
Paradise Lost - Tragic Idol
Paradise Lost beeinflussten mit ihren ersten Alben maßgeblich den Gothic-Metal. Platten wie „Shades Of God“ oder „Icon“ blieben, auch von den Engländern selbst, unerreicht. Nach ihrem fünften Album „Draconian Times“ ging es in den Augen vieler Fans bergab. Erst mit dem 2007er Album „In Requiem“ besann sich die Band wieder auf ihre Wurzeln, an die sie mit dem fabelhaften Album „Faith Divides Us – Death Unites Us“ von 2009 auch endlich wieder anknüpfen konnten. Mit „Tragic Idol“ setzt die Band diesen Weg konsequent fort. Die Platte ist sehr nah an dem, was sich Fans als Nachfolger von „Draconian Times“ 1995 gewünscht hätten. Paradise Lost spielen wieder ungeschminkten Gothic-Metal, ohne aufgesetzte Klischees, ohne Pop-Allüren und ohne Kompromisse. Dafür aber mit dem Erfahrungsschatz von fast 25 Jahren Bandgeschichte, reichlich Selbstbewusstsein und vor allem wirklich guten Songs. Der Opener „Solitary One“ strahlt eine tieftraurige Melancholie aus, wie man sie sich von den Engländern wünscht. „Crucify“ geht schon deutlich flotter zu Werke und „Fear Of Impending Hell“ und „Honesty In Death“ sind großartige Paradise Lost Hits, die „As I Die“ oder „Rememberance“ in nichts nach stehen. „Theories From Another World“ wartet hingegen mit treibendem Drumming und astreinen Old-School Riffs auf, wie man sie von der Band zuletzt auf „Gothic“ bzw. beim Vallenfyre Nebenprojekt von Gitarrist Greg Mackintosh gehört hat. „In This We Dwell“ und „To The Darkness“ sind dagegen Füller, die sich aber auf hohem Niveau bewegen. Der folgende Titeltrack ist dann wieder ein Hit. „Worth Fighting For“ überrascht dann noch einmal und „The Glorious End“ macht seinem Namen alle Ehre. Paradise Lost zeigen sich auf „Tragic Idol“ von ihrer besten Seite. Die Gitarrenarbeit ist sowohl in Sachen Riffs als auch bei der Melodieführung das Beste, was die Band seit langem abgeliefert hat. Auch Frontmann Nick Holmes ist stimmlich voll auf der Höhe und zeigt sich sehr variabel. Verglichen mit dem direkten Vorgänger geht das neue Album knapp als Gewinner hervor, weil die Songs noch einmal einen Tick eingängiger sind und runder wirken. (rg)