagenden Sound zu bekommen, der jedoch NICHT nach Metal oder Metalcore klingt. Das ist uns, nicht auch zuletzt aufgrund des grandiosen Masters von Alan Douche / West West Side Music, prima gelungen!

Raphael: Bis wir im Studio waren, wussten wir, wie Chris schon sagt, nur, dass es ein Rockalbum werden wird. Wir haben uns keinen Kopf gemacht und einfach raus gerotzt, so wie wir fühlen. „Remedies“ klingt daher auch so ehrlich.

Ihr seid in eurer Nische sicher nicht die einzigen, trotzdem habt ihr es geschafft eure eigenen Trademarks zu entwickeln. Etwas, was längst nicht jeder Band so gut gelingt. Was glaubst du woher das kommt?

Chris: Das ist schwer zu sagen. Wir machen im Endeffekt auch nichts anders als die meisten anderen Bands. Vielleicht ist aber genau der Unterschied, dass wir uns darüber keine Gedanken machen. Wir haben kein konkretes Bild vor Augen wie sich unser Sound entwickeln soll oder in welche „Musikrichtung“ wir als Band tendieren. Wir schreiben einfach die Songs die wir selbst gerne anhören würden hahaha!
Raphael: Stimmt. Im Studio gab es den ein oder anderen Part, bei dem wir unsicher waren, ob es nicht zu gewagt ist. Wir haben dann einfach drauf geschissen, weil es uns so gefällt und wir in erster Linie für uns Musik machen.

Wie würdest du das neue Album selbst charakterisieren?

Chris: In Schlagworten: rockig, transparent, mitreißend, abwechslungsreich, obdachlos

Raphael: rotzig, wütend, treibend, hoffnungsvoll

Wovon handeln die Texte und worauf bezieht sich ihr den Titel?

Raphael: Die Texte handeln vom alltäglichen Leben. Darin spiegeln sich Wut, Selbstzweifel und Trauer wieder. Es geht mir dabei nicht darum, zu jammern. Wenn man mit sich und seinen Mitmenschen wertschätzend und liebevoll umgeht, und aus jeder Situation das Beste macht, dann gewinnt man sehr viel Lebensqualität. Hauptthema der Texte ist HOFFNUNG und in jeder noch so aussichtslos erscheinenden Situation den Mut nicht zu verlieren, nach vorne zu schauen und Altes, ohne es zu verdrängen, hinter sich zu lassen.

Chris: Dem Album Titel liegt ein übergreifendes Konzept zugrunde was die Texte, das Artwork, die Linernotes und die Musik von „Remedies“ miteinander in Einklang bringt. Bei diesem Konzept geht es (kurz zusammengefasst) um Bachblüten, ein bekanntes homöopathisches Heilmittel, welches mich meine ganze Kindheit und Jugend über begleitet hat. Für jeden Gemütszustand gibt es eine passende Blüte. In Analogie hierzu haben wir den einzelnen Song auf „Remedies“ welche ebenfalls alle von verschiedenen Gefühlswelten handeln, jeweils eine passende Bachblüte zugewiesen, was sich in den Doppeltiteln der Songs (z.B. „Daisied Tree / HORNBEAM“ oder „Sven Tones Of Grey / PINE“) widerspiegelt. Die Idee dahinter ist es, die Songs, die Texte, das Album als ganzes oder Musik im allgemeinen als „Heilmittel“ anzuerkennen, welches die Fähigkeit hat, den Rezipienten, aber auch uns als Musiker/Menschen zu helfen, mit negativen Gefühlen wie Wut, Angst, Trauer, Stagnation, oder Verzweiflung besser umgehen zu können.

Ihr werdet gern mit Boy Sets Fire verglichen. Wie findet ihr das?

Chris: Stimmt, das passiert alle Nase lang und weißt du was? Wir fühlen uns geehrt!! Auch wenn wir definitiv eine andere Entwicklung durchgemacht haben als BSF ist es dennoch eine der aufrichtigsten, leidenschaftlichsten und besten Bands die ich kenne. Ich denke jedem anderen bei The Blackout Argument geht es da genauso.

Raphael: Haha...ja, es fällt mittlerweile schon auf, wenn mal nicht von BSF die Rede ist. Ich kann mich da nur anschließen. Mich ehrt es nur, auch wenn ich die Ähnlichkeit nicht so krass finde.

Was ist euer Ziel mit The Blackout Argument?

Chris: Das kleine Ziel ist immer die nächste Show, die nächste Bandprobe, das nächste Interview, die nächste Songidee, die nächste Textzeile im Kopf. Das reicht vollkommen aus um uns glücklich zu machen, es besteht also kein Anlass irgendwelchen „großen“ Zielen hinterherzujagen und dabei zu übersehen dass der Sinn und das Wesen der Band im Kleinen steckt.
Lifeforce vertreibt euch so weit ich weiß Weltweit, welche Stimmen kommen aus dem Ausland?

Raphael: Stimmt. „Remedies“ wird außer in Europa auch in den USA und Kanada erhältlich sein. Aus dem Ausland bekommen wir sehr viele Messages, seit unserer Europa Tour mit ARCHITECTS im letzten Jahr und seit dem die Tourdaten für die kommende Tour mit THIS IS HELL und DEAD SWANS auf Myspace gepostet sind, wird es täglich mehr. Es ist immer wieder beeindrucken, Mails von Kids zu lesen, die unsere Songs lieben und am anderen Ende der Welt leben. Ich kann es kaum fassen, wenn wir in anderen Ländern spielen und die Kids die Texte mitsingen. Es gibt kaum Dinge, die mehr flashen!!!

Ist es als deutsche Band schwieriger auch im Ausland Anerkennung zu bekommen?

Chris: Natürlich ist das nicht leicht. Schließlich gibt es gerade in USA oder UK einfach dutzende hervorragender Bands, die „brauchen“ dort eigentlich nicht noch zusätzlich weitere Acts. Ich denke aber in dem Moment in dem man aufhört Ami-Bands und anderen etablierten Bands hinterher zu eifern und sein eigenes Ding durchzuziehen, hat man auch eine Chance international wahr genommen zu werden.

Mit Christoph ist in euren Reihen jemand der nicht nur Erfahrung aus anderen Bands hat, aber durch Let It Burn Records auch die andere Seite des Business kennt. Wie hilft euch das für The Blackout Argument?

Chris: Die Frage lasse ich mal lieber nicht die anderen beantworten, die würden nur davon berichten, wie gescheit ich immer daher schwätze und welche absurden Vorschläge ich unterbreite hahaha! Nein im Ernst, natürlich profitiert meine eigene Band am Know-How, das ich mit Let it Burn Records und der Let it Burn Agency angehäuft habe, jedoch kann es auch schwierig sein, Entscheidungen zu treffen, wenn man so eine „Doppel-Rolle“ einnimmt. Bisher hats aber immer ganz gut geklappt denke ich.

Raphael: Chris ist DAS Zugpferd in der Band. Er managed die Band in jeder Hinsicht und hat immer alles im Griff. Ohne seine „Dienste“ wären wir nicht dort, wo wir jetzt stehen! Auf Tour ist das auch ein mega Vorteil, da Chris dann die Rolle des Managers übernimmt und wir keinen Außenstehenden mitnehmen müssen.

Trotz des relativ einfachen Zugangs zu Let It Burn ist dort lediglich eure letzte EP erschienen. Interessanterweise nicht eure ersten EPs. Warum denn das? Wäre doch naheliegend gewesen?

Chris: Für uns war es damals wichtig von Anfang an externe Partner zu haben die uns helfen in die Gänge zu kommen. Engineer und später Bastardized haben dabei einen hervorragenden Job gemacht! Auch wenn Let it Burn Records eine Option gewesen wäre haben wir uns damals bewusst dazu entschlossen NICHT mit einem Release auf LIB zu starten. Die „Smile Like A Wolf“ EP hingegen ist auf LIB Rec erschienen, was auf unseren Wunsch zurückzuführen ist, bei dieser speziellen Aktion über ALLES die volle Kontrolle zu haben und auch die volle Verantwortung zu tragen falls es nicht klappen sollte. Letztendlich hat es sich aber für beide Seiten gelohnt diese EP für lau ins Netz zu stellen.

Ihr habt teilweise schon seit langer Zeit in Bands gespielt die auch auf professionellerem Niveau agierten. Wie hat sich der eigene Blick auf die Musikbranche und das Musikerleben in dieser Zeit verändert? Was würdest du jüngeren Musikern/Bands raten?

Chris: Mit dieser Frage setze ich mich zwangsläufig oft auseinander, da ich ja mit der Let it Burn Agency mit jüngeren Bands oder auch bereits etablierten Bands in einer Entwicklungsphase zusammenarbeite. Ein wirkliches Patentrezept gibt es nicht, sonst würden ja alle Alben von allen Bands Gold gehen hahaha! Gerade jüngeren Bands rate ich jedoch immer zu folgendem:

  • Das richtige Line Up (nur wenn bandintern über alles Konsens besteht hat die Band eine realistische Chance. Freundschaft und Band lassen sich leider nicht immer dauerhaft vereinen)
  • Professionalität (auch als sehr unbekannte Band zahlt es sich aus, in allen Bereichen professionell zu arbeiten)
  • Opferbereitschaft (ob man will oder nicht, um eine Band zu starten, lässt es sich nicht vermeiden eine Menge Kraft, Zeit und auch Geld zu investieren)
  • Durchhaltevermögen & Ehrgeiz (Egal was passiert, einfach immer am Ball bleiben und das eigene Ding durchziehen)
  • Zweites Standbein / Real Life (Niemals so dumm sein und Job oder Ausbildung vernachlässigen oder gar zu kicken nur um mit der Band erfolgreich zu sein. Das kann man immer noch machen wenn Sony Music an die Tür klopfen. Bis dahin einfach schön die Füße still halten)
  • Spaß & Leidenschaft (Wenn der Spaß irgendwann weg bleibt, ist es Zeit aufzuhören EGAL an welchem Punkt der Band-Karriere man sich befindet)

Wie sehen eure Tourpläne aus?

Raphael: Für uns ist die Tour (Anm.d. Red: mit This Is Hell und Dead Swans im Februar) ein absolutes Highlight! Wir werden in Länder spielen, die wir zum Teil nur aus der Glotze kennen. Wir werden jeden Abend das Beste geben und die vier Wochen einfach genießen, auch wenn Touren nicht nur entspannend ist!

Chris: Yeah, die Tour!! Wir freuen uns wie kleine Kinder drauf!!!

Letzte Worte?

Chris: Danke für das Interview! Waren super Fragen.

Raphael: Vielen Dank!

 

Rolf Gehring

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