
Day Of The Dead - Perspectives
Gibt es einen besseren Zeitpunkt, eine Sache zu beenden, als auf ihrem Höhepunkt? Wohl nicht. Ähnlich dürften das die Hardcore-Veteranen von Day Of The Dead sehen, denn nicht lange nachdem sie das vorliegende Album veröffentlichten, wurde die Entscheidung bekannt gegeben, dass sich die seit dem Jahr 2001 bestehende Combo auflösen wird. Den Schlussstrich unter eine recht beachtliche Bandhistorie wird die Abschiedsshow am 09. Oktober in ihrer Heimatstadt Lisabon ziehen. Dort wird es sicherlich auch einiges vom aktuellen Release zu hören geben, denn „Perspectives“ hat es in sich. Wer ältere DOTD-Songs kennt, wird von dem doch ziemlich dunklen und vergleichsweise schweren Sound überrascht sein. Auch nehmen sich die Portugiesen Zeit, die acht Stücke (plus Intro) nicht nur nach althergebrachten Strukturen zu arrangieren, sondern erlauben ihnen, sich zu entwickeln und schöne Spannungskurven zu entfalten, um ihnen so eine bisher nicht gekannte Tiefenwirkung zu verleihen. Überhaupt fällt „Perspectives“ gar nicht wie eine straighte Hardcore-Platte aus, sondern versinkt zumindest streckenweise in Postcore- und Screamo-Ausflügen mit deutlich rockigen Einschlägen. Die typische Härte und Aggressivität einer Oldschool-HC-Scheibe vermisst man hier, dafür kann man aber eine melodische Intensität entdecken, die genauso einnehmend wie düster ist. Und so findet sich bei einer Gesamtspiellänge von gerade mal 20 Minuten trotzdem auch Zeit für ruhige und zugleich recht depressive Momente, die sogar so etwas wie Kopfkino auslösen können. Stimmlich wird dieser Streifzug in die Jagdgründe des Rock Core vom gewohnt souveränen Shouter Ricardo begleitet, der eine emotionale, stellenweise gar verzweifelte Darbietung beisteuert und so die unbedingt lesenswerten Texte bestens in Szene setzt. „Perspectives“ ist somit nicht für DOTD-Fans absolute Pflicht, sondern macht sich auch in jeder anderen Hardcore-lastigen Plattensammlung sehr gut. DOTD RIP. (cj)