Dolf Hermannstädter - Got Me? Hardcore - Punk als Lebensentwurf Buch
Zur Abwechslung gibt es hiermit mal wieder eine Buchbesprechung. Wer ist Dolf Hermannstädter? Obwohl er in keiner Band spielt, ist er sicherlich eine der wichtigsten Persönlichkeiten im deutschen Punk/Hardcore Underground. Er ist seit sage und schreibe 22 Jahren der Herausgeber des Trust Fanzines. Eine halbe Ewigkeit, insbesondere in einem so schnelllebigen Umfeld wie dem Musikbusiness. Das vorliegende Buch sind keineswegs Reflektionen eines alternden Punks der den jungen Leuten nochmal die Leviten lesen will. Es handelt sich hier um eine Sammlung der Kolumnen von Hermannstädter aus 21 Jahren Trust. Angefangen im Juli 1986 und endend im September 2007. So ist dieses Buch eine kleine Zeitreise. Hermannstädter reflektiert in seinen Kolumnen das jeweils aktuelle Zeitgeschehen und gibt seine Meinung dazu ab. Mal mit mehr, mal mit weniger Bezug auf die Musik, aber eben immer aus der Sichtweise eines intelligenten Punks. Beim Lesen der früheren Kolumnen fällt auf, dass sich die Welt gar nicht so gravierend verändert hat wie man meinen könnte und die Themen/Probleme dieselben waren wie heute. Dass man Texte aus einer vergangen Zeit liest merkt man oft kaum bzw. nur anhand der damaligen Geschehnisse oder anhand Bemerkungen wie "Ja, nun ist´s auch hier soweit, wir haben auch nen Computer..." (Dezember 1991). Es werden alle wichtigen Themen dieser Zeit behandelt, daneben aber auch viel Persönliches verarbeitet und die Szene kommentiert. Das Buch regt meist zum nachdenken an, aber auch immer wieder zum schmunzeln. Hermannstädter schreibt sehr direkt und unverblümt, aber immer auch gewitzt und anspruchsvoll. Das Vorwort wurde von niemand geringerem als Hardcore Legende Ian McKaye verfasst, der zudem den Autor interviewt. Wer mehr über die Szene lernen will, in Nostalgie schwelgen will oder sowieso Trust Fan ist kann sich dieses Buch getrost zulegen. Cool. (rg)




