Interview mit Rob Garcia (R), Bassist von Spineshank Dienstag 3.6.2003-06-23
Erstens kommt es anders...
Nach einigem Hin- und Hergemaile in den Tagen vor dem Inti war dann klar, wann
ich mit wem sprechen sollte. Gitarrist Mike oder Drummer Tommy, der auch für
die Internetseite zuständig ist, sollte es also sein... Ich hab also munter
meinen Mini-Disc-Recorder vor dem Telefon aufgebaut und war bereit loszulegen,
dann sagte mir der Promoter aber, dass ich nun doch mit Rob sprechen würde,
da es ein unerwartetes Ereignis gegeben habe und Teile der Band in die Staaten
zurückgeflogen sind - scheinbar ist ein Elternteil des Gitarristen gestorben...
(somit wurde dann auch die gemeinsamen Dates mit Chimaira gecancelt von denen
unten die Rede sein wird)
Der Basser dann also, auch gut. Der war nur etwas haspelig drauf, hat viel geredet
ohne viel zu sagen und war somit nicht der ideale Gesprächspartner, aber
lest selbst.
T: Also, Hi Rob! Starten
wir doch zum Einstieg mit ner kurzen Zusammenfassung der Bandgeschichte...
R: Ok, wir haben so um 1995 angefangen, haben dann unser erstes Album veröffentlicht,
sind auf Tour gegangen, haben unser zweites Album gemacht und waren dann wieder
lange auf Tour bevor wir uns wieder im Proberaum ans Songwriting für Album
No. drei gemacht haben.
T: Ich hab gelesen, dass Dino Cazares Euch unter die Fittiche genommen hat.
Später habt Ihr dann einen Gig mit ihnen gespielt, bei dem Ihr für
Roadrunner gesignt wurdet. Und dann hat auch noch Burton bei einem Song Eures
Debuts mitgesungen... klingt als wärt Ihr recht freundschaftlich mit Fear
Factory verbunden?
R: Genau, wir haben damals im Whiskey-a-go-go zusammen mit Coal Chamber und
Fear Factory gespielt. Da war dann zufällig auch der A&R von Roadrunner,
Monte Conner, der war sehr angetan von der Show und somit hatten wir einen Fuss
in der Tür. Später haben wir uns dann mit Roadrunner geeinigt.
T: Ihr habt also einen guten Kontakt zu Fear Factory, wie steht Ihr zum Split
mit Dino und der ganzen schmutzigen Wäsche die nach der Trennung in der
Presse gewaschen wurde?
R: Naja, wir verstehen uns mit allen in der Band sehr gut und wollen auch keinen
Stress haben...
T: Als ich 2000 "The
Height of Calousness" gehört habe, war ich wirklich mächtig weggeblasen
von der Intensität und Heavyness des Albums und es zählt bis heute
noch zu meinen Favoriten! Wie kommts, dass Ihr damit nie in Europa getourt habt?
R: Oh, das liegt gar nicht so sehr an uns, das hat viel mit den Bookern zu tun...
wir waren zwei Wochen in Grossbritannien auf Tour.
T: Ich hab gelesen, dass Ihr in den USA mit Orgy auf Tour wart, das ist auch
so ne Band, die es noch nie auf ne deutsche Bühne geschafft hat. Wie war
die Tour?
R: Wir hatten jede Menge Spaß, wir kannten sie schon lange und das mit
der Tour hat sich so ergeben. Ihr Gitarrist Amir Derakh hat ja unser erstes
Album (mit-)produziert...
T: Habt Ihr Kontakt zueinander? ... das letzte was ich über Orgy mitbekommen
habe, war dass sie dabei sind an den neuen Songs zu arbeiten...
R: Das ist genauso viel wie ich selbst weiss! Ich bin zwar gelegentlich abends
in Hollywood unterwegs, habe aber lange keinen der Jungs mehr getroffen.
T: Wird's von dem neuen
Album wieder eine Special Edition geben (beim letzten mal gabs eine)?
R. Kann ich jetzt noch nicht sagen, man wird sehen.
T: Ich denke nur, dass viele Labels Special Editions mit Bonus Material veröffentlichen
um den Fans einen zusätzlichen Kaufanreiz zu geben und um zu verhindern,
dass sie sich die Sachen nicht aus dem Netz ziehen oder brennen. Was hälst
Du von der Download-/CDs-Brennen-Geschichte?
R: Naja, alles hat sein zwei Seiten... Früher war man eben noch richtig
gespannt und aufgeregt bevor ein Album in die Läden kam, die ganze Vorfreude
ist irgendwie weg durch diese modernen Entwicklungen. Ausserdem geht's da natürlich
auch um wirtschaftliche Interessen, denn am Ende geht's eben auch ums Geld und
der Künstler muss sehen wo er bleibt.
T: Als ich "Self
Destructive Pattern" das erste Mal gehört habe, dachte ich mir gleich,
dass "Smothered" ne gute Single wäre und der Track wurde dann
schliesslich auch ausgewählt. Hat man da als Künstler Einfluss auf
die Auswahl der Singles oder bestimmt die das Lable?
R: So eindeutig kann man das nicht sagen, das ist meistens eine gemeinsame Entscheidung...
oft schlagen die Leute von Roadrunner was vor, so wars auch bei "Smothered",
und wir sind ähnlicher Meinung und stimmen dann nur noch zu.
T: Ich hab gelesen, dass
Ihr beim Dreh zum Video am Schluss das ganze Set zerstört habt und sogar
ne Gitarre durch die Wand getrieben habt... Was ging denn da ab?
R: Wir waren einfach schon stundenlang, seit aller Herrgottsfrühe, am Drehen
und als dann die Ansage kam, dass wir jetzt alles zerlegen können, haben
wir uns das nicht zweimal sagen lassen!
T: Also dann war das laut Drehbuch so geplant?
R: Ja, das war so vorgesehen...
T: Ach so, und ich dachte schon Ihr seid irgendwie durchgedreht!
T: Das
neue Album ist ein eine konsequente Fortführung des mit dem letzten Album
eingeschlagenen Wegs. Ich finds immer cool, wenn sich Bands weiterentwickeln,
denn wer will schon mehrmals das gleiche Album einer Band kaufen. Ihr habt weiterhin
derbe, heftige Songs mit hohem Aggro-Potential am Start, habt aber auch die
melodiösen, eingängigen Seiten weiterentwickelt,; das beste Beispiel
wäre da wohl der Song "Forgotten"...
R: Ja, wir sind auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis... Mit "Height of
Calousness" wollten wir es damals allen zeigen. Danach wollten wir uns
einfach weiterbewegen, den melodischen Songs die Chance geben noch melodischer
zu sein und trotzdem unsere harten Seite nicht vernachlässigen.
T: Also war das ne natürlich
Entwicklung? Ihr habt jetzt nicht geplant mehr Leute zu erreichen?
R: Nee Quatsch, obwohl... das gehörte wohl irgendwie auch dazu. Es war
aber ne natürlich Weiterentwicklung für uns.
T: Habt Ihr auf Tour mit dem Songwriting angefangen, oder habt Ihr im Proberaum
an den Songs gearbeitet?
R: Wir haben nach der Grossbritannien-Tour angefangen, das war der letzte Teil
der "HoC"-Tour. Wir waren dann für etwa 18 Monate am Songwriting
und Proben. Wir mussten uns erst mal wieder umstellen und von dieser Seite-an-Seite
Live-Situation wieder in den Kreativ-Modus zu wechseln. Und das hat eben gedauert...
aber jetzt, wo wir das fertige Werk haben, sind wir doch echt glücklich
damit!
T: Ich hab im Internet
gelesen, dass Ihr endlich mal wieder in Europa unterwegs seid, aber trotzdem
einen Bogen um Deutschland macht (Grossbritannien, Belgien, Holland, Österreich
und Schweiz standen auf dem Plan)...
R: Wie gesagt, an uns liegts nicht! Wir wollten eigentlich auch bei Rock am
Ring spielen, haben uns aber zu spät darum gekümmert und jetzt wird's
wohl nichts werden. Ausserdem mussten wir die Tour ohnehin verlegen, denn wir
hatten eine interne Tragödie und ein paar der Jungs sind heimgeflogen...
Ich glaube wir werden dann im Sommer bzw. im Herbst endlich wieder in Deutschland
spielen...
T: Cool, das letzte mal, als ich Euch gesehen habe, wart Ihr Vorgruppe von Fear
Factory auf deren "Obsolete"_Europa-Tour, ich hatte ein Interview
mit Raymond und als ich durch den Backstageraum des Struttgarter LKAs gegangen
bin, hab ich nur mitbekommen, wie Ihr Euch mit Killgore so ne Art Gangsta-HipHop-Verarsche
gegeben habt, so East-Coast / Westcoast-mässig...
R: Stimmt, da waren wir das letzte Mal in Deutschland, lange her... War aber
lustig mit den Killgore-Jungs, wir teilten uns nen Bus mit Ihnen und haben uns
richtig gut verstanden!
T: Tja, die sind mittlerweile auch Geschichte...
R: Ja, schade... die hatten nicht mal Streit oder so, ist einfach so auseinander
gegangen.
T: Ihr habt doch letztes
Wochenende das Download-Festival in England gespielt... und da gabs ne Überraschungs-Performance
von Metallica, hast Du sie gesehen?
R: Ja, das hat ganz gut hingehauen. So geheim war das ja nun auch nicht, ein
paar Tage vor dem Festival ist es hier und da gesagt worden. Wir haben gehofft,
dass es hinhaut, denn wir und Mudvayne haben gespielt bevor sie auf der anderen
Bühne losgelegt haben, hat grad so hingehauen, raus aus der Dusche und
ab zu Metallica. Sie haben viel alte Sachen gespielt und so wars natürlich
ziemlich cool.
T: Sie haben jetzt ja nen neuen Basser und es wird auch viel geredet, dass sie
wieder eher harte Sachen machen würden...
R: Die neuen Sachen, die sie gespielt haben, waren auch echt cool und Robert
ist auch mal so was von einem krassen Basser!
T: Krass auch, dass sie quasi mit Ozzy getauscht haben, da Jason jetzt ja beim
Ozz-Man spielt.
R: Ja, sieht mir nach nem guten Tausch aus! ...so hat irgendwie keiner Verlust
gemacht.
T: Ok, Rob, dann sag
mal an was Du zur Zeit an neuen Alben hörst und vielleicht auch ein paar
Klassiker in Deiner Sammlung.
R: Eigentlich hör ich nur zwei aktuelle Alben, die neue Chili Peppers,
die wirklich sehr gelungen ist und die neue Chimaira, die einfach ultimativ
brutal geworden ist. Ich hör mir aber auch viel Beasty Boys und Beatles
an.
T: Auf Eurer ersten CD war ja auch ne Beatles-Coverversion...
R: Genau, "While my guitar gently weaps". Das letzte was ich mir gekauft
habe, war aber ein Beach Boys Album.
T: Jetzt echt?
R: Jo, da bin ich mit aufgewachsen und es ist auf jeden Fall Einiges dahinter!
T: Ok, aber von derartigen Einflüssen hört man jetzt nicht wirklich
was bei Euch raus...
R: Neee, das natürlich nicht!
T: Vielleicht dann auf der nächsten Scheibe ne Coverversion von den Beach
boys!
T: Tja Rob, das wars
dann auch schon mit den vorbereiteten Fragen, möchtest Du zum Abschluss
noch was loswerden?
R: Wir können es auf jeden Fall kaum erwarten endlich in Deutschland zu
spielen, ich sitze grad nur in Hotelzimmern rum und man wünscht sich sein
Instrument in die Hände und auf ne Bühne um den Leuten das neue Material
zu präsentieren!
T: Dann hoffen wir mal, dass es bald soweit ist! Danke fürs Interview,
take care!
(tj)
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