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Mit einem Voivod-Album, geschweige denn einem Interview hatte ich nach dem ebenso plötzlichen, wie tragischen Darmkrebs-Tod ihres Gitarristen Denis D'Amour nun wirklich nicht mehr gerechnet. Umso erfreuter war ich über das neue Album und in der Folge übers Gesprächsangebot mit ihrem Frontmann. Voivod-Sänger Denis ?Snake? Belanger befand sich zum Zeitpunkt dieses Interviews auf einer europaweiten Interview- und Promotontour für das neue Album ?Katorz? seiner Band. Vor dem Abschluss in Deutschland war er u.a. in London, Paris, Mailand und Madrid. Unser Gespräch findet in der Nuclear Blast-Zentrale in Donzdorf statt; der Kanadier Denis ist fit, gut gelaunt und erweist sich von Anfang an als sehr angenehmer Gesprächspartner.

T: Das Album wird in Europa ja von Nuclear Blast veröffentlicht, in den Staaten erscheint es aber auf The End Records....

D: Ja genau, da haben wir auch schon den ganzen Sermon hinter uns: Listening-Parties, Interviews etc. fanden bereits in Montreal und New York statt, in LA wird noch etwas angesetzt.

T: Bist Du mit den bisherigen Reaktionen der Presse zufrieden?

D: Oh, bis jetzt war alles richtig gut. Die Leute wussten ja nicht, was sie erwartet, weil ?Katorz? ja unter sehr schwierigen Umständen entstanden ist. Es war dann schon sehr überraschend für uns, dass die einhellige Meinung war, dass das Album überwältigend ist ? was uns natürlich sehr motiviert. Wir haben ja noch weitere 13 Songs aus dieser Aufnahmesession, somit werden wir wohl 2007 wieder gemeinsam in einem Studio landen und mit den Parts von Piggy (dem Gitarristen, Anmerk. d. Verf.) einen Nachfolger produzieren.

T: Bei der Recherche für dieses Interview bin ich auf unterschiedlichste Bezeichnungen für Euren Stil gestoßen. Angefangen habt Ihr als Thrash Band, ich hab aber auch Begriffe wie Techno-Thrash, Progressive Metal und Psychedelic Industrial gefunden. Was findest Du am treffendsten?

D: Ich mag diese ganze Kategoriererei nicht allzu sehr, aber... na ja ? und das ist jetzt schon fast ein Klischee das zu sagen ? aber: Voivod ist Voivod! Es war schon immer schwer uns zu greifen, manchmal war das selbst für die Labels, die uns gesignt haben ein Risiko, denn man wusste ja nie, wie unser nächstes Album klingen würde. Wir haben uns mit jedem Album verändert, man hat uns u.a. auch Cyberpunks genannt, aber hey, das sind doch alles nur Wörter. Wie wärs mit Innovativ Metal?

T: Wenn Du Cyperpunk erwähnst, dann muss ich eher an Literatur als an Musik denken, William Gibson & Konsorten...

D: Eben, wir waren auch immer von Science Fiction beeinflusst. Science Fiction ist irgendwie auch immer recht nah an der Realität. Wenn sich Leute eine anderer Welt ersinnen, dann fliesst da ja immer die Reflektion der Realität ein.

T: War ?Snake? eigentlich ein Name den Du Dir speziell für den Sängerposten in einer Metalband zugelegt hast, oder hattest Du den vorher schon?

D: Das sind einfach nur lustige Namen, die wir uns gegenseitig verpasst haben. Ich hab damals an einem Improvisationstheater-Wettbewerb teilgenommen. Michel, der Drummer, hat einen meiner Auftritte gesehen, wo ich einen Wurm dargestellt habe. Und ich hab mit dem Auftritt tatsächlich überzeugt und bekam Standing Ovations. Später suchten Voivod dann einen Sänger und ich wusste, dass in der Band auch Denis D'Amour spielte, der es schon zu lokaler Berühmtheit gebracht hatte. Ich wollte als Jugendlicher eigentlich Comedian werden, liebte aber Metal auch über alles. Übers Singen hatte ich bis dahin also noch gar nicht groß nachgedacht. Als dann also das Vorsingen anstand, hatte ich ganz schön die Hosen voll, weil da eben auch dieser berühmte Gitarrist dabei war und ich wirklich nicht wusste, was mich da erwarten würde. Ich hab den Job dann aber bekommen und als es dann um diese Spitznamen ging, fiel Michel wieder meine Wurm-Performance ein und schlug eben ?Snake? vor...

T: Mein Französisch ist leider nur leidlich, ich weiss aber noch, dass quatorze vierzehn heisst, und ich hab gelesen, dass Ihr das Album deswegen so genannt habt, weil es eben Euer vierzehntes ist. Als ich dann aber die gelisteten Alben auf dem Info gezählt habe, bin ich nur auf zwölf vor ?Katorz? gekommen ? hat das Label da einen Fehler gemacht?

D: Naja, das kommt eben immer darauf an, wie und was man zählt. Ich glaub auf dem Info fehlt ein ?Best Of?-Album, sind also schon vierzehn. Klar heisst das Album ?Katorz?, weil es eben das vierzehnte Album ist, aber Piggy hat uns in der Entstehungszeit des Albums immer wieder Demo-CDs mit neuen Songs gegeben, auf die er ?Katorz? geschrieben hat...

T: Er hat es also unbewusst getauft...

D: Genau! Wir hatten schon eine ganze Zeit nach einem Albumtitel gesucht, es war aber alles immer irgendwie zu sehr mit Tod, Abschied oder solchen Sachen verbunden. Das wollten wir aber gar nicht, Piggy war so ein lebendiger Kerl und er ist in dieser Musik auch immer noch so lebendig... wir wollten dem Album nichts Trauriges hinzufügen. Und da war es, die ganze Zeit direkt vor unserer Nase: ?Katorz?.

T: Das Album wurde ja wieder von Glen Robinson produziert, mit dem Ihr auch schon bei ?Nothingface? zusammengearbeitet habt. Habt Ihr ihn gewählt, weil Ihr damals so gut zusammengearbeitet habt oder vielleicht auch wegen der Bands, die er seither betreut hat?

D: Zuallererst ist Glen einfach ein guter Freund von uns. Wir haben bei ?Nothingface? gute Erfahrungen mit ihm gemacht, wollten auch schon früher wieder mit ihm zusammenarbeiten, hatten aber immer überschneidende Termine, es hat nie geklappt. Piggy und ich wollten für das Album aber wieder mit ihm arbeiten, denn er weiss einfach sehr gut, was wir wollen und wie Voivod klingen. Nach Piggys Tod bedeutete es Glen noch viel mehr dieses Album zu machen, da sie besonders gut befreundet waren.

T: Ich habe über eine Listeningsession des Album gelesen, und da hiess es, dass zwischen den Songs Akustikgitarren-Parts waren, auf der Promo hab ich die aber erst ganz am Ende des Albums gefunden. Habt Ihr Euch noch kurzfristig gegen diese Passagen entschieden?

D: Die werden auf dem Album dann schon drauf sein, sie sind nur nicht auf der Promo. Diese akustischen Intropassagen stammen aus der Zeit als Piggy schon sehr krank war. Seine Freundin hat ihm eine Akustikgitarre geschenkt, seine erste Akustikgitarre...

T: Wie, er hat direkt mit E-Gitarre angefangen?

D: Genau, er hatte vorher nie eine Akustikgitarre! Er war also daheim mit dieser Gitarre, völlig betäubt, meistens mit Morphium und fabrizierte dort diese einminütigen Akustiksongs. Man kann im Hintergrund Autos vorbeifahren hören, man hört ihn atmen... das ist echt düster, intensiv und heftig. Wir fanden es aber interessant diese kleinen Songs einzubauen und haben die Songs dann von einem lokalen DJ mischen lassen. Das waren also Piggys letzte Songs...

T: Dann hat er also bis zum Schluss Gitarre gespielt und Songs geschrieben?

D: Ja.

T: Wo wir jetzt gerade über ihn reden? Ich habe selbst eine Band, und wenn ich mir vorstelle, einer meiner Bandkollegen würde sterben, dann wäre das fast unvorstellbar schrecklich und so war das bestimmt auch für Euch. Und sich dann nach einem derartigen Verlust wieder ins Studio zu stellen und seine Parts zu hören und darum das restliche Album zu bauen ? das stell ich mir verdammt hart und heftig vor. Und ich schätze mal, Ihr hättet das nicht gemacht, wenn Ihr nicht gewusst hättet, dass er genau das wollte. Ihr hattet die Songs auf seinem Laptop und habt vielleicht sogar ein paar Parts gemeinsam geprobt, aber auf der Gefühlsebene stelle ich mir das total hart vor...

D: Ich und Michel hatten da durchaus eine schwere Zeit, schlimmer geht es kaum noch, das ist wohl das schlimmste, was ich je erlebt habe, diesen Menschen zu verlieren. Er war jetzt kein Wahnsinniger, der ständig Drogen nahm oder gesoffen hat... er war so ein netter Kerl und hatte das echt nicht verdient. Trotzdem ist es so passiert. Das waren harte Zeiten für uns, nach der Beerdigung und der Andacht dann irgendwann wieder im Studio zu sein und diesen ganzen Schmerz mit sich rumzuschleppen. Wobei das irgendwie wohl auch wie eine Therapie und ein beginnender Heilungsprozess war. Als da im Studio nach und nach die Songs entstanden, ging es uns auch zunehmend besser. Wir wussten, dass es gut werden würde und gegen Ende waren wir fast am Heulen, als wir erkannten, dass wir da etwas geschaffen haben, auf das wir stolz sein können und auf das Piggy stolz gewesen wäre. Es ist fast so, als ob man den Tod überwunden hätte. Wir hatten im Studio das Gefühl, dass er jede Minute durch die Studiotür spazieren würde, er war so präsent... Wir hatten auch überall seine Gitarren aufgestellt und Bilder und ein großes Voivod-Backdrop aufgehängt. Nur so konnten wir es machen.

T: Ich bin beileibe kein Experte auf dem Gebiet, aber soweit ich weiss, ist Darmkrebs heutzutage doch relativ gut in den Griff zu bekommen und man hat gute Aussichten auf ein ?normales? Leben danach. Ist Piggy zu spät zum Arzt gegangen, oder woran lag es?

D: Es war ja nicht Piggys erste Begegnung mit dem Krebs. Er hatte früher schon einen Gehirntumor und hatte das alles schon hinter sich, Krankenhäuser, Untersuchungen und tonnen von Medikamenten. Er musste seither auch stets heftige Medikamente nehmen. Ich glaub auch, dass seine Leber unter dieser 20jährigen Medikamentenbehandlung ordentlich gelitten hat. Als er dann richtige Schmerzen bekommen hat, war es wohl schon zu spät. Er war auch nicht der Mensch, der jammerte, ich bin mir sicher, dass er gelitten hat, aber ich glaube er hat den Arztbesuch hinausgezögert, weil er eben genau wusste, was ihn erwartet. Außerdem wusste er, dass er seinen Albumbeitrag möglicherweise nicht hätte erbringen können, wenn er sich in Behandlung begibt. Er hat also alles vorher erledigt und auf den Weg gebracht, bevor er sich dann untersuchen ließ, und da war es dann halt schon zu spät... Er war ursprünglich auch wegen einer geringfügigen Sache beim Arzt. Dabei wurde dann aber etwas entdeckt, sie wollten weitere Tests machen, aber auch nicht so recht mit der Sprache rausrücken, was Sache ist. Und wenn's mal so weit ist, dann weiss man, was kommt...

T: Hat das alles Dein Verhalten in Bezug auf Deinen Körper und Deine Gesundheit verändert? Gehst Du jetzt lieber einmal zu oft zum Arzt?

D: Oh, ich gehe selbst sehr ungern zum Arzt; ich gehe nicht mal regelmäßig zum Zahnarzt. Klar, wenn ich dauerhafte, starke Schmerzen hätte... Ich kann Piggy da auch sehr gut verstehen, er mochte keine Krankenhäuser und Sachen dieser Art. Er war einfach ein Kid, das Spaß haben wollte...

T: Ok, lass uns hier mal nen Cut machen und wieder zum neuen Album finden, sonst wird das hier alles zu düster...

D: Gerne?

T: Hast Du alle Texte geschrieben und wenn ja, worum gehts denn hauptsächlich?

D: Diesmal hab ich so ziemlich alles alleine geschrieben. Diesmal war es mehr der Drang etwas zu sagen, als wie früher Einflüsse aus Poesie und Science Fiction. Es ging eher darum zu zeigen, was dieser Tage so in der Welt vor sich geht. Ich wollte diesmal direkter sein, die Lute schocken und aufrütteln. Das ist ein Notfall und besonders die Situation unserer Umwelt aber auch die ganzen Heucheleien und Betrügereien in der Politik... Wenn die Regierung, wie es in Kanada passiert ist, den Bürgern das Geld aus der Tasche zieht und es für eigene Zwecke einsetzt, dann wird aber höchste Zeit zu handeln ? wobei ich denke, dass das woanders genauso ist, dass Leute, die die Macht haben, diese ausnutzen und persönlichen Vorteil daraus ziehen. Man muss sich ja nur mal Enron oder was auch immer anschauen. Diese Leute brauchen an sich kein Geld, warum ziehen die alle ab? Wenn man sich nur mal die Nachrichten anschaut, die Menschheit ist wirklich dabei zum Teufel zu gehen ? und das macht mir verdammt noch mal Angst! All die ganzen Wissenschaftler und Experten sagen einem, dass es Probleme geben wird. Man hat am Nordpol ertrunkene Eisbären gefunden! Vor ein paar Jahren hiess es noch, dass die Polkappen zwar schmelzen, dass wir aber frühestens in fünfzig Jahren mit spürbaren Folgen konfrontiert werden würden. Ich persönlich habe keinerlei Vertrauen in die politischen Führer, es ist hier echt an der Zeit, dass die Leute selbst aktiv werden. Wenn alle zusammenstehen, dann hat diese Bewegung auch eine Menge Macht, die die Politiker nicht ignorieren können, denn was wären die ohne uns?

T: Das ist ja an sich der Grundgedanke der Demokratie...

D: Exakt! Aber denen da oben geht es nur um ihren eigenen Vorteil, es geht darum in der Zeit, in der sie an der Macht sind, einen guten Schnitt zu machen und die scheren sich einen Dreck, was in 50 oder 100 Jahren ist, weil sie da nämlich längst tot sind. Aber das hier ist nun mal unser Planet, das ist das einzige ?Raumschiff?, das wir haben. Der Tenor des Albums ist also eine Art Notruf, vergesst Nationalitäten, vergesst Religionen, vergesst Sprachen, all der ganze Kram, der an sich gar nicht wichtig ist. Ich bin ja nicht gegen Sport, aber wenn man das ganze Geld nimmt, das da investiert wird und damit etwas wirklich sinnvolles machen würde, da wäre schon viel geholfen.

T: Auf Deiner MySpace-Seite hast Du einen Eintrag in dem es um Hieronymus Bosch geht. Ein aussergewöhlicher Künstler seiner Zeit, der aber wohl auch die ein oder andere Stechapfel-Bowle geschlürft hat?

D: Ja, ich mag den sehr gerne und es war die Idee meiner Freundin das Bild da zu posten. Mein Lieblingsbild von ihm ist sogar noch furchterregender und verwirrender, ich kann mir nur die Titel nie merken.

T: Soweit ich weiss, hat er gar nicht so viele Bilder geschaffen, bzw. es sind nur sehr wenige erhalten geblieben, ich glaub es sind nur ca. 25 Stück...

D: Dafür gibt's auf denen jede Menge Details zu entdecken!

T: Eben, wobei da eine Lupe sehr hilfreich ist...

T: Über das Schlimmste, was Du mit der Band erlebt hast, den Tod von Denis, haben wir vorhin ja schon gesprochen, was waren aber so die Highlights in den vielen Voivod-Jahren?

D: Als wir damals als Kids angefangen haben, war das schon aufregend. Wir hatten ja keine Ahnung vom Business und waren völlig naiv. Alles war neu und wir eroberten quasi die Welt, gingen erstmals richtig auf Tour, trafen Leute von anderen Bands und lernten so die große weite ?Metal-Welt? kennen. Cool war natürlich das Touren mit vielen verschiedenen Bands, teilweise sogar mit Idolen von uns. Ozzfest 2003 war natürlich auch toll, wir hatten das neue LineUp mit Jason Newsted, was uns neuen Schub gab und genossen diese Phase sehr. Da lief einfach alles gut, ich war wieder in der Band und wir hatten ne prima Zeit. Aber fast immer wenn es richtig gut für Voivod lief, tauchten diese dunklen Wolken am Horizont auf und es kam wieder knüppeldick für uns. Aber wer weiss, vielleicht geht's ja wieder aufwärts irgendwann. Obwohl es jetzt schon wieder über acht Monate her ist, denke ich noch jeden Morgen daran, wenn ich aufwache. Und das ist jetzt auch so ein bisschen unsere Mission, der Welt zu sagen, was für ein toller Mensch er war und vor allem auch was für ein besonderer Gitarrist. Er hat irgendwie nie die Anerkennung bekommen, die er verdient hat.

T: OK, die breite Masse mag das nicht wissen, aber eine Menge Musiker weiss um seine Genialität und wird auch nicht müde ihn zu erwähnen.

D: Klar, da stimme ich Dir zu.

T: Ich hab gehört, dass der Tod Piggys nun nicht das Ende von Voivod bedeuten soll. Habt Ihr darüber gesprochen, wie es weitergehen soll, ob Ihr jemand neues in die Band holt und evtl. sogar wieder Shows spielt?

D: Etwa vor einem Monat haben wir das erste Mal über diese Sachen gesprochen, davor war es einfach zu heftig. Durch die Promotion des neuen Albums und all die Resonanz und die vielen Gespräche sind wir aber auf dem Weg der Heilung und sind offen für eine langfristige Lösung. Wir hatten auch schon viele Angebote von Gitarristen, die mit dem nötigen Respekt an uns herangetreten sind und einfach nur gesagt haben, wenn wir zukünftig was auch immer planen sollten, dann sollten wir an sie denken. Wo früher also kein Licht am Ende des Tunnels absehbar war, ist da jetzt schon ein kleines Licht sichtbar. Nicht mit ?Katorz?, aber vielleicht mit dem nächsten Album 2007 sind wir vielleicht so weit, dass wir den Verlust verkraftet haben und über jemand neues nachdenken können. Solange das Musik im Geiste von Piggy ist, dann kann es auch unter dem Namen Voivod laufen. Wir haben ja auch noch viele Aufnahmen von Piggys Ideen, die nie auf Alben verwendet wurde, vielleicht machen wir daraus ja auch noch etwas.

T: Als Du nach ?The Outer Limits? die Band verlassen hast, hattest Du eine anderer Band, die Union Made hiess. Ist die Band Geschichte, oder ist das etwas, was Du wieder aktivieren willst?

D: Das ist vorbei, wobei es theoretisch wiederbelebt werden könnte. Das war damals nur um in Form zu bleiben. Ich war nach meinem Ausstieg ziemlich down und wollte mit Musik eigentlich gar nichts mehr zu tun haben. Eineinhalb Jahre später hats mich dann aber wieder gepackt und ich musste was machen. Ich hab mich dann mit ein paar Jungs zusammengetan und am Wochenende bei Shows Spaß gehabt. Michel hat ja auch sein Projekt am Laufen und Jason steckt ja gerade in diesem Supernova-Ding...

T: Dieses Casting-Format, wo sie mit Gilby Clarke und Tommy Lee einen Sänger für ihre Supergroup suchen?

D: Genau. Und danach machen sie dann ein Album und gehen auf Tour. Ich schau also auch, dass ich in Bewegung bleibe und dies und das mache...

T: Du gehst also keinem normalen Job nach?

D: Nein, zur Zeit nicht. Ich hatte hier und da mal Jobs...

T: Klar, man muss ja von etwas leben...

D: Es war gar nicht so sehr das Geld, ich mag es einfach etwas zu tun zu haben.

T: Klar, man braucht etwas um den Tag zu strukturieren. Ich hab ja keine Ahnung, was Du so gemacht hast...

D: Hauptsächlich hab ich für die Import-/Export-Firma eines Freundes gearbeitet. Das ging so über fünf, sechs Jahre, allerdings nur so auf Teilzeit, wenn er eben jemand brauchte.

T: Es soll ja auch eine Dokumentation über Voivod im allgemeinen und Piggy im besonderen in Arbeit sein. Die wird wohl Sam Dunn machen, der ja kürzlich schon mit ?Metal. A Headbangers Journey? einen sehr guten Film über die Szene gemacht hat. Wann wird man die denn sehen können?

D: Die wird 2007 veröffentlicht werden. Es wird um Piggys Leben und die Entstehung von ?Katorz? gehen. Der Film wird wohl in ausgewählten (Programm)Kinos laufen und dann auf DVD veröffentlicht werden. Ich hab bisher nur den Trailer gesehen, und der war sehr interessant.

T: Wo wir gerade von Dokumentationen sprechen, Ich hab mal eine von Michael Moore gesehen, wo er u.a. das Verhalten von Amerikanern und Kanadiern vergleicht. Meine Frage also: Schliesst Du Deine Haustür ab?

D: Ja klar!

T: Echt? Weil in dem Michael Moore Film zeigt er wie paranoid und waffengeil die Amerikaner sind, geht über die kanadische Grenze und klopft an eine beliebige Haustür und öffnet diese dann auch gleich selbst ? denn die war nicht verschlossen! Gibt's dann diese Unterschiede in der Mentalität doch nicht?

D: Doch, auf jeden Fall! Da gibt es sehr große kulturelle Unterschiede. Die Amerikaner habens immer so mit ihren Waffen, ich denke, das hat auch mit ihrer Geschichte zu tun, wo sie eben Waffen brauchten um ihr Land zu verteidigen. Das ist in Kanada aber ganz anders. Da leben sehr wenig Leute auf riesiger Fläche, da muss man nicht so um sein Land kämpfen. Wir sind viel weltoffener und gastfreundlicher, da gehts weniger ums Abschirmen und Verteidigen. Außerdem halten die Amerikaner ihr Volk in einem permanenten Angstzustand. Aber trotzdem wir wesentlich gemütlicher sind, so gibt es doch auch bei uns in schon in kleinen Orten Kriminalität und da schließ ich natürlich meine Haustür ab, Verrückte gibt es überall!

T: Du warst ja auch einer der Sänger, die von Dave Grohl eingeladen wurden um an seinem Probot-Projekt teilzunehmen. Wie kams denn dazu?

D: Ich hab ihn vorher schon gekannt, wir hatten uns während seiner Nirvana-Zeit mal kurz bei einer Club-Show getroffen. Ich wusste, dass er ein großer Voivod-Fan ist. Irgendwann bekam ich dann einen Anruf von meinem Manager, der mir von einer Anfrage berichtete und ich war sofort begeistert und wollte mitmachen. Sein Assistent schickte mir also diesen Song und wow, der klang so nach Voivod, man konnte direkt sehen, dass Dave wirklich Fan war. Und es war allgemein eine gute Zeit denn kurz darauf rief mich Piggy an und fragte mich, ob ich nicht wieder bei Voivod singen wollte.

T: Das passierte zur selben Zeit, das Probot-Album ist doch noch gar nicht so lange draussen?

D: Ja, aber es hat eben auch sehr lange gedauert, bis er alle Songs und Sänger beisammen hatte und es dann schließlich veröffentlicht werden konnte. Ich bekam den Song 1999 und Dave meinte ?Mach einfach, was Du willst!?. Ich wollte natürlich etwas gutes abliefern und liess mich dann einfach von meinem Gefühl leiten. Ich schickte ihm also meine Vocals und er flippte völlig aus. Als wir uns dann trafen, fiel er förmlich über mich her und war so happy mit dem Song...

T: Ich hab ihn ja noch nie getroffen, aber ich hab mich oft gefragt, was wohl aus dem Mann geworden wäre, wenn sich Cobain nicht das Leben genommen hätte. Würde er dann immer noch Schlagzeug spielen? Die Welt hätte was verpasst...

D: Dave ist auf jeden Fall einer der begabtesten Leute dieser Tage...

T: UND er ist sehr lustig, ich schmeiss mich immer weg, wenn ich Videos von oder mit ihm sehe...

D: Genau. Er ist auch sehr locker, so überhaupt nicht arroganter Star, man kann ne prima Zeit mit ihm haben und er lacht die ganze Zeit.

T: Wie siehts bei Dir dieser Tage so aus, checkst Du noch neue CDs ab, liest die entsprechenden Magazine und gehst auf Konzerte, oder hälst Du Dich an die Juwelen in Deinem Plattenschrank und schwelgst in alten Zeiten??

D: Klar, ich hör mir schon ab und an mal was neues an. Aber ich hab natürlich schon oft alte, liebgewonnen Sachen im Player. Manchmal kommt mir aber auch was gutes, neues in die Finger. Dieses New Metal-Ding war nicht so meins, mir fehlte da immer etwas. Das wirkt auf mich auch oft mehr so Produkt-mässig und fake, irgendwie Plastik mit einem Schriftzug drauf. Das kickt mich nicht so, wie damals eben z.B. Motörhead oder meinetwegen auch die Ramones. Kann aber auch sein, dass ich eben einfach keine 20 mehr bin und viel übers Business weiss und bei vielen Bands einfach die kommerziellen Hintergründe herauslesen kann. Als ich gestern mit dem Promoter im Auto unterwegs war, haben wir eine coole Band gehört: Mastodon...

T: Wie geil, eine meiner absoluten Lieblingsbands!

D: Das ist mal wieder eine richtig gute Band, eine der positiven Überraschungen dieser Tage! Die kannte ich vorher gar nicht und wenn ich wieder daheim bin, werde ich mir auf jeden Fall alles holen, was es zu kaufen gibt.

T: Na, das ist doch ein feiner Abschluss eines interessanten Gesprächs, danke dafür und weiterhin alles Gute für Voivod!

D: Danke Dir für das coole Gespräch, machs gut!

Das Interview wurde von Thomas Jentsch geführt.

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Review: Katorz, 2006 (tj)
Review: Target Earth, 2013 (tj)