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    Dave Hause

Im Rahmen ihrer Europa Tour bekam ich in Böblingen die Gelegenheit ein Interview mit Slipknot zu führen. Es hatte schon etwas mystisches im Backstageraum auf meinen Interviewpartner zu warten, umgeben von all den, noch herrenlosen, Masken und Overalls. Schließlich gesellte sich ein unmaskierter Paul Grey (Nr. 2, Bass) zu mir und beantwortete meine Fragen. Im Lauf des Gesprächs stellte sich heraus, dass meine anfängliche Befürchtung es mit abgehobenen Rockstars zu tun zu haben als Falsch heraus. Paul und wie sich später herausstellte auch der Rest der Band sind absolut auf dem Boden geblieben und verhielten sich überaus nett und zuvorkommend.

Wie läuft die Tour bisher?

Wir sind zwar erst ein paar Wochen unterwegs aber bisher läuft es sehr gut. Wir spielen an vielen neuen Orten. Wir haben in Finnland in Helsinki angefangen. Dann waren wir in Stockholm, in Dänemark und Berlin. Morgen gehen wir nach Hamburg und dann nach Amsterdam.

Ah ja, dort wünsche ich euch viel Spaß.

(Grinst). Ich werde an den typischen Amsterdam Unternehmungen nicht Teilnehmen. Ein paar von den anderen aber schon. Ich bin mir sicher, dass sie ihren Spaß haben werden.
Die Tour führt uns dann weiter nach Spanien, Frankreich, Italien und England.

Wie ist der Unterschied zur letzten Tour zu dieser, damals wart ihr ja noch nicht so bekannt, habt in kleineren Hallen gespielt und hattet eine kleinere Produktion dabei.

Die Produktion ist etwas größer, aber wir konnten gar nicht unsere gesamte Produktion aus den Staaten mitbringen. In bestimmten Ländern braucht man spezielle Genehmigungen die wir nicht bekommen konnten und deshalb mussten wir viele Pyrotechnischen Effekte Zuhause lassen. Aber wir haben schon ein paar nette Extras dabei. Die Show wird cool. Es ist schon schade, wir konnten auch viele Lichter nicht bringen, was wir unbedingt wollten. Eines Tages werden wir aber alles dabei haben. Das ist schließlich auch eine Frage des Geldes. Es ist einfach auch Schweineteuer das alles mitzubringen.

 

Was kannst du zu eurem Album "Iowa" sagen?

Ich liebe es. Es ist mein Lieblingsalbum.

Echt?

Na ja, es ist eines davon. Es repräsentiert die Band sehr gut und ich denke "Iowa" ist genau das Album, das wir machen wollten. Ein starkes, härteres zweites Album. Es spricht eigentlich für sich selbst dass es das auch ist. Ich bin sehr glücklich damit. Wir hatten viel Spaß dabei es zu schreiben.

War es vom Anfang an euer Vorhaben das Album härter zu machen wie das Erste?

Irgendwie schon. Aber wir haben nicht alle Songs mit dieser Vorgabe geschrieben. Es kam teilweise auch einfach so aus uns heraus. Wir hatten einfach viele Ideen die brutaler waren als beim Ersten. Es hat sich dann einfach so entwickelt.

Was inspiriert euch beim Schreiben?

Die Erfahrungen der letzten drei Jahre. Dinge die wir auf der Tour zum ersten Album erlebt haben. Auch die Erfahrungen mit dem Musikbusiness mit all seiner Hinterhältigkeit. Wir haben verstanden wie der ganze Musikzirkus funktioniert, da kamen viele negative Emotionen hoch. Aber natürlich auch die positiven Dinge des täglichen Lebens.

Und wo liegen eure Musikalischen Einflüsse?

Ich habe damals wegen Kerry King Slayer angefangen Gitarre zu spielen. Slayer und das alte Punk-Rock Zeugs wie Circle Jerks, Black Flag und Dead Kennedys haben mich beeinflusst. Ich habe aber auch andere Einflüsse wie die Beatles oder Pink Floyd.
Bei neun Leuten in einer Band kommen so viele Einflüsse zusammen, dass es den Rahmen sprengen würde. Unser gemeinsamer Nenner ist aber einfach "heavy music".

Habt ihr beim Schreiben des neuen Albums sehr unter Druck gesetzt gefühlt? Wolltet ihr bestimmten Ansprüchen gerecht werden?

Es gibt immer Druck, sei es von Seiten der Plattenfirma oder der Kritiker die bestimmte Erwartungshaltungen an das zweite Album haben. Es muss Erfolgreicher sein, so und so klingen usw...
Wir haben versucht das ganze einfach abzublocken. Als wir mit dem Schreiben angefangen haben, sind wir wieder zu Shawn in den Keller gegangen, wo wir früher geprobt haben. In diesem kleinen Raum haben wir dann einfach gespielt und geschwitzt. Wir haben alle Leute möglichst fern von uns gehalten. Wir wollten einfach nicht diesem Druck erliegen. Aber natürlich war er da. Jeder will dir erzählen wie das Album klingen muss. Wir haben da aber einen Scheiß drauf gegeben und gesagt, dass wir genau das Album machen werden das wir machen wollen. Wenn es sich verkauft ist das gut, wenn es sich nicht verkauft ist uns das egal.

Ist es nicht manchmal schwer, Songs mit neun Leuten zu schreiben, die alle ihren eigenen Kopf haben? Gibt es viel Streit?

Nein eigentlich nicht. Wir sind uns meistens einig. Es ist eigentlich einfacher mit neun Leuten, da jeder Ideen beisteuert und so das Schreiben belebt wird. Wenn einer nicht mehr weiter weis, hat ein anderer vielleicht eine Idee. Vielleicht werden dir andere Bands die zu neunt sind das genaue Gegenteil erzählen. Wir haben aber ähnliche Vorstellungen von unserem Sound, so ist es recht einfach.

Hättest du dir den Erfolg den ihr zur Zeit habt früher vorstellen können?

Nein. Ich wusste zwar, dass unsere Band gut war, aber diesen Erfolg hätte ich mir nicht träumen lassen. Das ist ganz schön mind-blowing. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in Deutschland sitze und mit ein Interview gebe, wie jetzt. Ich komme aus Iowa. Wir haben früher nur in kleinen Clubs in der Umgebung gespielt. Manchmal auch in anderen Städten wie Chicago. Der Erfolg ist wirklich unglaublich. Hoffentlich bleibt er.

Wie hat sich dein Leben seit dem Durchbruch verändert?

Ich kann jetzt meine Rechnungen bezahlen. Sonst eigentlich nicht viel. Früher habe ich Musik gemacht und musste dann zur Arbeit. Heute ist die Musik meine Arbeit und ich kann mich ausschließlich darauf konzentrieren. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich hasse arbeiten.

Was hast du denn gearbeitet?

Als Bauarbeiter. Ich habe Beton gemacht.

Hmm...toller Job.

Yeah?er war total scheiße.

Dann schon lieber Rockstar.

Auf jeden Fall. Es ist auf jeden Fall besser ein Rockstar zu sein als ein Bauarbeiter. Man bekommt auch bessere Mädchen. Hahaha.

Was würdest du machen wenn du nicht in Slipknot wärst?

Ich wäre trotzdem in einer Band. Ich wäre auch in der Band wenn sie nicht erfolgreich sein würde. Wir haben jahrelang gespielt ohne Erfolg. Ich habe auch schon vor Slipknot in anderen Bands gespielt.

Es gibt Kritiker, die behaupten, ihr seid nur aufgrund eures Images und der Masken erfolgreich. Was kannst du dazu sagen?

Whatever!! Ich denke wenn hinter dem Image keine gute Musik stehen würde die es stützt würde sich niemand für die Band interessieren. Wie erfolgreich sind z.B. GWAR geworden? Es ist mir egal was die Leute sagen. Wir tun das, was wir tun und ich weiß was wir tun. Entweder es gefällt dir oder nicht.

Und warum habt ihr dann die Masken?

Es fing an als ein Anti-Image Ding. Es wurde dann aber irgendwie zu unserem Image. Wir waren Nobodys auf der Bühne in einer Scheune in Iowa. Wen interessiert es wer wir sind oder wie wir aussehen. Es wurde dann eine große Sache daraus gemacht. Jetzt stecken wir irgendwie darin fest.

Wenn du die Band auf eine Aussage reduzieren müsstest, wie würde sie lauten?

Denk für dich selbst und scheiß darauf was die anderen sagen. Nimm dein Leben in die Hand.

Ich bin mir sicher du hast eine Interessante Tourstory auf Lager. Erzähl doch mal eine.

Wir waren auf der Ozzfest Tour 99, es muss irgendwo in Ohio gewesen sein. Chris, ich und ein paar Jungs von den Deftones waren in einer Bar und haben uns heftigst betrunken. Chris ging dann im Bus schlafen. Irgendwann morgens wacht er auf und öffnet den Vorhang zu Sids Bett unter ihm und pisst hinein. Sid wacht auf und ist natürlich stinksauer und will Chris verprügeln. Das witzige ist aber, dass Chris gar nicht wusste was er tat und es später selbst nicht glaubte. Das war witzig.

Habt ihr in den Staaten eigentlich Probleme mit Christlichen Moralaposteln?

Es gibt schon ab und zu Proteste vor den Hallen. Wir haben mal gegenüber einer Kirche gespielt, die hatten ein großes Schild rausgehängt auf dem stand: "No Masks will hide your sin from god!" Das war cool, wir haben uns das angeschaut und nur gelacht.
Wir hatten auch schon Mord und Bombendrohungen. Es kam schon vor, dass wir die Halle von einem Bombenkommando durchsuchen lassen mussten. Aber es war nie was Ernstes. Das ist einfach die dumme Kurzsichtigkeit dieser Leute. Niemand in der Band ist ein Satanist. Wir geben da nicht allzu viel drauf.

Wieviel Einfluss habt ihr auf die Eintritts und Merchandise Preise auf Shows?

Überhaupt keinen. Wir kommen nur und spielen. Das machen die Veranstalter. Wir sehen auch die Hallen in denen wir spielen nicht vorher. Ich weiß auch gar nicht was die Tickets heute Abend kosten.

Es ist sehr teuer. Ein Ticket kostete ca. 75 DM.

Jesus Christ. Ist das weit über dem Durchschnittspreis?

Ja, auf jeden Fall.

Oh man. Das wusste ich nicht. Das ist ja Scheiße. Das liegt am Veranstalter. Da werde ich gleich mal mit unserem Manager reden, das darf doch nicht wahr sein. That´s fucking crazy. Ich glaub auch nicht, dass die anderen das wissen. Die werden ausflippen.

Und wie steht es mit dem Merchandise? Das ist auch sehr teuer.

Wirklich? Toll! Da haben wir auch keinen Einfluss. Unser Mechandise gehört einer Firma, mit der wir nichts zu tun haben.

Auf den Promo Fotos zum neuen Album habt ihr diese roten Armbinden, mit dem Slipknot-Logo darin, getragen. Diese Armbinden hatten auffallende Ähnlichkeit mit denen der Nazis. War euch das bewusst?

Nein, es war auf keinen Fall als Nazi Symbol gedacht. Wir hatten viele Verschiedene Armbinden, andere waren grün mit schwarz. Wir hatten auch blaue mit Silber.
Uns ist selbst erst viel später aufgefallen, dass man die Fotos missverstehen könnte. Wir dachten selbst: "What the fuck??". Es sollte zwar aussehen wie eine Uniform aber auf keinen Fall sollte es in die Nazi Richtung gehen. Es sollte eine Slipknot-Uniform sein. Wir glauben in keiner Weise an diese Scheiße.

Vielleicht war es dann nicht besonders Clever die roten zu benutzen.

Ja, da hast du Recht. Wir haben da nicht genügend nachgedacht. Ist dumm gelaufen. Bekommen wir das oft vorgeworfen?

Ich habe es jetzt schon ein paar Mal gehört, aber ich denke es gibt auch viele Leute denen es noch nicht aufgefallen ist.

Da kann ich mich nur entschuldigen. Die Nazis waren Verbrecher und haben viele schreckliche Dinge getan. Wir wollen damit nichts zu tun haben.

Hast du noch letzte Worte?

Einfach vielen Dank für das Interview und die Unterstützung. Wir sehen uns beim nächsten Mal, wenn wir hoffentlich die ganze Show mitbringen können und günstigere Eintrittspreise haben.

Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.

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