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BLOODSTAIN

Vor nicht allzu langer Zeit noch in Viererbesetzung mit fetter EP abgeräumt, mittlerweile zum Sixpack aufgebohrt und jetzt mit dem “Baptism Of Fire“-Album stark nachgelegt. Die Hannoveraner Bloodstain sind mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs und geben richtig Gas. Kein Wunder, alle haben sie vorher schon in anderen Bands gespielt und wissen was sie wollen. Bassistin und Backupsängerin Janina Blaumeiser gab uns ein paar Infos.

HD: Hannover-Rock City! Da kommen ja auch Klaus und die Kappen-Boys her... beschreib doch mal kurz Eure Entstehungsgeschichte...

JB: Also, die Band gegründet haben Micha und Bryan mit dem Ziel, ein Projekt auf die Beine zu stellen was vor allem ihnen selber musikalisch Spaß macht, aber nicht nur im Proberaum herumdümpeln sollte. So ein bisschen ehrgeizig sind die beiden ja. Und Micha brachte dann auch Tobi, unsern damaligen Schlagzeuger an und ich bin durch Zufall auch dazugekommen, weil ich einen Bekannten von Micha kannte, der mich fragte: „Hey, du suchst doch noch ne zweite Band, wo du Bass spielen kannst. Ich weiß da wen.“ Und so bin ich dann da aufgeschlagen und es stand so gut wie sofort fest, dass die Chemie zwischen den Jungs und mir stimmte. Dann war ich 4 Wochen in den USA und als ich zurück kam, ich glaube so 1 Stunde nachdem ich gelandet war rief mich Micha an und sagte: „Wir gehen im Oktober (es war bereits August!!!) ins Studio und nehmen auf.“ Ja, gesagt getan und in ich glaube 4 Tagen haben wir dann unsre EP „Riding Shotgun“ aufgenommen. Der Song „Revenge“ war zu dem Zeitpunkt gerade mal eine Woche alt! Und dann ging es Schlag auf Schlag: Bauke hat uns bei Swellcreek Records aufgenommen, wir planten erste Auftritte und unser Debütalbum. Das mit dem Album hat dann etwas länger gedauert, weil wir so einige Lineup-Wechsel hatten. Den ersten Aufnahmetermin im Juni konnten wir nicht wahrnehmen, weil Tobi die Sticks am Schlagzeug wegen seiner Diplomarbeit niederlegte. Gott sei Dank kannte ich adäquaten Ersatz mit Uli und der war auch schnell Feuer und Flamme. Aber er musste natürlich die Songs erst mal draufkriegen und so waren wir erst Mitte November endlich im Studio und haben in einer Woche dann das Album aufgenommen. Da kam dann auch Burkhard vorbei und sang ein paar Guestvocals ein und war so begeistert, dass er unbedingt mitmachen wollte und wir haben nix dagegen gehabt. Und mit Burkhard kam dann auch Tim mal zu den Proben und war auch schnell als zweiter Gitarrist für den mittlerweile auch aus Uni-technischen Gründen ausgestiegenen Daniel gefunden.

HD: Mädels sind immer noch die Ausnahme in wirklich derben Bands. Es gibt zwar tonnen rockige Bands, die son schmuckes Mädel am Mikro haben, aber die hören sich dann auch meist alle ähnlich an. Ihr hattet vor Bloodstain alle schon Banderfahrung mit anderen Combos, war das dann was anderes mit ner Lady im Team?

JB: Ja, da kriegst du jetzt natürlich die genau andere Seite zu hören, hahaha. Aber ich denke die Jungs finden eine Frau in der Band ziemlich gut! Außerdem sagen sie immer, ich zähle ja gar nicht als Frau für sie, haha. Nein, es ist so, dass ich generell total unkompliziert bin und nicht so ein zickiges Frauchen und schon eher so der Kumpeltyp an Frau, mit dem man zu viel trinken, zu viel feiern und Spaß haben kann. Und sie haben immer was zum angeben, wenn andere Bands neidisch sind, dass sie keine Frau mit an Board haben...du weißt worauf ich anspiele, oder?! Und von meiner Seite aus ist das genauso: die Jungs sind wie große Brüder und beste Freunde für mich. Jeder würde alles für den andern tun und wir sind eine total eingeschworene Truppe. Wie Burkhard mal so schön gesagt hat: Wenn jemand ein Problem mit einem von uns hat, dann hat er gleich alle Sechse an der Backe.

HD: Wieso denn „Baptism Of Fire“ als Titel, Ihr seid doch schon erfahrene Mucker und es ist auch nicht Euer erstes Release, wieso also „Feuertaufe“?

JB: Nun ja, es ist schon so, dass wir alle erfahrene Musiker sind, aber mit jeder neuen Combo oder jedem neuen Musikprojekt startet man ja quasi immer von Null. Bloodstain ist zum Beispiel musikalisch ganz anders als meine andere Band END IS FOREVER und ich spiele ja auch Bass und mache nur Backingshouts. Und irgendwie war der Titel auch total passend, weil wir uns ja mit der Platte selber beweisen wollten, was wir können. Irgendwie erwartet ja jeder von uns, dass wir nach der EP jetzt ordentlich nachlegen und so gesehen passt der Name natürlich auch. Aber generell haben wir niemandem außer uns selbst etwas zu beweisen und wir sind absolut zufrieden mit dem Endergebnis und der Platte.

HD: Wie kams denn zu dem Deal mit Swell Creek?

JB: Tja, das könnte Bryan jetzt besser erzählen als ich. Denn er hat das Ganze quasi klargemacht. Er hat Bauke die EP geschickt und der war so begeistert, dass er uns bei Swellcreek aufgenommen hat und quasi auf eigenes Risiko die EP in sein Sortiment mitaufgenommen hat, obwohl er so was eigentlich nicht macht. Und mit dem Album war ja schon ganz klar, dass wir nirgendwo anders hingehen: never change a winning team! Bauke hat uns bisher so großartig unterstützt und steht so 100%ig hinter uns, dass man es sich als Band nicht besser wünschen könnte.

HD: Der Startseite Eurer Homepage kann ich entnehmen, dass das Album eigentlich schon im Februar erscheinen sollte – warum dann doch erst im Mai?

JB: Ja, das war ja wegen den ganzen Wechseln innerhalb der Band, aber hauptsächlich natürlich, weil Uli absolut fit sein wollte am Schlagzeug und auch seinen eigenen Stil in die Songs mit einbringen wollte und nicht nur das kopieren wollte, was Tobi vorher gemacht hat. Also wurde der Studiozeitpunkt verschoben und sollte eigentlich im September stattfinden. Da konnte aber Sickel, bei dem wir im Studio waren nicht, und so wurde es dann schon Mitte/Ende November. Und dann kam auch noch hinzu, dass wir das Album von Jacob Hansen haben mastern lassen, was natürlich eine großartige Sache für uns war! Und da das ja dann immer von Dänemark hin und zurück ging, hat das Alles noch mal länger gedauert als gedacht und so musste der VÖ eben angepasst und verschoben werden. Aber wir wollten ja auch keine halben Sachen machen und so war das schon in Ordnung.
 
HD: In Reviews wird bei Euch immer gerne mal der Vergleich mit Hatebreed gezückt. Geht Euch das auf die Nerven oder könnt ihr da gut mit leben?

JB: Ich glaube das liegt eindeutig an Michas Stimme. Die ist der von Jamie schon ziemlich ähnlich und auch songtechnisch glaube ich, dass man da tempomäßig, gitarrenmäßig und von Michas Gesangsstil(also, seine Art zu brüllen und sein Rhythmus) gewisse Parallelen ziehen kann. Lustig dabei ist nur, dass ich keine einzige HATEBREED-Scheibe besitze und nur ein einziges Mal auf einem Konzert der Jungs war und ansonsten vielleicht grad mal so ein, zwei Songs kenne. Daher ist der Vergleich vielleicht angebracht, aber von uns versucht keiner, die Jungs irgendwie nachzumachen oder zu kopieren. Außerdem dienen solche Vergleiche in Reviews ja auch hauptsächlich den Lesern dazu, die Band musikalisch irgendwo einzuordnen und sind meiner Meinung nach nicht immer so völlig übertragbar, wie es auf den ersten Blick scheint.

HD: Ihr seid noch nicht soo lange dabei, habt in der kurzen Zeit aber Vollgas gegeben und viel erreicht. Seht Ihr das so „make it or break it“, also ist das auch ebenso schnell wieder begraben, wenn die Band vielleicht irgendwann stagniert?

JB: Nun ja, da wir alle ziemliche Rampensäue sind, war uns schon irgendwie klar, dass wir auch Bühnen brauchen, auf denen wir rumhampeln können und nicht nur unsern Proberaum. Außerdem war es so, dass wir uns selber schon Ziele gesetzt haben, was jetzt Aufnahmen und so angeht, weil ohne Motivation geht nun mal nix. Man muss es nicht übertreiben, aber gewisse Ziele waren uns schon wichtig – und sind es noch. Klar, gibt es immer wieder Auf und Abs innerhalb einer Band, wo mal mehr geht und mal weniger. Aber für uns ist die Hauptsache der Spaß an der Sache. So haben wir letzte Woche in einer umgebauten WG ein Konzert gegeben. Hauptsache es macht uns Spaß! Wir wollen und werden uns von niemandem außer uns selbst zu irgendwas pushen lassen, aber wir nehmen schon das mit, was wir machen können.

HD: Auf Eurer Homepage stehen keine aktuellen Dates, Euer MySpace-Auftritt listet aber ein paar. Glaubt Ihr, dass reguläre Bandhomepages bald aussterben und sich jeder nur noch über MySpace präsentieren wird?

JB: Ja, die Homepage. Das liegt aber allein an unsrer eigenen Faulheit. Eigentlich wollen wir mit dem Release der neuen Platte auch die Internetpräsenz anpassen, aber irgendwie haben wir da noch nicht die Zeit zu gefunden, da mal die Updates zu machen und Sebastian von The Listen To It Network das Ganze dann mal in Auftrag zu geben. Und MySpace, da kümmert sich Burkhard drum, dem macht so was total viel Spaß und so lassen wir ihn walten, hehe. Natürlich ist Myspace ein großartiges Forum, um sich in aller Munde zu halten, viele Leute schnell und unkompliziert auf dem Laufenden zu halten und auch für PC-Legastheniker fällt Myspace leicht, haha. Aber ich denke eine professionelle Internetpräsenz in Form einer eigenen Homepage, das sollte schon jede Band, die halbwegs professionell oder wenigens amateurhaft musikalisch unterwegs ist machen. So für absolute Hobbycombos, die nur vor ihren Freunden und Eltern spielen, da ist das glaub ich nicht unbedingt nötig. Ich denke die Myspace-Seite sollte eine Homepage immer nur in ihrer Aktualität ergänzen oder was schnelle News angeht. Mehr nicht.
 
HD: Ist eine Tour zum Release geplant?

JB: Wir wollen auf jeden Fall das Album so gut es in unserer Macht steht supporten und promoten und auch auf der Bühne zeigen, was wir können und versuchen, die Leute mit dem Spaß, den wir haben, anzustecken. In wie weit dass nun in Form einer ganzen Tour stattfindet, ist schwer zu sagen. Denn wir sind ja arbeitendes und studierendes Volk und bei Bryan läuten im Juni auch die Hochzeitsglocken, da ist es schwer, am Stück nur unterwegs zu sein. Es wird sich als auf Mini-Touren an Wochenenden beschränken oder auch mal eine Woche am Stück, aber längere Zeit am Stück unterwegs zu sein, wird wohl aus eben diesen Gründen nicht machbar sein. Man muss das ja realistisch sehn: wir verdienen ja nix an unserer Musik und mit dem touren. Das machen wir ja nur quasi als Hobby. So können wir es uns nicht leisten, auf Dauer unsere Jobs wegen der Musik zu riskieren. Aber alles, was im Rahmen unsrer Möglichkeiten steht, werden wir versuchen mitzunehmen.

HD: Wieso ist denn auf der Rückseite der CD u.a. ein Sternchen hinter „Praise You“?

JB: Ja, das ist wegen der Guestvocals von Burkhard. Der mischt da im Refrain mit. Die Sternchen findest du auch bei „Fuck You All“, da hat er auch mitgemacht, und auch bei „The Moshpit“, wo er mitgröhlt und die Sängerin meiner ehemaligen Band Shepays Steffi Klawitter mich bei den cleanen Vocals unterstützt hat. Das ist quasi die Kennzeichnung, dass da noch wer außer nur Bloodstain – zu der Burkhard zu dem Zeitpunkt noch nicht zählte – seinen Senf dazugegeben hat.

HD: Ihr habt auf Eurem Album auch eine Coverversion untergebracht und Euch dabei ausgerechnet für eine Band entschieden, die an sich selbst eine Coverversion ist. Wieso also ausgerechnet Ektomorf?

JB: Nun, wenn der Song so von wem anders geschrieben worden wäre, dann hätten wir ihn trotzdem genommen. Das ist eigentlich ganz lustig, denn die With Full Force 2005 DVD mit der Liveperformance von „Fuck You All“ hat uns durch viele durchzechte Nächte begleitet und so passte das Ganze irgendwie. Das hat weniger mit der Band Ektomorf als mit der Message des Songs zu tun, die besonders Micha unser Sänger, super fand.

HD: Gabs andere Kandidaten für ne Coverversion!

JB: Ach, die gibt es zu Hauf! Da kommen wir so fast jede Woche auf das Thema, wenn wir im Proberaum sind und rumjammen, hahaha. Ich persönlich möchte, seit ich bei der Taste Of Chaos Tour 2005 den Blumenkohl-Bert von THE USED dies unglaubliche geschändete, fast blasphemische Version von REFUSED’ „New Noise“ gehört habe, immer mal eine Version davon machen. Bryan und Tim möchten gern alte HC-Klassiker covern und so weiter und so fort. Wir waren auch schon mal an KSE’s „Rose Of Sharyn“ dran, aber das eher nur, weil wir selber den Song so toll fanden, und nicht ernsthaft als Cover. Proberaum-spaß eben!

HD: Fighters, Weapons, ne Handgranate auf dem Shirt – das kommt ja ganz schon militäraffin rüber. Wart Ihr denn auch alle brav bei der Bundeswehr?

JB: Da haste natürlich wieder genau die falsche! Aber soweit ich weiß, war nur Micha bei der Bundeswehr, der Rest erzählt immer lustige und ekelige Geschichten aus Zivizeiten. Das mit den Weapons und Fighters und so ist alles noch ausgelegt auf unsere EP „Riding Shotgun“. Weil bei „Shotgun“ immer jeder an Waffen denken muß, aber kaum einer weiß, dass „Riding Shotgun“ eigentlich nur „auf dem Beifahrersitz mitfahren“ heißt! Und um eben dieses Paradoxon aufrecht zu erhalten und die Leute ein wenig zu verwirren und dieses Klischee von „Gewalt gehört zu harter Musik“ ein wenig ins Lächerliche und Obsolete zu ziehen, deswegen haben wir das so gelassen. Im Endeffekt sind wir ganz im Gegenteil überhaupt nicht Bollocore oder Ähnliches. Im Gegenteil! Jeder kann ja im Pit machen, was er will, aber mit Absicht Leuten ins Gesicht zu treten, das passt uns gar nicht!

HD: So, das wars mal in aller gebotenen Kürze mit meinen Fragen. Ein paar abschließende Worte?

JB: Öhm, ja, gute Frage. Ich denke was man zu uns noch abschließend sagen könnte ist, dass wir ein absolut verrückter, aber lieber Haufen sind, die Spaß haben an der Musik die sie machen und auch gern andere damit anstecken. Wir haben Bock auf Rock sozusagen, hahaha.

Thomas Jentsch

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Review: Baptism Of Fire, 2007 (rg)