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Es wäre müssig über Heaven Shall Burn noch viele Worte zu verlieren. HSB sind eine der international erfolgreichsten Bands im Genre Metacore und dabei durch und durch "Punkrock" und bodenständig geblieben. Kurz vor Veröffentlichung des neuen Mach(t)werks "Iconoclast" stand uns Gitarrist Maik Weichert Rede und Antwort, wobei er sich als nachdenklicher aber auch sehr witziger Gesprächspartner entpuppte.

HD: Das neue Album ist ja fast draussen...

MAIK: Nein Ende des Monats, natürlich ist das schon seit einiger Zeit im Internet veröffentlicht.

HD: Wie ist das denn so wenn man gerade im Begriff ist ein neues Album zu veröffentlichen. Macht das einen nicht nervös?

MAIK: Ich weiß nicht ob wir da so ein bißchen naiv sind, aber wir sind nicht mehr so nervös wie früher. Eigentlich ist das bei uns eher das Gegenteil von Naivität, mehr so eine Abgeklärtheit. Man fragt sich eher ob die Leute das noch mögen werden oder nicht. Wir haben festgestellt, dass es bei den letzten Alben so war: Wenn wir es gemocht haben, dann haben es die Leute und die Rezensenten auch gemocht. Wenn wir ein gutes Bauchgefühl hatten, dann war es auch immer geil und wenn wir mal so einen Track draufgeschummelt hatten auf eine LP und dachten, na es merkt schon keiner, also wenn man sich selber etwas so schönredet, dann ist das eigentlich auch immer aufgeflogen und die Leute haben gesagt, der und der Song ist scheisse. Dieses mal hatten wir auch ein komplett cooles Bauchgefühl und nicht das Gefühl, dass wir da irgendwo Kompromisse gemacht haben. Insofern waren wir da eigentlich ziemlich abgeklärt. Jeder der erzählt es wäre ihm scheissegal was die Presse denkt und er macht das nur für sich, der ist einfach nur ein verdammter Lügner. Ich glaube wenn man schon ein bißchen in dem Geschäft unterwegs war, dann kann man schon halbwegs abschätzen wie die Reaktionen werden.

HD: Wie ist denn der Entstehungsprozess diesmal gewesen? Laut Info wart ihr ja sehr heiss drauf Songs zu schreiben, weil auch die Reaktionen auf die ganzen Shows so geil waren.

Maik: Na man muss ja bei uns auch erwähnen, wir sind so fünf Freunde die zusammen Musik machen und wir touren ja nun auch nicht das ganze Jahr über. Wir proben ein, zweimal die Woche, schon fast wie so ein Kegelverein, der sich regelmässig trifft zum Proben. Aber bitte lass Kegelverein jetzt nicht als Überschrift auftauchen.

HD: Ich versuchs.

Maik: Hehe. Neee. Da fällt ja nun auch ein Haufen Songs an. Wenn man dann noch die Festivals spielt und dann wieder zusamen probt ist man natürlich auch immer wahnsinnig aufgedreht, happy darüber und will dann natürlich sofort voran powern. Wären wir direkt nach den Festivals zwei oder drei Monate auf Tour gegangen wie das andere Bands machen, wäre diese ganze Energie dann sicherlich in der Tour verpufft. Wir hätten dann coole Shows gespielt aber das nicht in die Songs gesteckt. Das ist einfach die Situation und das ist denke ich auch nachvollziehbar.

HD: Wie schafft man es denn die ganze Intensität eurer Live Shows im Studio rüber zu bringen?

Maik: Also bei uns ist das so. Wir testen die Songs ja auch immer im Proberaum oder spielen die einzeln schon mal live bevor wir die aufnehmen und da merkt man ja schon ob das Spass macht die zu spielen und ob man dazu auch ordentlich Headbangen kann und selber mitwippt und so. Das ist immer der beste Test für einen Song. Also wenn ein Song live funktioniert, dann ist es meistens schwer den auf CD zu verreissen. Man darf die Songs aber auch nicht im Studio so zerstückeln, wie es heute oft gerne gemacht wird. Wo dann jedes Riff einzeln aufgenommen wird. Sondern man muss ein Riff auch mal durchrollen lassen, auch wenn es mal nicht so gerade klingt, aber dafür entsteht so ein Live-Feeling, was so ein bißchen roher ist. Das versuchen wir dann auf CD beizubehalten. Natürlich muss der Sound heutzutage auch fett sein. Aber dieses Live-Feeling ist schwer hinzubekommen, wenn man den Song komplett im Studio schreibt, bevor man den mal auf die Leute losgelassen hat oder selber mal im Set zusammen gezockt hat.

HD: Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich zuerst ein bißchen schwer getan habe mit dem neuen Album. Ich habe den Vorgänger gehört und dann die neue Scheibe und dann wieder den Vorgänger und nun die neue Scheibe in den letzten Tagen natürlich extrem oft um mich auf das Interview vorzubereiten und es hat erst in den letzten Stunden so richtig klick gemacht. Ich glaube ich habe das nun langsam verstanden.

Maik: Was glaubst du verstanden zu haben?

HD: Nein, es hat einfach länger gedauert, bis die Songs so bei mir reingegangen sind. Den ersten finde ich richtig geil und dann wird es ab Lied sechs erst richtig fett, also die sind alle gut,aber ab da wird es erst so richtig interessant, finde ich. Die ersten Songs knallen einfach nur, aber ab Lied sechs merkt man, dass ihr richtige Songwriter seid und richtig viele interessante Ideen eingebracht habt.

Maik: Also da bist du dann die Ausnahme, denn die meisten Leute mussten sich die "Deaf to our Prayers" ein paar mal anhören, weil die so an denen vorbeigerauscht ist. Die fanden die neue Platte anfangs eher eingängiger, weil die mehr in die Fresse geht und da plakative Aggressivität herrscht und das verstehe ich, das sehe ich ein. Also mir ist es lieber, wenn du jetzt an der Platte was entdeckst was ein bißchen länger vorhält, als wenn die schon vor Veröffentlichungstermin eine Sache wird die man dann wieder weglegt. Es gibt ja einen Haufen CDs die findet man beim ersten Hören richtig geil, aber dann merkt man, da ist nicht soviel dahinter.

HD: Ich habe auch ziemlich lange vor dem Artwork gesessen und den Sebastian kenne ich ja auch ein bißchen. Wie seid ihr denn an ihn gekommen? Der hat mir gar nicht erzählt, dass er das Artwork für euch gemacht hat.

Maik: Viel erzählt er ja generell nicht der Sebastian. Ich kenne ihn leider nur vom Telefon und aus der Entfernung gesehen von irgend ner Show. Ich war halt von der War From A Harlots Mouth-CD ziemlich begeistert und habe die mir von Lifeforce dann auch mal geben lassen. Dann habe ich das Artwork gesehen und fand das ziemlich geil und dachte nur da können wir ja auch mal was anderes machen. Ich habe ihn dann gefragt ob er Bock hat mal was für uns zu kreieren.

HD: Ich mußte ehrlich gesagt auch mal nachschauen, was ein Iconoclast ist.

Maik: Ja na klar das mußten eigentlich fast alle. Die meisten tun immer so schlau, aber dann merkt man schnell, dass die auch nur die Wikipedia-Erklärung nachgeschaut haben.

HD: Polioklast wußte ich, aber...

Maik: Was ist denn ein Polioklast?

HD: Ein Polioklast ist jemand der mit einem Blick töten kann.

Maik: ....aha. Das kann ich mir gar nicht so herleiten.

HD: Na das kommt in Baudolino von Umberto Eco vor.

Maik: Wieder was gelernt.

HD: Ja wie ich heute. Aber worauf hat der Titel denn Bezug? Ein Iconoclast ist ja jemand der die religiösen Symbole einer Kultur zerstört.

Maik: Der ursprüngliche Begriff ist ja so. Religiöse Bilder, also Ikonen, werden zerstört. Aber da gibt es auch modernere Bedeutungen, dass also so moderne Götzenbilder und Idole, also heutzutage gibt es ja auch so moderne Ersatzreligionen. Ich weiß ja nicht wie viele Heiligenbilder die Leute auf der Strasse erkennen würden. Die Fressen bei Deutschland sucht den Superstar, die kennen se doch alle.

HD: Auf jeden Fall. Worum geht es denn diesmal genau in den Texten? Also vielleicht jetzt besonders bei einem Song wie Joel.

Maik: Bei Joel geht es zum Beispiel um religiöse Sekten, wie das in Südamerika und Nordamerika vorherrscht, die dann einen auf Turbokapitalismus machen. Wenn man da auf die Homepages schaut weiß man gar nicht so richtig ob das nun eine Unternehmensberatung ist oder irgendeine Kirche oder so was. Die verdienen massig Geld und erzählen den Leuten das auch noch, dass es nicht schlimm ist Geld zu verdienen und dass Gott will, dass man Erfolg hat und gebt uns ruhig das Geld und kauft das Buch. Das sind abgekartete Marketingunternehmen, die Gott nur noch als Selling Point nutzen. Diese Hingabe und dieses Gutes-tun im Rahmen einer Religion, was ich für positiv halte, wenn das jemand so sieht. Das ist da komplett verloren gegangen. Da ist Religion wirklich nur Marketing-Gag.

HD: Das Thema Widerstand kommt ja auch immer wieder bei euch vor. Ich erinnere mich noch an die Sache mit Sophie Scholl, die ja von euch thematisiert worden ist und bei Armia vom letzten Album ging es ja um den Aufstand in Warschau. Was hat denn Widerstand und besonders Widerstand gegen den Faschismus bei euch für einen Stellenwert?

Maik: Wir haben ja auch andere Sachen zum Thema Widerstand, so wie Nelson Mandela oder Salvador Allende und nicht immer nur diesen Nazi-Kontext. Wobei dieser Kontext ja einiges hergibt, da das ja die finsterste Zeit auf unserem Kontinent war und somit auch die Widerstandsbewegung da ziemlich beeindruckend. Deshalb bleibt man sicherlich auch oft bei dem Thema hängen. Wenn man sich mal die Weiße Rose ansieht, das waren Leute die waren so alt wie wir und was die schon für ein Weltbild und einen Weitblick hatten. Da kann man sich schon mal überlegen, ob man da genauso gehandelt hätte. Hätten wir das gemerkt? Oder für welchen Widerstand, welche Gedanken und welche Opfer waren diese Menschen bereit? Ich schaffe es ja noch nicht mal meinem Chef die Meinung in die Fresse zu sagen. Das ist so ein Gendankengang den man immer mitschleppen sollte. Also das ist so der kleinste Nenner den man so das rausziehen kann, neben der Würdigung, dass solche Geschichten nicht vergessen werden sollten. Das ist ja auch eine Motivation so was zu erzählen. Man muss da wenigstens das kleine Nachdenken im Kopf beibehalten und auch mal für sich selber nachdenken und vielleicht auch mal Widerstand leisten oder zumindest bereit dazu sein, wenn es soweit ist.

HD: Merken das die Leute und hat man den Eindruck als Band, dass man damit etwas bewegt?

Maik: Also ich war am Anfang, als wir die ersten größeren Stückzahlen an Platten verkauft haben, überrascht was es da für ein grosses Feedback gab. Wir hatten uns ja auch nicht die Illusion gemacht, dass man damit so viel bewegt. Was heißt viel bewegt, das ist vielleicht zu viel gesagt, aber, dass man so viele offene Ohren findet und was man da an E-Mail-Feedback bekommt oder an Leuten die sich auf Shows mit uns darüber unterhalten oder auch sonst kontaktieren, das war wirklich mehr als ich am Anfang gedacht hätte. Also das Bedürfnis politische Musik zu hören scheint wirklich ungebrochen zu bestehen.

HD: Na wenn es vielleicht auch eine Minderheit an Leuten ist finde ich das trotzdem sehr schön.

Maik: Ja es gibt ja auch Leute die sagen, ich kann euch nicht jeden Tag hören, ich brauch dann auch wieder Hammerfall oder Manowar. Das ist mir zu dumm jeden Tag politisch vollgebalvert zu werden, aber manchmal finde ich das schon gut. Solche Leute gib es natürlich auch. Das war ja bei Rage Against The Machine auch nicht anders, die haben ja auch nicht alle gehört, weil die die politische Message gut fanden. Natürlich gibt es dann auch Leute die Heaven Shall Burn hören wenn die einfach mal rumhüpfen wollen oder sich im Moshpit auf's Maul hauen.

HD: Was haltet ihr denn als politisch engagierte Band von dem aktuellen Thema Bootcamps?

Maik: Das ist natürlich ein kurioser Auswuchs von einer Sache deren Gedankengang eigentlich richtig ist. Aber dabei jemanden zu zerbrechen und in dann wieder aufzubauen, das ist ntürlich die Ultima Ratio, das allerletzte Mittel wenn schon so viel versagt hat, was eigentlich hätte richtiger laufen können. Das sind auch nur Leute die durch [...](Anm. d. Red.: Hier hat die Verbindung kurz ausgesetzt) kriminell geworden sind, gerade bei Jugendlichen ist das oft so. Die hätten auch mal jemanden gebraucht der mal zuhört oder der sie mal an der Hand nimmt und sie nicht auf den falschen Weg führt. Insofern sind so Jugendcamps nur ein Auswuchs, inwieweit das soziologisch und pädagogisch und strafrechtlich theoretisch machbar ist und was bringt, das vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe zwar Jura studiert, doch dafür hatte ich zu wenig mit Strafrecht zu tun. Das kann ich dann nicht beurtleilen. Ich finde es okay, da geht jeder freiwillig hin und es wird den Leuten nun auch mal aufgezeigt. Aber im Prinzip kriegen die da nur die Überdosis von dem Gift was sie die ganze Zeit gehabt haben: Gewalt, Aggression und Brutalität. Das kann in manchen Fällen heilend wirken, aber das kann auch zu einer Vergitung führen.

HD: Jetzt bin ich schon ganz woanders, dabei wollte ich doch eigentlich noch was zu den Songs fragen. Da waren noch so ein paar interessante Titel und ich habe das Album ja nur ohne Texte: The bombs of my saviour. Worum geht es da?

Maik: Bei Bombs of my Saviour geht es um die Geschichte von Victor Klemperer. Das war ein jüdischer Schriftsteller und Sprachwissenschaftler. Der hat im zweiten Weltkrieg in Dresden gelebt und hat sich dort auch mit seiner Familie versteckt. Dem ist es halt gelungen während der alliierten Bombenangriffe zu fliehen. Das ist so dermaßen widersprüchlich, eine fast schon absurde Situation. Also seine Retter hatten alles kurz und klein gebombt und er wäre fast selbst ums Leben gekommen, aber das war trotzdem die einzige Möglichkeit für ihn, Freiheit zu haben. Dass seine Mörder und Jäger da zerbombt wurden und er selber da mit in dem Feuer drin war, das ist so eine unglaubliche Situation, was ich ziemlich beeindruckend fand. Also er schildert das auch in seinen Tagebüchern. Ich kann jedem empfehlen das mal nachzulesen.

HD: Okay. Wobei geht es bei Murderers of all Murderers?

Maik: Ja - Murderers of all Murderers ist einfach, das ist so eine Ansammlungs von Nietzsche Zitaten, also dieser Gott ist "Tot-Kontext" - aber so ein bißchen auf die modernere Zeit gemünzt, dass wir die Gottesmörder sind mit dem was wir der Schöpfung und der Erde antun. Das kann man dann auch auf der CD nachlesen, da sind auch die Nietzsche Zitate aufgeführt und man kann das dann mit dem Text abgleichen und dann steigt man da auf jeden Fall dahinter.

HD: Dann noch einen - A dying Ember.

Maik: A Dying Ember handelt davon wie in unserer Geselschaft Schwache behandelt werden. Jetzt nicht nur Tiere, das Thema haben wir ja auch oft, sondern ältere Leute. Das geht dabei um einen älteren Menschen, der dann irgendwo verlassen sitzt und seine Gendanken fliegen läßt. Die anderen Bandmitglieder fanden das ganz berührend was dabei rauskam. Das war auch ein Denkanstoss von unserem anderen Gitarristen Alex der ja Altenpfleger gelernt hat und dann viele so verlassene Menschen gesehen hat. Das ist ja auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, dass solche Leute nicht mehr gebraucht werden.

HD: Das sind ja echt ein paar interessante Themen. Jetzt verstehe ich ja endlich mal worum es bei den Songs geht, denn ohne Texte mußte ich mir da meine eigenen BIlder zu den Songs ausdenken, denn so richtig verstehen tut man ja nix bei dem Gesang haha. Nun hätte ich gerne mal einen Tipp von dir welche Bands man so zur Zeit kennen sollte. Am besten einen Geheimtipp wenn es geht.

Maik: Also ich höre sehr, sehr gerne - weil der auch unserer Intros und Outros gemacht hat -  den Ólafur Arnald. Das ist ganz entspannte isländische Musik mit Geigen und Cello und Piano. Das höre ich auch immer ganz gerne zur Abwechslung. Ne Band die richtig knallt und die ich sehr geil finde ist Suicide Silence, eine ziemlich neue Band aus den USA. Geht ein bißchen in die Job For A Cowboy Richtung, aber ich finde es noch ein ganzes Stück besser. Also diese Legion Of The Damned Wiederveröffentlichung, die ist wohl auch ziemlich geil. Die geht auf jeden Fall auch ab. Das wäre auch ein Tipp von mir da mal reinzuhören.

HD: Vielleicht was unbekanntes bei euch aus der Ecke?

Maik: Was unbekanntes bei uns aus der Ecke? Da gibt es in Nordhausen eine Band, die heissen Anima. Die kann man auch auf jeden Fall mal abchecken. Die nehmen jetzt gerade ihre erste CD auf. Die haben mich schon auf jeden Fall richtig beeindruckt, das ist wirklich 'ne Wand. Eine talentierte Band - auf jeden Fall. Das ist aus unserer Ecke gerade das heisseste Eisen.

HD: Mal angenommen du hättest eine ganz junge Band die gerade anfängt vor dir sitzen. Was würdest du der für einen Ratschlag geben? Als jemand der schon zehn Jahre Musik macht.

Maik: Also wenn jemand da steht und möchte von jemanden Tipps haben wie es richtig läuft, das ist schon mal falsch. Wir haben so was niemals gemacht. Wir haben uns niemals Gedanken darüber gemacht und könnten uns auch nicht vorstellen, dass jemand mal eine CD von uns veröffentlicht, sondern haben einfach gemacht und haben nie irgend etwas mit Absicht forciert. Wir haben uns nie um einen PLattenvertrag beworben oder irgendsowas, das ist alles auf uns zugekommen. Wenn eine Band richtig geil ist, das mit Seele macht und gute Shows spielt, dann passiert das auch alles von alleine. Dann braucht man auch nicht irgendwelche Tipps von irgendwelchen Leuten. Der einzige Tipp denn ich geben kann ist auf jeden Fall: Bevor irgendein Vertrag unterschrieben wird sollte da ein Anwalt drüber schauen, aber wenn eine Band an dem Punkt ist, dann hat sie ja schon einiges ereicht.

HD: Da spricht gerade der Jurist in dir.

Maik: Ja, ja natürlich und wenn kein Anwalt drüber schaut sollten se wenigstens aufpassen, dass se nicht für mehr als zwei, drei Platten unterschreiben.

HD: Na das war doch auf jeden Fall was und auch der Ratschlag davor war doch auch ein sehr weises Wort. Dann um den Kreis zu schließen noch eine Frage. Am Anfang meintest du das neue Album wäre ja schon im Internet und es gibt ja jetzt auch Bands, wie zum Beispiel Radiohead, die ihre Alben komplett im Internet veröffentlichen. Haben die CD oder irgendelche anderen Speichermedien noch Zukunft? Wird das aussterben? Ist das Internet eher eine Chance oder eine Gefahr? Oder beides?

Maik: Also das ist auch eine Sache über die ich mir keine Gedanken mache, also durch das Internet hat sich das ja natürlich verlagert. Bands verdienen jetzt mit Konzerten und Merchandiseverkäufen ihr Geld, statt mit CDs und CD-verkäufen, das ist vollkommen klar. Nur ist das Internet auch eine super Chance für Bands, auch ohne irgendwelche Deals bei Labels zu unterschreiben ihre Musik an die Leute zu bringen, insofern sehe ich das überhaupt nicht als Gefahr. Ich denke die CD wird eines Tages auf jeden Fall durch irgendein Speichermedium ersetzt werden, das ist ganz klar. Die CD ist nicht so eine Liebhabersache wie eine LP, wo ich ein schönes Cover habe und so ein Ritual mit Auflegen, sondern ist eher ein praktisches Speichermedium und wird in Zukunft mit Sicherheit durch ein leistungsfähigeres Medium ausgetauscht werden. Es gibt ja heute schon Leute die überhaupt keinen Bezug mehr zu so einer physischen Art von Musik haben, sondern wo Musik nur als MP3 auf irgendeinem Player existiert.

HD: Vielleicht noch so zum Abschluss. Was meint ihr was wird 2008 wichtig für euch als Band und was wird 2008 in der Welt von Bedeutung sein?

Maik: Na ich hoffe mal, dass unsere Jungs bei der Fussball-EM ganz gut abschneiden. Ich hoffe auch mal, dass HSB eine Menge Festivals spielen werden, dass es genau so cool wird wie letzten Sommer. Ich hoffe, dass auch die große Politik endlich mal kapiert, dass am Klimawandel was gemacht werden muss und der Industrie da ein paar Gesetzte aufdrückt, die zumindest die Schadstoffausstöße etwas verringern.Wenn ich mir diese Automobilmessen ansehe und da wird ein 8-Liter Auto nach dem anderen vorgestellt mit so und so viel PS, also das ist einfach so vollkommen am Zeitgeist vorbei.

HD: Na gut. Dann möchte ich mich mal für das sehr interessante Interview bedanken. Ich war auch sehr überrascht, dass du uns als Gitarrist so differenziert von den Texten erzählen konntest...

Maik: Ich schreibe die ja auch haha.

HD: Ah okay. Da hatte ich ja den Richtigen an der Strippe. Vielleicht noch irgendwelche Worte an unsere Leser?

Maik: Das beste was man machen kann ist, außer sich die CD zu kaufen, natürlich einfach zu ner Show raus zu kommen. An die Leute die durch Metalcore abgeschreckt werden, wir haben bisher noch jedem Metaller gefallen. Das war nie ein großes Problem und wer uns live einfach mal ne Chance gibt den werden wir schon überzeugen.

Jan Röder.

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