
Between The Buried And Me - The Great Misdirect
Ist jetzt schon Weinachten?! Es muss wohl so sein, denn Between The Buried And Me bescheren uns ein neues Album. Betitelt wurde es mit „The Great Misdirect“ und tritt zweifellos in enorm große Fußstapfen. Der musikalische Genius, mit dem die Allstar-Combo in Form der Vorgängerwerke „The Silent Circus“ und „Alaska“ schon ganz gewaltig an unsere Tür klopften, brach im Jahr 2007 mit dem Hammeralbum „Colors“ endgültig über uns herein. Logischerweise stellt sich nun die Frage, ob die in North Carolina ansässigen Extremmusiker in der Lage sind, dieser Überplatte einen würdigen Nachfolger an die Seite zu stellen. „Mirrors“ übernimmt die Eröffnung und kann wohl als eines der harmloseren der insgesamt sechs, meist überlangen Songkonstrukte betrachtet werden. Cleane Gitarren und melancholischer Gesang dominieren zunächst das Bild und erhalten erst spät Unterstützung von einem antreibenden Beat und einer jazzigen Basslinie. „Obfuscation“ zieht da gleich ganz andere Saiten auf und ballert mit wildem Riffing und kniffligen Gitarrenläufen um sich und entwickelt sich über Minuten hinweg zu einem wahren Monstersong. Das folgende „Disease Injury Madness“ stellt das alles aber - zumindest in Sachen Chaos und Zerstörung - locker in den Schatten. Eine fiese Breitseite in die Magengrube, die gegen Ende hin von einer grandios schönen Melodieführung unterbrochen und bereichert wird. Das ist mehr als beeindruckend. Nun schließt sich mit „Fossil Genera“ eine ziemlich abgefahrene Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn an, die von einem stilechten Ragtime-Klavier eingeläutet wird, und eine eigenartige Westernatmosphäre versprüht. Recht plötzlich konfrontiert der Song einen aber wieder mit der brachialen Welt des extremen Metal und findet erst nach einigen äußerst abwechslungsreichen Minuten seinen Abschluss in einem romantischen Ausflug in die Akustikecke. „Desert Of Song“ greift erneut das Westernmotiv auf; allerdings in anderer Form und wesentlich ruhiger als zuvor. Instinktiv denke ich dabei an Cowboys, die dem Sonnenuntergang mit der Steel Guitar im Anschlag entgegen reiten. Das abschließende „Swim To The Moon“ startet mit einem asiatisch angehauchten Percussion-Part, aus dem sich nach und nach ein Chaosungetüm direkt aus der Hölle entwickelt. Etliche Blastbeat-Gewitter wechseln sich mit Doublebass-Tiraden ab und paaren sich mit stampfenden Riffs und mitreisenden Melodien. Das ist sicherlich mehr als ein krönender Abschluss, wenn nicht gar der absolute Höhepunkt dieser Scheibe. BTBAM konnten mich nicht nur vollauf überzeugen, sondern auch aufs Neue überraschen. Ob “The Great Misdirect“ nun besser oder schlechter als der Vorläufer ist, wage ich nicht zu beurteilen. Und es spielt auch keine Rolle, denn das neue Werk ist auf jeden Fall anders und ohne Frage ebenfalls meisterhaft. (cj)