
Atlases - When The Ocean Met The Sky
Von einer Band, die noch nicht mal ein volles Jahr auf dem Buckel hat, kann man eigentlich keine Großtaten erwarten, oder? Falsch gedacht. Atlases heißt dieses noch junge, aber sehr außergewöhnliche Quintett, welches seine Wurzeln im Südwesten Englands hat. Mit „When The Ocean Met The Sky“ geben sie ein erstes Lebenszeichen von sich, und das hat es in sich – soviel kann ich schon einmal verraten. Man sollte meinen, dass dieses Erstlingswerk mit lediglich vier Songs eigentlich recht kurz ausfallen sollte – und schon wieder hat man sich verrechnet: Knapp dreißig Minuten bringen die Stücke auf die Uhr! Eröffnet wird die Platte von „Portraits“, welches sehr ruhig und beinahe schüchtern beginnt. Erst als nach gut zwei Minuten der elektronische Beat einem realen Schlagzeug weicht, nimmt die ganze Geschichte Formen an, ohne aber wirklich heftiger zu werden. Sphärische Klänge stehen auf dem Plan, der von wunderschönen Melodien und einer äußerst dichten Atmosphäre vervollständigt wird. Ohne Tempoverschärfungen und Rhythmuswechsel gelingt es den Jungs über 9:30 Minuten eine sehr relaxte Stimmung aufrechtzuerhalten, ohne auch nur eine Sekunde langweilig zu werden. Und genau das ist das Erfolgsrezept der fünf Briten: Durch mitreißende Stimmungen und ausgefeilte Klangfarben ersetzen sie komplexes Songwriting und spannungserzeugende Steigerungen. Sie tummeln sich fast ausschließlich auf dem gleichen Level, ohne auch nur ein einziges Mal wirklich Dampf zu machen. Stattdessen erlauben sie ihren Stücken bedächtig zu wachsen und sich in Zeitlupe zu entwickeln, allerdings immer auf ihre eigene, extrem entspannte Art und Weise. Auch die beiden folgenden Stücke „This Light Crept By Me“ und „At The Bottom Of The Ocean“ treten in die Fußstapfen des Openers und schaffen es, mit einer sehr gefühlvollen Melodieführung und einem ausgeprägten Sinn für ruhige, und zugleich fesselnde Momente, durchweg zu faszinieren. Erst mit dem ‚Rausschmeißer’ „22.12.“ drücken Atlases ein kleines bisschen auf die Tube und überraschen mit tiefergelegten, verzerrten Gitarren, die eine gröbere, rauere Stimmung aufkommen lassen. Apropos Gitarren: Gleich drei Stück sind hier vertreten. Dafür schenkt man sich den Gesang, der sehr wahrscheinlich nur störend gewirkt hätte. Die vier Songs leben eindeutig von den filigranen, technisch einwandfrei umgesetzten Melodien, die den Hörer sprichwörtlich in ihren Bann ziehen. Wenn man bedenkt, welches Potential in dieser sehr jungen Combo steckt, müssen sich die Genregrößen richtig warm anziehen, denn mit aller Wahrscheinlichkeit werden sie schon recht bald von Atlases an die Wand gespielt werden. Fazit: Wer auf bleifußfreie, atmosphärische Musik steht, wird mit „When The Ocean Met The Sky“ voll auf seine Kosten kommen. Also zurücklehnen, Augen zu und sich einfach dorthin treiben lassen, wo das Meer den Himmel trifft! (cj)