
Kurhaus - A Future Pornography
Schon die Verpackung ist sehr liebevoll: schlichter Digipack mit fettem Booklet und kleinem Comic („It´s Never Too Late To Break A Contract“ heisst der). Was sie denn dann mit der zukünftigen Pornographie gemeint haben erschliesst sich mir auch nach merhmaligem Hören nicht, Songtitel wie „Russlandfeldzug“ oder die halber Euro-Verrasche „Die Or Get Rich Tryin´“ sind jedenfalls sichere Lacher. Wobei es der Band bestimmt nicht um Lacher ging, das ist schon alles sehr ernst und wirkt auch durchdacht. Bei den ersten Songs, wenn nicht sogar Durchläufen, macht es einem die Band und insbesondere Sänger Jan mit seinem anfangs monoton wirkenden Geschrei a la Snapcase, recht schwer. Bewusst spartanisch produzierte Songs (gedoppelte Gitarren sind Fehlanzeige) entfalten erst nach einer gewissen Beschnupperungsphase ihren Charme, da steckt aber auf jeden Fall viel Identität drin, selbst die Elektro-Tupfer wirken in ihrem Oldschoolstyle eigen. Zwischen fast reinen HC-Tracks serviert die Band andererseits auch wunderbar melodische Emo-Songs. Anspieltipp ist das überragende „Propaganda Of Dance“, das mit fast vier Minuten auch der längste Song auf dem Album ist. Klischeefrei und sehr engagiert sind dann auch die Texte, die hier weit mehr als pure Musiktapete sind. (tj)