Ulme - Dreams Of The Earth
Schon der Bandname ist etwas Besonderes: Ulme. Ein Baum. Und was für einer. Beim recherchieren erfährt man so einiges Interessantes: sie sind selten und von einem mysteriösen Sterben bedroht, das ihre Artgenossen auszurotten droht; sie sind sehr wählerisch in Bezug auf ihre Standorte; sie sind eine der wenigen Arten deren Blätter nicht symmetrisch sind und sie werden erst zwischen 30 und 40 Jahren fortpflanzungsfähig. Ulme. Das waren für vier Alben drei Brüder. Dann kam vor sechs Jahren der Bruch, der Blitz fuhr in den Baum, das Ende. Und im letzten Jahr dann neue Triebe, ein erstes kleines Blatt in Form der "The Glowing" EP; mit zwar nur noch zweien der Heesch-Brüder, aber immerhin. Jetzt also "Dreams Of The Earth". Und schon wieder ein besonderer Name, der viele Gedankenspiele zulässt. Und auch mit diesem Album werden sie nicht in jedem Vorgarten der vielen deutschen Reihenhaussiedlungen Wurzeln schlagen, gleich der Opener "The White Hallways" bringt es auf über acht Minuten Spielzeit und das überfordert den Durchschnittshörer beim Erstkontakt doch deutlich - und das ist nicht mal der längste Song, "Secluded" kratzt fast an der zehn Minuten-Grenze. Auch der Sound ist nicht gerade aufs hitsuchende Ohr zurechtgeschneidert, schön knarzig, rau und direkt. Grunge ist deutlich hörbar, aber auch Noise und Doom haben Spuren hinterlassen. Der Gesang ist emotional und auch nicht eitel, da wird schon mal gekreischt und die Stimme darf sich auch überschlagen. Hart-zart, laut-leise; das können sie perfekt, entwickeln unheimliche Größe und sind zu jeder Sekunde authentisch ohne sich in irgendeine Richtung zu verbiegen. Bei über eine Stunde Material stößt das Konzept hier und da an seine Grenzen und überrascht auf Dauer nicht mehr richtig, aber unterm Strich steht hier ein fettes Plus und die Band kommt in die dünn besetzte Schublade "Reunions, die Sinn machen". (tj)




